Jericho
Stellen konzentrieren und sie vernichten.«
»Was willst du dagegen tun, Chato?«
Er hob die Schultern. »Ich werde versuchen, einen alten Zauber dagegenzusetzen.«
»Und das gelingt?«
»Es muß einfach gelingen, sonst sieht es nicht gut für uns und die Freunde aus.«
Douglas schaute auf seinen Verband. »Er hat uns die Schlangen geschickt. Was wird als nächstes folgen?«
Chatos muskulöser Körper zuckte an einigen Stellen. »Ich weiß es nicht. Oder wißt ihr vielleicht, was die Menschen in Jericho träumen?«
»Nein«, murmelte Judith.
Abe Douglas nickte und meinte mit leiser Stimme: »Es müßte uns gelingen, in die Träume der anderen hineingleiten zu können. Das wäre eine große Chance.«
»So etwas gibt es!« erklärte Chato mit ernst klingender Stimme.
»Ach ja? Wer denn — wir?«
»Nein, andere Wesen. Sie existieren noch, das weiß ich, aber sie wissen nichts voneinander. Es kann sein, daß sie irgendwann einmal erscheinen oder nur einer von ihnen.«
»Kennst du Namen?«
»Ich habe von einem gehört. Zebuion nennt er sich. Ein großer Kämpfer, aber er wird nicht wissen, daß eres ist. Vielleicht kommt seine Zeit noch.« Chato nickte. »Bestimmt wird sie kommen. Dafürkönnen wir beten.«
»Erst einmal wohl für uns«, murmelte der G-man, bevor er seinen verletzten Arm behutsam bewegte. Es war zum Glück der linke, denn er war Rechtshänder. »Und nach Jericho hinein sollen wir nicht fahren? Direkt in die Höhle des Löwen?«
»Um Himmel willen!« rief Judith. »Das mache ich nicht mit. Da… da bin ich hergekommen.«
Chato dachte nach. Mit seiner Kriegsbemalung sah er zum Fürchten aus. Endlich gab er eine Antwort. »Ich finde deinen Vorschlag nicht so schlecht, Abe.«
»Dann willst du fahren?«
»Von mir aus, ja.«
»Und ich?« rief Judith. »Ich will nicht mehr…«
»Wir werden auf dich achtgeben!« Chatos Worte klangen wie ein Schwur. Judith Hill nickte ergeben…
***
»Was tun wir?« fragte Suko und schaute auf die Gestalten mit den hellen Gesichtern, die ihre Messer hielten, die Arme dabei bewegten und uns so vorkamen, als würden sie uns zuwinken.
Für mich stand fest, daß sie uns als Eindringlinge in eine Welt ansahen, die sich aus den konzentrierten Alpträumen der Schlafenden zusammensetzte. Als Fremde hatten wir in dieser Welt eigentlich nichts zu suchen. Diese Welt konnte sowieso nicht mit normalen Maßstäben gemessen werden. Man mußte sie zwar als ein in sich geschlossenes Gebilde ansehen, aber in ihrem Innern zeigte sich keine Geschlossenheit. Da war sie verzerrt, zerrissen, weil einfach zu viele Träume zusammentrafen und dieses Bild zeichneten.
Diese Maschinen standen im krassen Gegensatz zu den hohen Palmen mit den dunklen Blättern, eben zu den Burgmauern, auf denen wir die Todesengel gesehen hatten, die uns mit ihren Messern zuwinkten. Ein anderer mußte etwas Futuristisches träumen, denn durch den dunklen Himmel segelten Raumschiffe und auch Gegenstände, die mich an Surfbretter erinnerten.
Ein Friedhof drehte sich in der Luft. Geschmückt mit einer Kirche. Der hohe Turm glotzte zu uns nieder. An seiner rechten Seite schimmerte das Gesicht des Teufels. Hier hatte das Böse über das Gute gesiegt. Hinzu kamen die Geräusche. Ein stetiges Hämmern und Klopfen, das Stöhnen der Schlafenden, das langgezogene Ächzen und die manchmal auch weinerlich klingenden Schreie, als würde jemand unter starken Schmerzen leiden.
Die Todesengel zeigten sich zwar, sie ließen uns aber in Ruhe und warteten zunächst ab. Diese Welt strömte eine Gefahr aus, das stand fest. Gleichzeitig wußten wir auch, daß sie nicht von Dauer war. Sie konnte sich verändern. Wenn ein Traum abbrach, verlor diese Welt ein Stück. Kam ein neuer hinzu, wurde er angefügt.
Und über allem herrschte Jericho. Er war der Meister, er hatte sie dank seiner Kraft geschaffen. Und er würde kein Erbarmen kennen, wenn es darum ging, seine Feinde auszumerzen.
»Bleiben wir hier, oder schauen wir uns die Burgmauern mal etwas genauer an?«
Ich deutete nach vorn.
Suko nickte. »Wunderbar. Nur denke auch daran, daß du noch dein Kreuz bei dir trägst.«
Ich schüttelte verwundert den Kopf. »Was meinst du damit?«
»Wenn du das Kreuz aktivierst, kannst du diese Welt vernichten, Alter. Dann bricht sie zusammen wie ein Kartenhaus.«
Ich winkte ab. »Wobei es mich sowieso wundert, daß wir als lebende Personen in die Traumwelt hineingeraten sind. Das will mir alles nicht in den Kopf.«
»Nimm es als
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