Jerry Cotton - 0513 - 12 Stunden Todesangst
mehr halten kannst?«
»Der ist ganz schön schwer«, beschwerte sich Fatso. Sein Bowler war ihm unter der Anstrengung ins Gesicht gerutscht. Mit störrischen Bewegungen versuchte der Verbrecher, seine vornehme Kopfbedeckung wieder in eine bessere Lage zu bringen.
»Sind wir eigentlich hierhergekommen, um dumm zu quasseln?« fragte Benny Rose.
Auch er erntete als Antwort einen bösen Blick des schmächtigen Francis Ford. »Wenn ich geahnt hätte, daß deine Bande nur aus schwächlichen Schwätzern besteht, hätte ich mir einen anderen Verein ausgesucht.«
»Reg dich doch nicht so auf«, brummte Rose. Er versuchte, den Kleinen zu beschwichtigen, obwohl er wußte, daß Ford recht hatte. Weder Fatso noch Mason waren Mitarbeiter, wie er sie brauchte. Insgeheim nahm er sich vor, diese beiden Mitarbeiter schnellstens loszuwerden. In dieser Nacht brauchte er sie allerdings noch.
Francis Ford klopfte verbissen, aber beinahe unhörbar mit dem Hammer auf dem Meißel herum. Lautlos fielen die Steinbrocken und der Schutt in den offenen Regenschirm, dessen Gestänge ich unter der Last zu biegen begann. Das beunruhigte den Schmächtigen nicht. Er hatte vorher mit einem anderen Schirm eine Belastungsprobe gemacht.
»Wie weit bist du?« fragte der Boß'. Ford klopfte weiter. »Gleich haben wir’s! Du kannst schon das andere Seil und den Sack bereitlegen.«
»Welches andere Seil?« fragte Rose. »Das in meiner Tasche.«
»Du könntest auch mal halten«, schnaufte Fatso. »Ich will mal eine Zigarette rauchen. Gibt es hier denn keinen Whisky?«
»Du spinnst«, ließ sich Ford sofort vernehmen. »Wenn du eine Flasche anfaßt, schlage ich sie dir auf dem Schädel kaputt. Bei unserem Job muß man nüchtern bleiben.«
»Au, verdammt«, brummte Benny Rose, der aus einer der großen Taschen des Schmächtigen einen Sack herauszerrte. »Was hast du denn da drin?«
»Eine Nagelfeile und zwei Strohhalme, um den Tresor aufzumachen«, antwortete Francis giftig. »Kannst du dir nicht denken, daß ich dafür einen Schneidbrenner mit allem Zubehör benötige?«
Rose fuhr hoch. »Schneidbrenner? Willst du etwa das Ding aufschweißen? Ich denke… du hast doch gesagt… verdammt!«
»Du bist genauso dämlich wie die beiden anderen«, schüttelte Ford den Kopf. »Natürlich werde ich versuchen, den Tresor mit meinen Spezialschlüsseln aufzubekommen. Doch dafür, daß ich es schaffe, gibt es keine Garantie. Wenn es nicht geht, müssen wir mit der Schneidflamme an den Stahl.«
»Aber es ist schon Mitternacht! Zum Schweißen haben wir keine Zeit und…«
Ford legte den Hammer auf die Seite und warf den Meißel hinterher.
Rose fuhr zusammen. »Ist ja schon gut«, meinte er schnell. Er hatte Angst, Ford könne mit seiner Arbeit aufhören.
Doch der Schmächtige war nur mit dem ersten Teil seiner Arbeit fertig. Er sprang auf die Beine, ging zu Lincoln Taylor, nahm ihm den Strick aus der Hand und sagte: »Hau ab, Fatso! Dafür bist du zu blöd!«
Fatso Taylor sagte nichts. Er ging einen Schritt zur Seite und zündete sich eine Zigarette an.
Francis Ford ließ vorsichtig den mit Bauschutt randvoll gefüllten Regenschirm in die Dunkelheit des Ladens hinunter.
»Was macht die liebe Familie?« fragte er dabei über die Schulter.
»John!« brüllte Benny Rose.
Es dauerte eine Weile, bis Mason in der Tür erschien. »Boß?«
»Was machen sie?«
»Nichts«, murmelte John Mason. »Sie liegen auf den Betten und sind stumm wie Fische.«
Der Schmächtige war schon dabei, ein dickes Seil mit einem kunstvollen Knoten an dem freigelegten Eisenträger zu befestigen.
***
New York City hat rund acht Millionen Einwohner.
Und rund 7000 Straßen, in denen Menschen wohnen. Einige Viertel sind so lang und so dicht bevölkert, daß darin mehr Menschen leben als anderswo in einer ganzen Stadt.
Aus rund zwei Millionen Wohnungen in New York sollte ich durch Zufall die eine, die ich suchte, herausgefunden haben?
Das konnte doch einfach nicht wahr sein.
»Was ist denn, G-man?« fragte der Ladenbesitzer verwundert.
Ich fuhr herum und schob ihn in die Ladentür. Wir mußten von der Straße weg.
»Was ist denn?« fragte Ruby Spiegel noch einmal.
Dann prallte er zurück.
»Du bist gar kein G-man! Das war nur ein verdammter Trick, um von der Straße wegzukommen, du…«
Ich griff in meine Brusttasche und holte mein Lederetui hervor. Meinen blaugoldenen Stern hielt ich ihm so hin, daß er kaum noch etwas anderes sehen konnte. »Glauben Sie es nun?«
Er
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