Jeremy X
Mal haperte es an der Sauce Chateaubriand.«
»Oh, verzeihen Sie mir mein schlechtes Gedächtnis!« Barregos verdrehte die Augen. »Wie konnte ich das nur vergessen? War da nicht an den einheimischen Schalotten irgendetwas, das nicht ganz Ihre Ansprüche erfüllt hatte?«
»Tatsächlich war mein Fehler, mit dieser Schalotten-Art zu experimentieren, die sich auf Erewhon entwickelt hat.« Mit seinem kunstvoll-professoralen Gehabe hätte Rozsak die meisten Menschen täuschen können, da kaum jemand das belustigte Funkeln in seinen Augen bemerkt hätte. »Es hätte auch funktionieren müssen«, fuhr er fort, »aber diese Schalotten haben eine gewisse Säure, mit der ich nicht gerechnet hatte. Ach, natürlich, das Essen war durchaus noch zufriedenstellend, sicher. Verstehen Sie mich nicht falsch. Trotzdem ...«
»Wenn man bedenkt, dass Sie der Einzige sind, den ich kenne, der überhaupt Chateaubriand kocht, und dass Ihre Tendenz zu einem gewissen Küchenfanatismus wirklich beängstigend sein kann, bin ich erstaunt, dergleichen aus Ihrem Mund zu hören«, fiel ihm Barregos ins Wort. »Das Essen war ›zufriedenstellend‹? Sie sind wirklich bereit, das zuzugeben? Großer Gott, das Ende des Universums ist nahe!«
Beide lachten sie, und der Gouverneur schüttelte den Kopf. Es amüsierte ihn stets aufs Neue, dass Rozsak, der in so vielerlei Hinsicht stets fast übermäßig zuversichtlich war, seine eigenen kulinarischen Bemühungen fast nie als gelungen erachtete. Ständig experimentierte und verfeinerte er, probierte andere Ingredienzien aus und war dabei stets sein eigener schärfster Kritiker.
Natürlich hat er auch nicht viele andere potenzielle Kritiker, nicht wahr?, dachte Barregos. Diesen Charakterzug lässt er schließlich nur sehr wenige Leute sehen. Ich frage mich, warum er so ein Geheimnis daraus macht? Weil das seine einzige Flucht aus dem Alltag ist, die er sich selbst gestattet, und er das Gefühl dabei hat, man würde ihm diese Fluchtmöglichkeit zumindest zum Teil nehmen, wenn er sie mit anderen teilte? Weil diese Häuslichkeit so überhaupt nicht zu dem eisenharten, realistischen, unbeugsamen und zynischen Admiral passt, den er der Öffentlichkeit stets präsentiert?
»Naja«, sagte Rozsak, fast als hätte er die Gedanken seines Gastes gelesen, und griff nach seinem Weinglas, »so wie sich die Lage hier allmählich aufheizt, brauche ich doch ein bisschen mehr Entspannung in der Küche als sonst.«
»Wenn einer der Nebeneffekte der ist, dass Speisen wie diese dabei herauskommen«, erwiderte Barregos immer noch im Plauderton und hob ebenfalls das Glas, »dann ist es regelrecht eine Schande, dass ich Sie nicht die ganze Zeit über deutlich mehr unter Druck gesetzt habe.«
»Ach, was das angeht, haben Sie beachtliche Arbeit geleistet«, versicherte Rozsak ihm, und beide schnaubten fast gleichzeitig.
»Wo wir gerade von erewhonischem Gemüse sprachen ...«
»Zwiebelgemüse, Herr Gouverneur. Zwiebelgemüse«, korrigierte Rozsak ihn. »Da muss man schon unterscheiden. ›Gemüse‹ ist viel zu allgemein.«
»Wo wir gerade von erewhonischen Pflanzen sprechen«, sagte Barregos und bedachte sein Gegenüber mit einem strengen Blick, »wie laufen denn die anderen Unternehmen auf Erewhon?«
»Was das Finanzielle betrifft, sollten Sie darüber besser mit Donald und Brent sprechen«, beantwortete Rozsak die Frage sehr viel ernster als zuvor. »Aber ich habe den Eindruck, bislang haben wir genug Bargeld, um alles abzudecken.«
Eine gewölbte Augenbraue und die leichte Veränderung der Satzmelodie verwandelten die letzten Worte in eine Frage, und Barregos nickte.
»Tatsächlich ist in der Kasse sogar mehr Geld, als ich erwartet hatte«, erwiderte er. »Ich glaube nicht, dass wir noch mehr aus unserem offiziellen Budget abschöpfen können, ohne das Risiko einzugehen, dass die Handlanger der Permanenten Leitenden Staatssekretärin für Finanzen Wodoslawski doch Fragen stellen. Aber es ist schon ziemlich beeindruckend, wie viel einige der lokalen Manager verschiedener transstellarer Konzerne uns für Ihre ›Spendenschiffe‹ in meinen ›Treuhandfundus‹ freiwillig haben zukommen lassen. Und was noch besser ist: Donald hat es geschafft, dafür zu sorgen, dass gut siebzig Prozent unserer Gesamtkosten so aussehen, als gehe es hier um gute, vernünftige Investitionsmöglichkeiten - was ja auch der Fall ist.« Er zuckte mit den Schultern. »Wir machen natürlich immer noch ordentlich Schulden, aber Donald und Brent
Weitere Kostenlose Bücher