Jeremy X
ausgesprochen weitsichtig, wenn man bedenkt, wie sehr sich Erewhon derzeit von Manticore entfremdet hat und wie sehr sich die interstellare Lage hier draußen immer weiter verschlimmert.« Ehrfurchtsvoll rollte er mit den Augen. »Das ergibt also nicht nur für jeden hier im Sektor rein wirtschaftlich gesehen Sinn, sondern stellt zugleich eine Gelegenheit dar, offen darum zu werben, dass Erewhon - und sein Wurmloch-Terminus - wieder in die liebende Umarmung der Liga zurückkehrt.«
Stephens schnaubte sarkastisch, und Watanapongse lachte leise in sich hinein.
»Eigentlich«, fuhr Rozsak deutlich ernsthafter fort, »wäre es wirtschaftlich gesehen wirklich durchaus sinnvoll, wie auch immer man dazu stehen mag. Und logistisch steckt Erewhon in der Zwickmühle. Nach dem, was auf Torch passiert ist, haben die Erewhoner praktisch alle Brücken zu Manticore hinter sich abgebrochen. Na ja, vielleicht ist das nicht sonderlich geschickt ausgedrückt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Manticore - oder zumindest die Königin der Mantys - sie durchaus wieder aufnehmen würde, aber Imbesi und seine Freunde haben zumindest das mittlere Segment besagter Brücke ziemlich gründlich gesprengt.
Wie dem auch sei: Erewhon hat nie eigene Wallschiffe gebaut - und ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch einige Leute auf Alterde wissen. Tatsächlich hat Erewhon sogar einen Großteil seiner Kreuzer bei fremden Lieferanten erworben. Damals, bevor sie sich der Manticoranischen Allianz angeschlossen hatten, haben die Erewhoner die meisten Schiffe bei solarischen Schiffbauern erstanden; seit sie sich mit Manticore verbündet hatten, waren es dann Schiffe in Manty-Bauweise. Aber dieser Weg ist ihnen jetzt verschlossen, vor allem, wenn sie irgendwann den gegenseitigen Beistandspakt mit Haven förmlich unterzeichnen. Andererseits ist Haven wirklich nicht in der Lage, ihnen moderne Wallschiffe im Übermaß zum Kauf anzubieten, und selbst wenn es um Haven anders stünde, hängt der technische Stand der Haveniten immer noch dem von Manticore hinterher - noch, zumindest. Nebenbei bemerkt ist er nicht einmal so gut wie die ›Manticore-Light‹-Technik, die Erewhon selbst zur Verfügung steht.
Also ist es für Erewhon nur vernünftig, wenn sie ihre eigene Flottenbau-Kapazität erweitern. Schon seit langem bauen sie eigene Zerstörer und andere leichte Einheiten, also ist es nun wirklich nicht so, als fehle es ihnen vor Ort an Erfahrung. Sie hatten nur bisher nie den Eindruck, die Investition in die ganze Infrastruktur rechtfertigen zu können, die erforderlich ist, um Großkampfschiffe zu bauen. Natürlich würden wir es vorziehen, wenn sie weiterhin bei der Liga einkaufen würden, falls sie irgendwelche Wallschiffe benötigen.« Es entging Stephens nicht, dass der Konteradmiral so klang, als meine er das, was er hier sagte, tatsächlich ernst. »Bedauerlicherweise«, fuhr Rozsak fort, »können wir sie nicht dazu zwingen, und ich fürchte, sie sind nicht ganz glücklich darüber, einen Auftrag dieser Größenordnung an solarische Werften zu geben. Einige von ihnen scheinen doch tatsächlich die düstere Vermutung zu hegen, die Liga könne die Lieferung ihrer neuen Schiffe ein wenig hinauszögern, um ihnen, was den Erewhon-Terminus betrifft, ein bisschen den Arm auf den Rücken zu drehen. Ist natürlich lächerlich, dieser Gedanke, aber was soll man von so einem Haufen Neobarbaren schon anderes erwarten?
Aber wenn sie keine solarische Ware kaufen wollen, und sie weder bei den Mantys noch bei den Haveniten kaufen können, dann ist es das Einzige, was ihnen noch bleibt, in den sauren Apfel zu beißen und die eigene Schiffsbau-Kapazität auszuweiten. Ganz offensichtlich ist kein einzelnes Sonnensystem in der Lage, wirklich viele Wallschiffe zu bauen, und es ist wahrscheinlich albern, wenn sie derart viel Kapital in eine Kapazität hineinstecken, die in drastischem Maße zu wenig genutzt werden wird. Aber wenn sie entschlossen sind, es trotzdem zu machen, dann können wir in dieses Projekt genauso gut auch investieren und ihnen dabei helfen, das zu bauen, was sie benötigen. Vieles von dem, was sie brauchen, werden sie bei uns kaufen, also ist das eine echte Konjunkturspritze für die Geschäftswelt des Sektors. Auch den Investoren wird das einen netten Gewinn bringen, und wie ich schon sagte, es wird uns - und mit ›uns‹ meine ich natürlich die Liga im Ganzen, soweit Chicago mit diesem Begriff überhaupt etwas anfangen kann - wahrscheinlich die
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