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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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und es mir nur nicht gemerkt, weil niemand gesagt hatte, dass er in unsere Richtung zog. Die Sonne ging gerade unter, und es war keine einzige Wolke am Himmel zu sehen.
    »Der Kegel ist das, was man die mögliche Zugrichtung eines Hurrikans nennt, denn Stürme können sehr unberechenbar sein«, sagte Onkel Chris. Das Wetter war eindeutig sein großes Steckenpferd, seit er aus dem Gefängnis raus war. »Wir bekommen wahrscheinlich nur die Regenbänder ab – die Gewitter, die das äußere Auge des Sturms umgeben. Aber bei diesem hier sind sie sich noch nicht ganz sicher. Der Risikozeitraum beläuft sich auf drei Tage, haben sie gesagt.«
    Ich starrte ihn an, erschrocken darüber, dass ich wieder mal zu sehr mit meinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt gewesen war, um irgendetwas mitzubekommen. Vor allem, da ich doch die Wellen am Strand gesehen hatte, ganz zu schweigen von der Gewalt des Sturms von letzter Nacht. Die Hurrikan-Saison dauerte jedes Jahr von Juli bis November, und jetzt hatten wir erst September. Wir waren mittendrin.
    Für mich jedoch schien die Hurrikan-Saison nicht nur im wörtlichen, sondern auch im übertragenen Sinn noch anzudauern: Als ich Farah und Seth zum Pickup gefolgt war, hatte mein Handy begonnen, Radau zu machen. Die Nummer, die Richard Smith auf meinen Stapel Flyer gekritzelt hatte, blinkte auf dem Display.
    »Hallo?«, hatte ich gesagt, nachdem ich mit pochendem Herzen drangegangen war.
    »Miss Oliviera?« Die raue Stimme war mir nur allzu bekannt vorgekommen.
    »Ah, Mr. Smith. Danke, dass Sie zurückrufen.«
    Keine Reaktion.
    »Ähm …«
    Seth und Farah hatten gerade beschlossen, sich ein wenig Privatsphäre zu gönnen, bevor sie ins Auto stiegen. Doch so privat war das gar nicht, was sie da machten, denn jeder in der Nähe des Island Queen konnte sie sehen, als sie, an den Kotflügel gelehnt, so richtig loslegten. Wenn es das war, was mir in den nächsten sechs Wochen oder so bevorstand, während derer die beiden mit ihrer Clique jede Menge Zeit in unserem Haus verbringen würden, um in unserer Garage diesen Sarg zu bauen, dann vielen Dank. Das war es nicht wert, nicht einmal für Alex. Ich hätte mir ein Beispiel an Onkel Chris nehmen und das Wetter zu meinem neuen Hobby machen sollen.
    »Würde es Ihnen passen, wenn wir jetzt einen Termin für das Treffen ausmachen, von dem in Ihrer Nachricht die Rede war?«, hatte ich gefragt.
    »Das würde mir ganz hervorragend passen«, hatte der Friedhofsaufseher geantwortet. »Wann haben Sie Zeit, Miss Oliviera?«
    »Ähm …« Ich schaute hinüber zu Seth und Farah, die immer noch rumknutschten, und wandte schnell den Blick wieder ab. »Jetzt. Jetzt wäre ganz super. Ist das machbar für Sie?«
    »Jetzt wäre ganz und gar nicht machbar für mich«, hatte er in mürrischem Ton geantwortet. »Aber um sechs, wenn mein Büro geschlossen hat, dann hätte ich Zeit. Ich gehe davon aus, dass Sie wissen, wo mein Büro ist.«
    »Ja, das weiß ich«, hatte ich geantwortet und den offensichtlichen Seitenhieb einfach ignoriert. Natürlich wusste er, wie viel Zeit ich auf dem Friedhof verbrachte. »Ich werde um sechs da sein.«
    »Trödeln Sie nicht herum. Ich gehe pünktlich um sechs, wenn Sie nicht da sind«, hatte Smith noch gesagt und dann aufgelegt.
    Mit zusammengekniffenen Augen hatte ich mein Handy angestarrt. Auf den ersten Blick mochte ich ja aussehen wie ein braves Schulmädchen mit honigfarbenen Augen, das seinen Rocksaum vorschriftsmäßig maximal zehn Zentimeter über den Kniekehlen trägt, dachte ich. Aber dir, alter Mann, werde ich heute noch die Fransen von den Schuhen reißen. Gib meinen Namen doch mal bei Google ein, wenn du mir nicht glaubst.
    Zumindest in meiner Fantasie lag das durchaus im Bereich des Möglichen.
    »Man kann gar nicht vorsichtig genug sein mit diesen Stürmen«, sprach Onkel Chris weiter. »Je nachdem, in welche Richtung er zieht, streift er uns vielleicht nur, oder wir kriegen ihn voll ab. Nichts, weswegen man sich übertriebene Sorgen machen müsste, aber wir wollen doch nicht, dass all die schönen Gartenmöbel in eurem Pool landen, oder? Wenn man bedenkt, wie viel Geld deine Mom für das alles ausgegeben hat … Seth Eins.«
    »Wie bitte?« Ich musste mich beeilen, wenn ich es rechtzeitig zu Mr. Smiths Büro schaffen wollte. Nachdem wir beim Island Queen gewesen waren, hatten Seth und Farah mich mit zu den Koralleninseln genommen, um mir das neue Spekulationsobjekt ihrer Väter zu präsentieren. Ich hatte ganz

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