Jeremy X
auf Maya gibt es verdammt viel Geld. Es gibt hier verdammt viel mehr Geld, als Agatá Wodoslawski oder sonst irgendjemand im Schatzamt von Alterde auch nur vermutet - und das ist wahrscheinlich der einzige Grund, warum sie nicht darauf bestanden haben, die ›Verwaltungsgebühren‹ noch höher zu schrauben. Ich denke, wir werden für unsere Zwecke mehr als genug abschöpfen können.«
»Ich weiß nicht recht, Oravil«, gab Rozsak zu bedenken. »Unsere ›Zwecke‹ werden ziemlich groß werden, falls - oder sobald - die Karre erst einmal in den Graben gefahren ist.«
»›Falls‹ ist da wirklich das falsche Wort«, gab Barregos recht grimmig zurück. »Darum geht es hier ja schließlich. Aber wenn ich sage, wir können mehr als genug abschöpfen, dann meine ich damit, ich kann alles abschöpfen, was wir tatsächlich auszugeben wagen können. Wenn zu schnell zu viel neues Material irgendwo auftaucht - vor allem hier draußen -, wird das bloß einige meiner guten Freunde im Ministerium ein wenig unruhig werden lassen, und das können wir uns nicht leisten. Es ist besser, wenn wir auf der militärischen Seite ein wenig klamm dastehen, wenn die Kacke erst einmal am Dampfen ist, statt irgendjemanden auf Alterde auf uns aufmerksam zu machen, indem wir zu schnell zu ehrgeizig werden und ein weithin sichtbares Signal senden, bevor wir wirklich bereit sind.«
»Ich hasse solche Drahtseilakte«, murmelte Rozsak, und Barregos lachte.
»Na, wenn ich mich nicht täusche, kommen wir langsam ins Endspiel. Ich frag mich, ob diese Idioten in Chicago schon mal etwas vom Sepoy-Aufstand gehört haben?«
»Das will ich doch nicht hoffen«, erwiderte Rozsak mit gewisser Inbrunst.
»Eigentlich glaube ich nicht, dass irgendjemand etwas darüber weiß.« Barregos schüttelte den Kopf. »Wenn auch nur ein paar von denen tatsächlich in der Lage wären, aus der Geschichte etwas zu lernen, dann hätte doch irgendjemand das Menetekel an der Wand sehen müssen.«
»Ich persönlich habe überhaupt nichts dagegen, wenn sie so lange entsetzlich kurzsichtig bleiben, wie es nur irgend geht«, merkte Rozsak an.
»Geht mir genauso.«
Einige Momente lang saß der Gouverneur nur schweigend und nachdenklich da, dann zuckte er die Achseln.
»Haben wir schon einen festen Termin für diese Besprechung mit Carlucci?«
»Von hier nach Erewhon dauert es mit einem Kurierboot eine Woche. Ich habe ihnen gesagt, dass es noch mindestens zehn Tage dauern würde.«
»Reichen drei Tage denn für Sie und Ihre Leute?«
»Meine Leute sind in die Sache doch schon zu mehr als zwei Dritteln eingeweiht, Oravil. Abgesehen von Manson, dieser kleinen Rotznase, wissen die meisten schon genau, was passieren wird - oder sie haben zumindest schon gut geraten. Ich habe bereits Vorkehrungen getroffen, ihn uns ein paar Tage lang vom Hals zu halten, während der Rest von uns sich zusammensetzt und ein bisschen konkreter wird. Ich denke, drei Tage sollten ausreichen, einen Großteil der Spielsteine in Position zu bringen. Donald und Brent werden dabei auch mitmachen müssen, denke ich, aber sie werden vor allem Beobachter sein, um ganz sicherzugehen, dass sie auch genau verstehen, was wir hier eigentlich zu erreichen versuchen. Es wird noch genug Zeit sein, Ihnen genaue Zahlen vorzulegen, wenn sie erst einmal auf dem Laufenden sind, was die Hardware betrifft. Und mir bleibt die Zeit für den Transit zurück nach Erewhon, um zusammen mit denen alles zum Laufen zu bringen. Ich glaube, das wird gehen.«
»Gut.« Barregos stand auf. »In diesem Fall denke ich, Sie sollten zu Ihrem Büro aufbrechen, um ein paar Grundlagen zu besprechen.«
Kapitel 2
Ein beachtlicher Prozentsatz der ursprünglichen Kolonisten des Maya-Systems stammte vom Planeten Kemal. Wie die meisten ihrer Immigranten-Kollegen waren sie nicht allzu glücklich mit dem Planeten und der Gesellschaft gewesen, die sie hinter sich ließen, doch ihre planetenübliche Küche hatten sie mitgebracht. Jetzt, vierhundert T-Jahre später, gehörte die Mayanische Pizza - mit freundlicher Genehmigung der Küchen von Kemal - zu den besten in der ganzen bekannten Galaxis.
Gerade in diesem Moment besaß diese Tatsache beachtliche Relevanz, wenn man das Durcheinander traditioneller Lieferservice-Kartons und Tabletts betrachtete, auf denen immer noch winzige Stückchen und Krümel Pizza-Rand lagen. Sie waren über den gesamten Konferenzraum verteilt.
Luiz Rozsak saß auf seinem gewohnten Platz am Kopfende des Tisches, in der
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