Jerry Cotton - 0512 - 40 Cent fuer Garrys Leiche
eine Entführung anzeigen. Wo muß ich das tun?«
Der Beamte blickte in eine Liste und sagte:
»Fahren Sie mit dem Lift hinauf. Zimmer 414 bitte.«
Tim nickte, wiederholte die Zahl und lief zu den Fahrstühlen. Eben noch hatte er geduldig in einer Kneipe herumgesessen, jetzt konnte er es nicht abwarten, an den richtigen Mann zu gelangen.
Zimmer 414 war ein nüchtern, fast kahl anmutendes Büro, in dem es nicht viel mehr als einen Schreibtisch und ein paar Stühle gab. Hinter dem Schreibtisch saß ein junger Mann, der aussah wie ein Schwede oder ein Norweger, so schütter und flachsblond war sein Haar. Als Tim eintrat, erhob er sich und streckte die Hand aus:
»Ich bin G-man Steve Dillaggio, Sir. Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich heiße O’Sullivan«, sagte der Student. »Tim O’Sullivan, Sir.«
»Angenehm, Mister O’Sullivan. Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
»Danke.«
Tim erzählte die Geschichte, die er bereits auf einem Revier der Stadtpolizei erzählt hatte. Steve unterbrach nicht ein einziges Mal. Als Tim geendet hatte, fragte Steve:
»Würden Sie die beiden Männer wiedererkennen?«
»Ganz bestimmt, Sir.«
»Würden Sie sie auch auf einer Fotografie erkennen?«
»Ich glaube schon.«
»Warten Sie einen Augenblick. Ich bin gleich wieder da.«
Steve ging in die Fernschreiberzentrale, suchte im Eingangskorb und überflog noch einmal den Text des Fernschreibens der State Police. Wie allé derartigen Papiere hatte es im Hause die Runde gemacht und war von jedem G-man abgezeichnet worden, der es gelesen hatte. Steve suchte die Autonummer. LY 34-78. Dieselbe Nummer, die gerade der Student erwähnt hatte.
Steve nahm den nächsten Telefonhörer und fragte:
»Sind Jerry und Phil im Hause?«
»Nein«, wurde ihm gesagt.
Steve legte auf, zündete sich eine Zigarette an und dachte nach. Sollte er jetzt bereits die State Police anrufen, wie sie in ihrem Fernschreiben gebeten hatte? Aber er konnte ihr eigentlich nichts Neues erzählen. Was O’Sullivan beobachtet hatte, mußte zeitlich vor den Ereignissen liegen, die im Fernschreiben der Staatspolizei geschildert wurden. Ünd O’Sullivans Beobachtungen waren noch keine direkte Hilfe in der Suche nach den beiden Gangstern.
Steve kehrte in das Dienstzimmer des Wachhabenden zurück. Er verständigte den Einsatzleiter, daß jemand an seiner Stelle den Bereitschaftsposten als Wachhabender übernehmen müßte. Ein Kollege wurde geschickt, und Steve sagte, nachdem Jimmy Stone eingetroffen war, zu O’Sullivan:
»Kommen Sie, Mister O’Sullivan. Wir werden uns mal ein paar Bilder ansehen.«
Tim folgte ihm hinauf ins Archiv. Es war ein großer Raum mit schier endlosen Reihen von Regalen. Steve blieb ganz vorn an einem hohen Tisch stehen und griff nach einem Zettel.
»Mister O’Sullivan«, sagte er. »Wie groß waren Ihrer Meinung nach diese beiden Männer?«
»Nicht ganz sechs Fuß, würde ich sagen. Zwei oder drei Zoll weniger.«
Steve notierte sich etwas.
»Wie schwer waren sie?«
»Beide um die hundertfünfzig Pfund, denke ich.«
»Besondere Kennzeichen? Narben oder so etwas?«
»Ich habe sie nicht aus der Nähe gesehen und konnte nichts dergleichen erkennen. Was nicht heißt, daß es bei dem einen oder dem anderen nicht vielleicht ein solches Kennzeichen gibt.«
»Ich verstehe. Wie war die Haarfarbe?«
»Einer war blond, der andere hatte rotes Haar.«
Steve machte wieder eine Notiz.
»Wir sehen uns jetzt die Männer an, die zwischen fünfeinhalb und sechs Fuß groß sind und im Zusammenhang mit einem Verbrechen gegen die Bundesgesetze schon einmal im Distrikt New York vom FBI verhaftet worden sind«, sagte er. »Vielleicht finden wir die beiden dabei.«
Sie blätterten' zwanzig Minuten lang im »Familienalbum«, wie bei uns diese Fotosammlung der Vorbestraften genannt wird, aber sie fanden nichts. Enttäuscht ließ Tim O’Sullivan den Kopf hängen.
»Das waren nur die Burschen, die gegen Bundesgesetze verstoßen haben«, sagte Steve. »Wir fahren jetzt hinunter zum Hauptquartier der Stadtpolizei. Dort sind auch alle anderen Vorbestraften im Raume New York registriert. Wenn es sich, wie Sie glauben, Mr O’Sullivan, bei den beiden Männern wirklich um richtige Gangster handelt, dann werden wir die bei der Stadtpolizei bestimmt finden. Und wenn wir erst einmal ihre Namen kennen, läßt sich schon mehr tun.«
Tim nickte. Hier wurde er wenigstens ernst genommen, und das gab ihm schon ein besseres Gefühl. Obgleich seine Sorge wegen
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