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Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Titel: Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam Kostenlos Bücher Online Lesen
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Millionen zu bereichern?«
    »Wie kommt es, daß du in letzter Minute darauf verzichtet und dich mit einer Gewinnbeteiligung zufriedengegeben hast?« fragte Gavetta.
    Thompson grinste. »Ist das so schwer zu erraten? Du bist Fachmann, Raoul. Der Laden läuft nur dann, wenn du ihn leitest. Im übrigen hasse ich Verräter. Du als mein Angestellter und Garret auf dem Friedhof… das schien mir die beste Lösung zu sein.«
    »Es war schäbig von dir.«
    »Schäbig«, Thompson lachte. »Du solltest dich nicht lächerlich machen, Raoul. Jeder von uns operiert mit Tricks und krummen Touren. Sie haben uns nach oben gebracht. Ohne sie können wir gar nicht mehr leben.« Er wurde ernst. »Im übrigen solltest du froh sein, daß ich mit eingestiegen bin. Du warst drauf und dran, eine Menge Porzellan zu zerschlagen. Das wird ab sofort anders!« Gavetta blickte Thompson an. »Wie meinst du das?«
    »Wir können es uns nicht leisten, daß du Treibjagden auf G-men veranstaltest. Wir müssen an die öffentliche Meinung denken. Wenn wir sie gegen uns aufbringen, kommen wir nicht mehr zur Ruhe.«
    »Aber ich weiß definitiv, daß gegen mich Ermittlungen im Gange sind. Ich muß mich doch dagegen wehren.«
    »Gegen dich?«
    »Nicht gegen mich persönlich, aber gegen meinen Parfümvertrieb.«
    »Gegen unseren Parfümvertrieb«, stellte Thompson richtig.
    »Okay, meinetwegen«, knurrte Gavetta. »Hätte ich vielleicht darauf warten sollen, bis die Burschen mich lahmlegten? Ein glücklicher Zufall spielte mir die Namen der Sachbearbeiter in die Hände. Selbstverständlich nutzte ich ihn. Es ist klar, daß ich dabei alles getan habe, um das geplante Verbrechen einem anderen anzuhängen…«
    »Mord ist das letzte, das allerletzte Mittel, wenn man sich aus ernsten Schwierigkeiten befreien muß«, sagte Thompson. »Es ist schon zwei Jahre her, daß ich das letzte Mal von dieser längst überholten Methode Gebrauch gemacht habe. Es ist klüger, mit Bestechung und Erpressung zu arbeiten.«
    Gavetta zuckte die Schultern. »Um diese Seite meiner Geschäfte brauche ich mich ja nicht mehr zu kümmern, nicht wahr? Das hast du mir versprochen.«
    »Ich habe es sogar gefordert«, verbesserte Thompson. »Dafür bin ich 40:60 an deinem Unternehmen beteiligt.«
    »Das ist Halsabschneider ei«, meinte Gavetta knurrend.
    Thompson lachte spöttisch. »Du wirst schon nicht verhungern.«
    ***
    Als ich erwachte, hatte ich das Gefühl, durch eine Knochenmühle gedreht worden zu sein. Mir taten alle Glieder weh. Ich versuchte, sie zu bewegen, ganz behutsam, erst die Arme, dann die Beine und schließlich den Körper. Ich mußte eine Pause einlegen, weil die plötzlich aufzuckenden Schmerzen mir gar keine andere Wahl ließen. Es dauerte einige Zeit, ehe ich feststellte, daß ich mit einer Reihe von Prellungen und Hautabschürfungen davongekommen war.
    »Davongekommen« war stark übertrieben. Vorerst fand ich mich bei völliger Dunkelheit gleichsam lebendig begraben. Wie lange mochte ich bewußtlos gewesen sein?
    Ich tastete die Mauern ab, die mich einschlossen, und klopfte dagegen. Sie waren stark und solide. Zweifellos lag ich auf der Bodenplatte des früheren Kamins. Der Schacht war hier unten wesentlich geräumiger als an seinem oberen Ende. Ich stand auf und klopfte nochmals mein enges Gefängnis ab, um eine Vorstellung von seinen Maßen zu bekommen.
    Wie tief war ich gefallen? Ich blickte in die Höhe, aber Chester hatte die Falle gut verschlossen. Von der Öffnung war nichts zu sehen.
    Während eines Europaaufenthaltes hatte ich das Bergsteigen erlernt. Ich war sicherlich kein Experte dieser schwierigen Kunst, wußte aber, wie man Bergkamine erklimmt. Wenn ich überhaupt eine Chance haben wollte, aus dieser Gruft herauszukommen, mußte ich mich der gleichen Technik bedienen.
    Sie besteht im wesentlichen darin, daß man sich mit dem Rücken und den Füßen gegen die Kaminwände stemmt und dann, den Rücken gerade und die Beine ausgestreckt, Zoll um Zoll nach oben schiebt. Ich machte einige Freiübungen, um meine Glieder zu lockern, und stellte besorgt fest, wie sehr sie unter dem Sturz gelitten hatten.
    Ich fragte mich, ob es zweckmäßig sei, einige Stunden zu warten. Chester durfte mich auf keinen Fall hören. Selbst wenn ich es schaffen sollte, bis zu der Öffnung in Höhe der Mansardenwohnung vorzudringen, lag es an ihm, meinen bis dorthin errungenen Erfolg mit ein paar raschen Griffen oder Schlägen zunichte zu machen. Es war sehr fraglich, ob ich einen

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