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Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Titel: Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam Kostenlos Bücher Online Lesen
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als ich. Sie quälte dich so lange, bis du ihr erlaubt hast, zusammen mit Bert einen G-man im Büro zu erledigen. Nun, hat sie es getan? Ich frage dich: Hat sie es geschafft?«
    Gavetta stieß das Mädchen plötzlich so heftig zurück, daß sie über die am Boden liegende Stehlampe stolperte und hinfiel. Sie stürzte ziemlich unglücklich und war einige Sekunden lang völlig benommen. Dann richtete sie sich langsam auf. Eine Strähne des dunklen Haares hing ihr tief in die Stirn. »Das wirst du bereuen«, sagte sie mit leiser, fast tonloser Stimme.
    Gavetta entspannte sich. Er hatte seinen Dampf abgelassen und bereute es plötzlich, sich so weit gehengelassen zu haben. Claire war wirklich okay. Sie hatte immer zu ihm gestanden. Er verdankte ihr viele schöne Stunden und manchen guten Rat. Kritisch war es eigentlich erst in jenem Moment geworden, wo er Laura kennengelernt hatte. Es war idiotisch, sich in einem Augenblick mit Claire zu Überwerfen, wo es mehr denn je auf inneren Zusammenhalt ankam.
    »Steh schon auf!« knurrte er. »Es ist ja nichts passiert. Ich wollte dir nicht weh tun. Jeder kann mal nervös werden.«
    Claire kam auf die Beine. Sie warf das Haar in den Nacken. »Das wirst du bereuen!« wiederholte sie und ging hocherhobenen Hauptes zur Tür.
    In diesem Moment klingelte es.
    »Na, bitte!« stieß Gavetta triumphierend hervor. »Da sind sie endlich!«
    »Laura und Bert haben einen Schlüssel«, stellte Claire nüchtern fest.
    Gavetta, der schon die Wohnzimmertür erreicht hatte, blieb abrupt stehen. »Verdammt, das ist wahr!« Es war drei Uhr morgens. Es klingelte abermals. Gavetta gab sich einen Ruck. Er empfand plötzlich Angst, wollte dieses Gefühl jedoch vor Claire verbergen, stieß die Tür auf, durchquerte die Halle und öffnete die Haustür.
    Vor ihm standen zwei Männer. Der eine war Ray Thompson, der andere war Dick Hill, Thompsons rechte Hand.
    Hill war ein breitschultriger, muskulöser Bursche mit einem runden glattrasierten Gesicht. Da er eine gewisse Muskelstärke mit Ideenreichtum verband, hielt Thompson ihn für den idealen Gorilla.
    Gavetta grinste erleichtert. Er hatte schon das Schlimmste befürchtet und mit einem Besuch der Polizei gerechnet.
    »Hallo, Mr. Thompson!« sagte er. »Na, das nenne ich eine Überraschung! Sie sind ein Nachtmensch, nicht wahr? Genau wie ich! Treten Sie ein, mein Freund. Wie geht es Ihnen, Mr. Hill? Ich…«
    Er unterbrach sich plötzlich. Die Gesichter der beiden Männer blieben seltsam ernst, beinahe frostig. »Ist etwas passiert?« fragte Gavetta unsicher.
    Hill zog eine Pistole aus der Tasche. »Noch nicht«, sagte er. »Aber das kann sich schnell ändern.«
    Gavetta starrte entgeistert in die Pistolenmündung. Dann wandte er sich protestierend an Thompson. »Das ist doch ein Witz, Ray! Wir sind alte Partner und Geschäftsfreunde…«
    Thompsons Pokerface veränderte sich nicht. Er hatte die Hände in die Rocktaschen seines stahlgrauen Seidenanzugs geschoben. »Gehen Sie voran, Gavetta!« befahl er unwirsch. »Und versuchen Sie keine Mätzchen! Ist noch jemand im Haus?«
    »Ray, das können Sie mit mir nicht machen. Für einen lächerlichen Hold-up bin ich doch weiß Gott nicht das geeignete Objekt.«
    »Lächerliche Hold-ups interessieren mich nicht«, sagte Thompson. »Wir sind gekommen, um Ihr Syndikat zu kassieren!«
    ***
    Juanita Legrelle, die Frau des Kellners aus dem CLUB 21, war ein blasses Ding mit großen dunklen Augen und kurz geschnittenem Haar. Sie hielt sich tapfer. Ich blieb dicht neben ihr, weil ich befürchtete, sie werde umkippen, als der Angestellte des Leichenschauhauses das weiße Laken zurückzog.
    Die junge Frau schwankte ein wenig, als sie das Gesicht ihres toten Mannes sah. Sie war erschrocken. Die Lippen des Toten waren geschwollen, und die verzerrten Züge spiegelten noch etwas von seinem schrecklichen Ende wider.
    Juanita Legrelle nickte kaum merklich. Ich faßte sie unter den Arm und führte sie zum Ausgang. Hinter uns wurde die Stahlbox mit einem scharfen schrammenden Laut zurück in den gewaltigen, die ganze Längswand bedeckenden Kühlraum gestoßen.
    Lieutenant Fay vom zweiten Morddezernat, der den Fall des ermordeten Portorikaners bearbeitete, die junge Mrs. Legrelle und ich atmeten auf, als wir wieder im Freien standen. Ich hatte das Gefühl, als hinge der penetrante Formaldehydgeruch noch immer in unseren Kleidern.
    Die junge Frau wußte, daß wir eine genaue Beschreibung des Mördei’s hatten und daß seine

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