Jerry Cotton - 0518 - Hochsaison fuer Killer Joe
auch am Weekend, Mr. Falk?«
»Das läßt sich nicht vermeiden. Viele Frachter legen am Samstag ab. Wer sind Sie, Gentlemen?«
»Inspektor Caugh vom 4. Morddezernat und der FBI-Agent Phil Decker. Ich heiße Jerry Cotton und bin ebenfalls FBI-Beamter.«
Falk nahm die Hornbrille ab. »FBI und Polizei? Sie erschrecken mich, Gentlemen. Ich bin bestenfalls an den Umgang mit Verkehrspolizisten gewöhnt.«
»Wir brauchen einige Auskünfte von Ihnen.«
»Bitte, kommen Sie!« Er führte uns in das Bürogebäude, öffnete eine Tür und ließ uns in einen Raum treten, in dem ein dicklicher Mann von ungefähr fünfzig Jahren saß. William Falk begrüßte ihn mit einem »Hallo, Sam!« Der Mann antwortete: »Hallo, William!«
Eine Glaswand trennte dieses Büro von Falks Chefzimmer. Mit einer Handbewegung wies er auf einige Sessel, während er sich selbst hinter seinen Schreibtisch setzte.
Ich legte das Foto auf die Tischplatte. Falk warf einen Blick darauf und sah mich verständnislos an.
»Sagen Sie mir bitte, woher das Foto stammt.«
»Wollen Sie mir nicht lieber erklären, woher Sie es haben?«
»In Ordnung. Wir fanden es eine knappe Meile von hier entfernt. Es lag in der Nähe eines ermordeten Taxifahrers.«
Falk verfärbte sich. »Verdächtigen Sie mich, einen Taxifahrer ermordet zu haben?«
»Wo hielten Sie sich in der vergangenen Nacht zwischen zwölf und ein Uhr auf?«
»Ist das die Tatzeit? Dann verfüge ich über ein einwandfreies Alibi. Ich nahm an der Geburtstagsparty von Ralph Kaufman teil. Er ist einer meiner Geschäftsfreunde. Meine Tochter Nancy und ihr Verlobter waren auch auf dieser Party.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die ohne Zweifel aus massivem Gold war. »Lassen Sie sich mein Alibi von ihnen bestätigen. Ich bin hier mit ihnen verabredet.«
Als wäre das Stichwort für den Auftritt gefallen, betraten ein junges Mädchen und ein Mann von rund dreißig Jahren das Büro. Das Mädchen begrüßte den Dicken mit Herzlichkeit. Ihr Begleiter winkte nur nachlässig, während er schon die Tür zum Chefbüro öffnete.
»Hallo, Mr. Falk«, begrüßte er seinen zukünftigen Schwiegervater Falk lächelte dünn. Offenbar befanden sich die verwandtschaftlichen Gefühle beider noch in kümmerlichem Zustand.
Nun schoß das Mädchen in den Raum. »Hallo, Daddy. Allan ist schuld an unserer Verspätung. Er fuhr so langsam wie eine alte Tante. Er sagte, du würdest ihn umbringen, wenn mir etwas zustieße, und darum…« Falks Tochter entdeckte uns und entschuldigte sich. »Oh, sorry.«
Sie war ein großes, langbeiniges Girl mit dichtem, kurzgeschnittenem Blondhaar, sonnengebräunter Haut und hellbraunen Augen.
Falk übernahm die Vorstellung.
»Zwei Gentlemen vom FBI; ein Inspektor, oder wie man das sonst nennt, von der City Police, Mordkommission. Sie halten es immerhin für möglich, daß ich einen Taxifahrer gekillt haben könnte.«
»Du?« Nancy Falk brach in Gelächter aus, besann sich jedoch darauf, daß es sich um die Ermordung eines Menschen handelte, und unterdrückte ihre Lachlust.
»Beenden wir die traurige Vorstellung«, erklärte Falk. Er wandte sich an den Verlobten seiner Tochter. »Mr. Dettner, da wir noch nicht miteinander verwandt sind, gilt Ihr Wort vielleicht mehr. Wo befand ich mich gestern nacht?«
»Sie kamen gegen zehn Uhr zu Mr. Kaufmans Party. Wir verließen die Gesellschaft gemeinsam ungefähr um zwei Uhr morgens.« Allan Dettner strich sich über das glattgekämmte dunkelblonde Haar. Er war ein athletischer junger Mann mit einem glatten, ein wenig brutal wirkenden Gesicht. Als er uns anlächelte, zeigte er kräftige, makellos weiße Zähne. »Haben Sie Mr. Falk wirklich im Ernst verdächtigt? Wollen Sie sich mit Gewalt blamieren?«
Falk selbst nahm uns die Antwort ab. »Immerhin fanden sie mein Foto neben dem Toten!« rief er und hielt das Bild hoch. »Ich möchte verdammt gern wissen, wie es dort hinkam.«
»Das müßte sich relativ einfach feststellen lassen«, sagte ich. »Sie werden Ihre Fotos an einer bestimmten Stelle aufbewahren, in einem Schrank oder einem Schubfach. Nur die Person, die…«
»Das ist kein privates Foto, sondern ein geschäftliches«, unterbrach mich Falk. »Am Jahresanfang meinte mein Werbeberater, ich müsse meinen Kunden einen persönlich gestalteten Glückwunsch senden. Er bewog mich, dieses Foto zu verschicken. Es wurde in Neujahrskarten eingeklebt. Wir versandten ungefähr zweitausend Stück davon. Außerdem liegen im Schrank für das
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