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Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
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Moment lang zu vergessen. Ich nahm die kleine goldene Münze mit dem Tierkreiszeichen aus der Tasche. »Das haben Sie im Theater verloren, Patricia!«
    Sie blickte mich an, aus sehr großen, kaum merklich feucht schimmernden Augen. In ihnen war wieder der seltsame Glanz, den ich schon im Theater bemerkt hatte. Ich glaubte plötzlich zu wissen, woher dieses Glänzen rührte. Patricia King war vermutlich süchtig.
    Gewiß hatte sie gleich nach der Katastrophe im Theater eine weitere Injektion vorgenommen, um sich zu beruhigen. Vielleicht trug sie diesen Hausanzug mit den langen Ärmeln, um die Einstiche auf ihren Armen zu verbergen.
    »Sagen Sie doch bitte Patty zu mir!« hauchte sie dicht an meinem Ohr. Ihr Haar kitzelte meine Backe. Ihr warmer Atem roch keineswegs unangenehm nach Whisky.
    »Hier die Münze!« sagte ich lächelnd. Patricia löste seufzend ihren Blick von mir. Sie schaute die Münze an. Stirnrunzelnd rekapitulierte sie meine Worte. Dann sagte sie: »Nein, sie stammt nicht von mir. So etwas Geschmackloses trage ich nicht!«
    »Wem könnte sie gehören?«
    »Keine Ahnung, Arty!« hauchte sie, schon wieder ganz dicht an meinem Ohr. »Wollen wir nicht etwas trinken?« Ith hob das Glas mit der Linken und ließ die Münze zurück in die Tasche gleiten. »Na, denn, Patty, cheerio!«
    Wir tranken und stellten die Gläser ab. »Du bist ganz anders als Jeff«, murmelte Patricia und duzte mich mit der Selbstverständlichkeit eines Mädchens, das sicher zu sein glaubt, jeden Mann mit einer solchen Vertraulichkeit glücklich machen zu können. »Ebenso hart, vielleicht noch härter… und doch viel menschlicher… wärmer und sympathischer!«
    Ich grinste ein wenig töricht, weil ich herzlich wenig Wert darauf legte, irgendeinem Syndikatsmitglied menschlich oder gar sympathisch zu erscheinen. Meine Gegner mußten mich fürchten und respektieren, zumindestens bis morgen abend, bis zum Zeitpunkt der Wahl.
    Wenn ich erst einmal die kompletten Geheimunterlagen in den Händen hatte und Mr. Farlund darangehen konnte, das Syndikat mit all seinen Leuten und Zweigunternehmen auszuheben, war es mir völlig gleichgültig, wie mich Patty oder einer der anderen Burschen in Erinnerung behielt.
    »Seit wann nimmst du das Zeug?« fragte ich unvermittelt.
    Patricia starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Natürlich hatte sie sofort verstanden, was ich meinte, doch sie schwieg.
    »Was ist es?« fragte ich ungeduldig. »Heroin? Marihuana?«
    Das Girl wurde erst jetzt richtig rot. »Merkt man mir das an? Es ist schlimm, nicht wahr? Jeff hat es mir beigebracht. Arty, ich komme nicht mehr davon los. Ich würde wahnsinnig, wenn ich es aufgeben müßte. Versucht hab ich’s ja, wirklich, aber es ging einfach nicht. Bitte, Arty… du mußt mir versprechen, daß ich immer genug davon bekommen werde!«
    »Wer hat es dir bisher beschafft?«
    »Jeff natürlich, aber Howard — Slim meine ich — besorgte die Auslieferung. Slim ist unser Rauschgiftmann.«
    »Kokst er selber?«
    »Slim? Ach was! Den interessiert das Zeug nur als Ware. Er ist völlig frei von Leidenschaften. Slim ist nur hinter dem Geld her. Und hinter der Macht. Du wirst dich vor ihm in acht nehmen müssen, Arty!«
    »Wo lagert er den Stoff?«
    »Keine Ahnung. Ich habe es immer so gehalten, nicht zu viele Fragen zu stellen. Jeff haßte die Fragerei, nicht nur bei mir. Aber du wirst ja schon bald Bescheid wissen. Du bist jetzt der Boß, Arty! Jeff hat es immer so gewollt. Er glaubte an deine Rückkehr. Ich habe es im Theater den anderen klargemacht, nicht wahr? Beinahe hätte ich auch die Briefe erwähnt, aber dazu kam ich gar nicht mehr. Ich habe dir auch so geholfen, Arty… jetzt mußt du auch mir helfen!«
    »Die Briefe!« echote ich und merkte, wie sich ein winziger Knoten in meinem Magen bildete.
    »Ja… du hast doch mit Jeff korrespondiert! Nur Jeff und ich wußten davon!«
    Ich nahm einen Schluck aus dem Glas. Einen sehr tüchtigen Schluck. Stimmte, was Patricia sagte, so lebte dieser Arty wirklich noch. Aber warum hatte Jeff diese Tatsache geheimgehalten? Weshalb hatte er den anderen gegenüber die Korrespondenz verschwiegen? Ich beschloß, aufs Ganze zu gehen.
    »Ja, die Briefe!« sagte ich bitter. »Warum hat er sie eigentlich den anderen gegenüber nie erwähnt? Ich hätte es dann leichter gehabt, meine Ansprüche durchzusetzen!«
    »Aber du hast doch immer wieder geschrieben, du wolltest nichts mehr mit Jeff zu tun haben! Das hat ihn verletzt. Das wagte er den

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