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Jericho

Jericho

Titel: Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wahrscheinlich war es der Schläfer, der durch Sukos Attacke urplötzlich aus seinem Traum herausgerissen worden war, ohne ihn zu Ende träumen zu können und ihn zu einem guten Abschluß zu bringen.
    Das Monster war weg, der Schnee ebenfalls. Nicht einmal Wasserreste lagen zu unseren Füßen.
    Ich holte tief Luft. Stickig kam sie mir vor, auch nicht mehr kalt. Der erste Ansturm war überstanden.
    Suko nickte in die Runde. »Das war ein Vorgeschmack, John. Man hatte uns nur testen wollen. Die richtigen Alpträume werden noch auf uns niederfallen.«
    »Frage Nummer eins: Was hat Jericho damit zu tun?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Ich aber. Zumindest kann ich es mir vorstellen. Vielleicht liegt er irgendwo auf einem Bett oder einem Strohsack, hält die Augen geschlossen, schläft, träumt und wird versuchen, uns in seinen Alptraum hineinzuziehen, damit er uns zermalmen kann.«
    »Das könnte hinkommen.«
    »Ich bin sogar überzeugt davon, daß es passiert.«
    Zunächst brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, denn es war eine verhältnismäßig tiefe Ruhe eingekehrt. Das Atmen der Schlafenden hörten wir wie aus weiter Ferne und durch mehrere Filter zugleich gedämpft. Es war nicht mehr als ein Schnaufen, vergleichbar mit dem leisen Zischen einer alten Lok.
    »Für meinen Geschmack kann Jericho die Träume lenken«, sagte Suko.
    »Ich glaube fest daran, daß er die Alpträume der Schläfer zurückgenommen hat, damit sie in völlig normale überfließen können, die man uns leider nicht zeigt.«
    Ich schwieg. Er konnte recht haben. Mich interessierte im Moment die Decke des Hauses oder der Himmel, auf dem noch immer diese sternenähnlichen Punkte funkelten, zum Greifen nahe erschienen und doch so unendlich weit entfernt waren.
    Wer träumte jetzt? Was träumte man?
    Jemand träumte von einer Veränderung. Das Haus bewegte sich. Es schaukelte der Boden unter unseren Füßen, als würde er von wirbelnden Wellen getragen.
    »Das habe ich mir gedacht!« schimpfte Suko. Er hatte ebenso große Mühe mit dem Gleichgewicht wie ich, blieb aber stehen, bis zu dem Zeitpunkt, als es mich als ersten erwischte.
    Zahlreiche Hände hatten sich in meinen Rücken gegraben. Ich wollte Suko noch einen Warnschrei zurufen, das schaffte ich nicht mehr, denn die andere Kraft war zu mächtig. Sie zerrte mich rücklings in die Höhe, wie über eine schiefe Ebene hinweg, um mich hineinzustoßen in fremde, unheimliche Welten und Träume.
    Da ich nach vorn schaute, blieb Suko in meinem Blick. Mit ihm geschah das gleiche, nur eben etwas später. Ich war zuerst am Ziel. Die Kraft schleuderte mich nicht nur herum, sie wirbelte mich auch zu Boden, der etwas weicher war. Ich rollte mich noch um mich selbst und kam schließlich zur Ruhe.
    Suko stand vor mir auf. Er schaute sich um und breitete die Arme aus, als wollte er das umfangen, was wir sahen und wo wir uns befanden. Man konnte nicht von einer lichtlosen Welt sprechen, die dieser Alptraum beinhaltete.
    Es war eine Welt des dunklen Lichts. Zumeist Grau, aber auch mit einem Stich ins Violette hinein verteilte es sich und riß die Umgebung aus der drückenden Finsternis, die uns umschloß.
    Zuerst hatten wir den Eindruck, in einem altmodischcn Kraftwerk aus dem letzten Jahrhundert zu stehen. Überall sahen wir Pumpen, Stempel und Zylinder, die sich rhythmisch auf und ab bewegten. Verbunden mit den stets gleichen Geräuschen, was uns natürlich auffiel. Wir hörten eine Weile zu, bis Suko die Lösung fand. »John, wenn ich mich nicht sehr täusche, sind das die Herzschläge der Träumenden, übertragen auf diese Pumpen und Kolben. Sie halten diese Welt zusammen.«
    Pin kalter Schauer kroch über meinen Rücken. »Dann sind wir also im Zentrum.«
    »Nahe bei Jericho.«
    Ich nickte nur. Inzwischen hatte ich mich besser umschauen können und entdeckt, daß die Welt hier nicht nuraus der alten Technik bestand. Vielmehr standen wir auch auf einem großen Platz oder einer Plattform, denn Verbindungsgänge und kleine Brücken führten in dunkle Stollen hinein, wie in den Schlund eines Riesen.
    Wir sahen grünschwarz glänzende Mauern, Zinnen und Wehrgänge, zwischen denen es ruckte, zischte und hämmerte. Dies war eine furchtbare alptraumhafte Welt, aber sie war bewohnt, denn an einigen Stellen fielen uns die Bewegungen auf, die angestrengt wirkten, weil sie eine zähe Finsternis durchquerten.
    Es waren Gestalten in langen Kutten und bleichen Gesichtern. Wir kannten sie, unsere Todesengel.
    Und sie kamen jetzt,

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