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Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Titel: Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinterher, wie sie mit gesenktem Kopf im Eingang des schäbigen Miethauses verschwand. Dann brachte mich Fay zurück zu dem Platz, wo ich meinen Jaguar geparkt hatte. Wir verabschiedeten uns.
    Eine Stunde später lag ich im Bett. Als ich aufstand, hatte ich ganze vier Stunden geschlafen. Ein kräftiges Frühstück und ein starker Kaffee brachten mich endgültig auf die Beine. Ich telefonierte mit der Dienststelle und sagte, daß ich ein wenig später aufkreuzen würde. Dann fuhr ich in die 52. Straße.
    Der LINDY HOP BEAUTY PARLOR war ein moderner Schönheitssalon, dessen Abteilungen sich über drei Etagen eines schmalen, zwischen zwei Apartmentbuildings eingezwängten Hauses zogen. Inhaber des Ladens war ein gewisser Freddy Chester.
    Ich ging hinein. Hinter dem Verkaufstresen stand eine berückende Blondine. Sie lächelte mich an, als sei ich der erste Mann, den sie seit ihrer Schulentlassung zu Gesicht bekam.
    »Ich hätte gern eine Flasche Parfüm«, informierte ich sie. »Etwas von Nina Ricci.«
    »Wie wäre es mit L’Air du Temps?« fragte sie. Sie sprach das Wort beinahe richtig aus.
    »Kein übler Gedanke«, sagte ich. »Was kostet die große Flasche?«
    Das Lächeln der Blondine wurde zum überwältigenden Strahlen. »Siebzig Dollar, Sir!«
    »Sehe ich aus wie Rockefeller Junior?« fragte ich. »Ich weiß doch, daß es bei Ihnen stets günstige Sonderangebote gibt.«
    Das Mädchen warf einen Blick über die Schulter. Aus dem angrenzenden Kosmetik- und Friseursalon ertönten das Klappern von Scheren und das Geplauder von Frauenstimmen. »Ich habe gerade einen Sonderposten bekommen«, vertraute mir die Blondine ziemlich atemlos an. »Sie können die große Flasche für fünfzig statt für siebzig Dollar haben.«
    »Okay, stellen Sie mir bitte eine Rechnung aus«, sagte ich.
    »Bedaure, Sir, das darf ich nicht«, hauchte sie. »Wir können das Parfüm nur deshalb so billig verkaufen weil… äh…«
    »…weil der Umsatz nicht durch die Bücher geht«, ergänzte ich und zog meine Brieftasche hervor. »Schon gut.«
    Die Blondine verschwand hinter einem Brokatvorhang und kehrte kurz darauf mit einem in grün-weiß gestreiftes Papier gewickelten Päckchen zurück.
    »Da steht etwas von McGriffe drauf«, sagte ich. »Ich möchte doch französisches Parfüm…«
    »Es ist drin, Sir«, versicherte das Mädchen. Ich bezahlte. »Und jetzt«, sagte ich, »würde ich gern ein paar Worte mit Ihrem Chef sprechen.«
    Die berückende Blondine blinzelte. Sie schien Unrat zu wittern. »Mit Mr. Chester?« fragte sie. »Ich bin nicht sicher, ob er da ist.«
    »Morgens um neun Uhr dreißig? Schläft er etwa noch?«
    »Ich sehe nach«, flüsterte sie und huschte davon. Zwei Minuten später kehrte sie mit hochrotem Kopf zurück. »Mr. Chester erwartet Sie, Sir.«
    Ein schmaler Lift brachte mich in Freddy Chesters elegante Mansardenwohnung. Das große Wohnzimmer hätte jeden Antiquitätenhändler in helles Entzücken versetzt. Es war überladen mit Kunstgegenständen. Freddy Chester kam mir strahlend entgegen. Er trug eine blauseidene Morgenjoppe. Um den Hals hatte er einen purpurroten Seidenschal geschlungen. Chester machte einen zwar gepflegten, aber femininen Eindruck. Ich schätzte sein Alter auf fünfundvierzig.
    »Sie wünschen mich zu sprechen?« fragte er. »Bitte schön! Ich bin für jeden meiner Kunden da.«
    Er gab mir eine schwammige Hand. Ich berührte sie flüchtig und zeigte ihm das Päckchen. »Das habe ich gerade in Ihrem Laden gekauft. Nina Ricci. Ein Sonderangebot.«
    Chester lächelte mich an. »Sie haben eine gute Wahl getroffen, Sir«, sagte er. Mir fiel es auf, daß seine onyxdunklen Augen trotz des breiten Lächelns hart und wachsam blieben. »Äh… hatten Sie bereits Ihren Namen genannt?«
    »Jerry Cotton«, sagte ich und schälte das grün-weiße Papier vom Karton. »FBI.«
    Chesters forciertes Lächeln blieb. Es wurde nur ein wenig brüchig. »FBI«, sagte er beeindruckt. »Phantastisch! Sie sind also ein richtiger G-man? Leute Ihres Metiers habe ich bisher nur auf der Filmleinwand kennengelernt.«
    Ich betrachtete die Verpackung des Parfüms. »Sehen Sie dieses Grün?« fragte ich Chester. »Es ist um einige Nuancen zu dunkel ausgefallen. Und auf dem Originalkarton sind diese Buchstaben bedeutend größer. Im übrigen stimmt auch die Kartonqualität nicht.«
    Chesters Lächeln fiel in sich zusammen. »Ich verstehe nicht, Sir, was Sie damit sagen wollen.«
    Ich stellte den Karton mit der Parfümflasche

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