Jericho
hervor und aus einem Reflex geboren. Der mächtige Schwung warf ihn bis gegen die Innenwand, vor die er heftig krachte. Das war sein Glück. Die angreifenden aalartigen Schlangen hatten sich zwar den nötigen Schwung gegeben, ihr Opfer erreichten sie nicht mehr.
Der Schock hatte bei Abe Douglas auch etwas Gegenteiliges bewirkt. Es kam ihm vor, als wäre in seinem Innern ein Band gerissen worden. Plötzlich waren die hemmenden Hindernisse beiseite geräumt. Er dachte daran, daß er Verantwortung übernommen hatte, nicht für sich, auch für Judith Hill, die von dem schrecklichen Angriff noch nichts bemerkt hatte. Sie wandte sich aber bereits in die entsprechende Richtung, und Douglas mußte schneller sein.
Eines dieser schlanken, schwarzen Wesen war besonders schnell und vorwitzig. Es wollte an Abe vorbeigleiten, der aber war schneller und trat blitzschnell zu.
Er hatte Glück, denn mit der Hacke erwischte er den schmalen Schädel der Schlange.
Das dem Tritt folgende quietschende Geräusch hörte sich an, als hätte er auf einen Gummiball getreten. Zurück blieben eine Gemisch aus Schleim und Knorpel.
Mit gezogener Waffe hetzte er zurück. Judith hatte sich hingestellt und war so vorgekommen, daß sie auch die schwarzen Tiere erkennen konnte.
»Wir müssen raus!«
Als sie sich nicht bewegte, griff der Mann zu und zerrte sie zu sich heran. Da war die erste Schlange da. Sie biß gedankenschnell zu, aber Abe war noch flinker. Erbrachte seinen und Judiths Fuß aus der Reichweite des zuklappenden Mauls, das trotzdem noch ein Ziel fand, denn ein Stuhlbein wurde zum Opfer.
Tief bohrten sich die Zähne hinein, als wollten sie das Holz einfach durchbeißen.
Der G-man zog die Beretta, zielte — und schoß!
Damit hatte er auch Judith überrascht, die vor Schreck aufschrie, als sie die Detonation hörte.
Zuerst zerplatzte der getroffene Schlangenkopf, dann verdampfte er zischend.
Geschafft!
Plötzlich zogen sich die anderen zurück, und Douglas vergaß sein Vorhaben, den Wagen zu verlassen. Er schaute den schlanken, schwarzen, bösartigen Körpern nach, wie sie sich über den Boden schlängelten und sich mit zuckenden Enden dem Kühlschrank näherten, weil sie dort wieder verschwinden wollten.
»Was ist denn, Abe!«
»Geh du raus, Judith!«
»Nein, ich…«
Abe Douglas ging nicht mehr weiter. Vor dem Kühlschrank rollten sich die armlangen Biester zusammen. Dabei schoben sich ihre Köper übereinander, und es sah so aus, als wollten sie sich gegenseitig verknoten.
Einige richteten sich sogar auf und bewegten ihre pendelnden Köpfe in Richtung Abe.
Dann konnten sie plötzlich fliegen!
Diese Aktion überraschte den G-man. Die Schlangen kamen in Brust-und Kopfhöhe auf ihn zu, denn sie hatten nicht aufgegeben und ihn nur in Sicherheit gewiegt.
Douglas wußte, daß er diesmal einem Biß nicht entkommen konnte. Er riß noch seinen Arm hoch. Eine wischte vorbei, und er rechnete mit dem Schlimmsten, mit einem Biß in den Hals oder ins Gesicht. Das passierte ihm glücklicherweise nicht, denn der Schlangenkopf erwischte seinen Arm dicht unterhalb des Ellbogens. Abe Douglas trug bei der Hitze nur ein Hemd. Die Zähne drangen deshalb tief in sein Fleisch. Sie schienen aus glühenden Nägeln zu bestehen, so sehr tobte der Schmerz in seinem Arm. Mit der festgebissenen Schlange taumelte er zurück, sah das Mädchen wie eine schattenhaft tanzende Gestalt, schrie ihr zu, daß es verschwinden sollte, und tatsächlich flog die Tür auf.
Nicht durch Judith, ein anderer jagte in den Wagen. Chato!
Und der zögerte keine Sekunde!
***
Der Schlag erwischte zuerst Abe. Es war ein klassischer Kinnhaken, der ihn aus der Gefahrenzone schleuderte, so daß Chato sich um das Mädchen und die Schlangen kümmern konnte.
Er schleuderte Judith durch die offene Tür nach draußen, schrie Douglas zu, sich nicht zu bewegen, dann kümmerte er sich um die schwarze, zuckende, sich windende teuflische Brut.
Er nahm keine Waffe, er gebrauchte nur seine Hände. Es waren vielleicht vier, fünf Schlangen, die er angriff und zwei von ihnen so packte, daß sie ihn nicht beißen konnten.
Dicht hinter den Köpfen umklammerte er sie, bevor er sie gegen die Wand hämmerte. Im nächsten Augenblick ließ er sie fallen und zog sein Messer aus der Scheide.
Chato hatte sich nicht umgezogen, er sah trotzdem verändert aus. In seinem Gesicht waren mit gelben braunen und roten Farben Zeichen hinterlassen. Er hatte eine magische Kriegsbemalung angelegt und
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