Jerry Cotton - 0518 - Hochsaison fuer Killer Joe
seine Mauser ziehen konnte und daß in einem ausbrechenden Feuergefecht harmlose Bürger verletzt oder getötet wurden, war zu groß.
Ich sah, wie Elzon sich nach rechts wandte und die Straße hinaufging. Edna Graford entfernte sich in entgegengesetzter Richtung. Klar, daß ich nicht länger daran dachte, mich um Edna zu kümmern. Ich spurtete über die Fahrbahn und erreichte die andere Seite gerade noch rechtzeitig, um Elzon in die nächste Querstraße tauchen zu sehen.
Ich drängelte mich zwischen den Passanten hindurch. Ich prallte mit zwei oder drei Leuten zusammen. Einer rief mir ein Schimpfwort nach. Ich erreichte die Querstraße und sah den Berufskiller rund dreißig Yard vor mir. Im Gegensatz zur 4. Brooklyn Avenue waren in dieser Nebenstraße kaum Menschen unterwegs. Elzon, der sich bis jetzt dicht an den Mauern der Häuser gehalten hatte, überquerte die Straße und ging auf einen am Fahrbahnrand stehenden knallroten Chevrolet zu.
Es war soweit! Ich zog den 38er und rief Elzon an: »FBI! Bleiben Sie stehen und nehmen Sie die Hände hoch!«
Er reagierte mit der Geschmeidigkeit einer Pantherkatze. Er griff nicht nach seiner Kanone, sondern verschwand mit zwei Sprüngen auf der anderen Seite des Chevrolet. Ich sah, daß er die Tür auf der Fahrerseite auf riß.
Ich rannte in großen Sprüngen auf den Wagen zu. Jetzt feuerte er über das Wagendach hinweg. Die Schüsse seiner Mauser peitschten mit einem scharfen Knall, der bellender war als die Abschüsse unserer Kanonen.
Elzon warf sich in den Wagen. Ich zielte auf die Reifen. Die erste Kugel ging fehl. Der Motor heulte auf. Elzon hieb den Rückwärtsgang hinein. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Meine zweite Kugel zerblies die Windschutzscheibe, aber auch damit brachte ich den Wagen nicht zum Stehen. Den dritten Schuß konnte ich nicht mehr verfeuern. Ein Wagen, der die Straße in umgekehrter Richtung befuhr, geriet in mein Schußfeld.
Elzon wechselte in den Vorwärtsgang, riß den Chevy in einer engen Kurve herum, rammte beinahe den fremden Wagen und jagte seinen Schlitten mit heulendem Motor in eine Seitenstraße hinein. Ich sprang auf die Fahrbahn, um den fremden Wagen zu stoppen. Ich sah das entsetzte Gesicht des Fahrers hinter der Windschutzscheibe. Auf dem Beifahrersitz schrie eine Frau. Der Mann verlor die Nerven. Statt zu stoppen, raste er weiter. Nur ein Satz zur Seite rettete mich davor, von dem Schlitten auf die Hörner genommen zu werden.
Die Schüsse hatten die Bewohner der Häuser aufgescheucht. Überall wurden Fenster geöffnet. Ich rief einen Mann an: »Haben Sie Telefon?« Er nickte. »Kommen Sie ’rein!«
Ich wählte den Notruf des Radiostreifendienstes. »Cotton vom FBI! Versuchen Sie das Gebiet zwischen Fulton Street und der 4. Brooklyn Avenue für einen roten Chevrolet, Target AB 5679, zu sperren. Am Steuer des Wagens sitzt Joe Elzon! Vorsicht für Ihre Leute! Elzon schießt rücksichtslos!«
Ich drückte die Gabel nieder, ließ sie hochschnellen und rief das Hauptquartier an. Phil wartete in unserem Büro. »Komm her!« Ich nannte ihm die Adresse. »Ich begegnete Elzon, aber er ging mir durch die Lappen. Er benutzt den Wagen Catanos.«
Genau zwölf Minuten später tauchte Phil am Steuer meines Jaguar auf. Inzwischen hatten sich eine Menge Polizisten und auch schon zwei Reporter in der Straße versammelt. »Ich habe eine Menge Durchsagen der Streifenwagen mitgehört«, sagte Phil. »Der rote Chevy wurde in einer knappen Meile Entfernung von hier gefunden. Elzon war zu gerissen, ihn noch länger zu benutzen. Steige ein! Wir fahren hin!«
»Steig aus!« sagte ich. »Elzon begegnete Edna Graford. Es war eine Verabredung. Jetzt kaufe ich mir das Girl. Kümmere du dich um den Einsatz der Cops.«
Phil sprang aus dem Jaguar. Ich übernahm das Steuer, wendete und fuhr zur 4. Avenue.
***
Am Freitag um halb sieben verließ Irving Shigg den kleinen Vorplatz der Borough-Hall. Mit einem Achselzucken konstatierte er, daß Elzon offensichtlich seinen telefonischen Vorschlag nicht angenommen hatte. Irving ging zu dem Taxi, das er aus dem Bestand der South Brooklyn Drivers Corporation gewählt hatte, stieg ein und fuhr zum Parkhaus zurück.
Auf die Minute genau zur selben Zeit stieg Edna Graford aus einem anderen Taxi der Genossenschaft, das sie zum Parkhaus gebracht hatte. Auch diesem Fahrer gab sie einen Dollar Trinkgeld.
Auf dem Wege zum Personenlift kam sie an der Funksprechzentrale vorbei, und sie registrierte mit Verwunderung, daß
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