Jerry Cotton - 0522 - Das Maedchen mit dem Killerblick
kidnappen. Wenn er sie loswerden wollte, mußte er sich etwas einfallen lassen, und er mußte ein Risiko in Kauf nehmen.
Er erreichte die Kreuzung der 7. Avenue mit der 43. Straße. Die Fußgängerampel für den Weg über die Fahrbahn der 7. stand auf Grün. Regerty schlug einen Haken und überquerte die 7. Avenue hart vor dem Kühler von Rathgills Wagen. Auf diese Weise hängte er Rathg'ill zunächst einmal ab. Cornells Mann mußte den Wagen erst einmal um den nächsten Block steuern. Die Orchards folgten ihm selbstverständlich. Auf der anderen Straßenseite ging Regerty die Straße hinunter in die Richtung, aus der er und seine Verfolger gekommen waren. Er verschärfte das Tempo. Den Blick hielt er auf die Reihe der parkenden Wagen gerichtet. Hier hoffte er seine Chance zu finden.
Er entdeckte einen Lieferwagen, der nur unvollkommen in eine Parklücke hineingesetzt worden war, so daß die Vorderräder außerhalb der Reihe standen. Der Fahrer hantierte an der hinteren Ladetür.
Regertys größtes Risiko lag in der Möglichkeit, daß der Zündschlüssel nicht im Schloß stak; aber bei einem Lieferwagen, dessen Fahrer lediglich ein paar Kartons in ein Geschäft zu bringen hatte, standen die Chancen 9 zu 1, daß er den Zündschlüssel nicht abzog.
Auf der Höhe der Motorhaube sprang Regerty vom Bürgersteig auf die Fahrbahn. Er lief um den Wagen herum und riß die Tür zum Fahrerhaus auf. Mit einem Sprung enterte er den Schlitten. Der Schlüssel stak im Schloß. Regerty drehte ihn. Der Anlasser schnarrte, aber der Motor sprang schlecht an, im Rückspiegel sah Regerty den Fahrer, der hinter dem Heck des Wagens hervorkam.
Jetzt sprang der Motor an. Regerty hieb den ersten Gang hinein und riß das Steuerrad scharf herum. Der Lieferwagen rollte.
In derselben Sekunde wurde der Fahrer von Mike Orchard zurückgerissen. Regerty beugte sich weit aus dem Seitenfenster. Mit einer Hand hielt er das Steuerrad, riß die Meurier-Pistole aus der Tasche und feuerte auf Orchard. Er wußte, daß es falsch war, aber der Wunsch, es einem von Cornells Killern zu besorgen, war stärker. Orchard tauchte zur Seite weg. Er schlug einen halben Salto über das Pflaster, und Regerty glaubte, daß et ihn getroffen hatte.
Die Bremsen von drei, vier Autos kreischten, denn Orchard und der Fahrer rollten den Wagen vor die Räder.
Regerty scherte aus. Zehn, zwanzig Sekunden würde es dauern, bis die zufälligen Passanten begriffen hatten, was überhaupt passiert war. Diese Sekunden wareh seine Chance.
Er fuhr nicht besonders schnell, steuerte den Laster knapp fünfzig Yard in die nächste Querstraße, stoppte ihn und sprang hinaus. Das Haus an der Ecke war ein großes Bürogebäude. Regerty steuerte den Lift an. Als er sich vergewissert hatte, daß niemand ihn beachtete, ging er am Lift vorbei zum Notausgang am Ende der Eingangshalle. Er gelangte in einen kleinen Hof, den eine niedrige Mauer vom nächsten Grundstück trennte. Er überkletterte sie, tauchte im Nachbarhaus unter. Zu diesem Haus gehörte eine Tiefgarage, die eine Ausfahrt zur 43. Straße besaß. Als Regerty über die Ausfahrt das Haus verließ, hörte er das Sirenenheulen von Streifenwagen und das schrille Klingeln eines Fahrzeuges der Unfallrettungswache.
Er lächelte zufrieden. Anscheinend hatte er Cornells Killer erwischt. Er hoffte inbrünstig, es ihm so gründlich besorgt zu haben, daß Orchard schon zur Hölle abgereist war.
Er stoppte ein entgegenkommendes Taxi mit einem Handzeichen. »Central-Park«, sagte er. »Einfahrt Harlem-Lake!«
***
Der Summer der Funksprechanlage ertönte, und das Ruflicht flackerte. Ich nahm den Hörer ab. »Der Chef wünscht Sie, Jerry«, sagte Helen, Mr. Highs Sekretärin. »Ich stelle durch.«
»Bitte, kommen Sie sofort ins Hauptquartier zurück!«
»Sofort, Sir!« Ich hängte ein und gab Gas. Phil sah mich fragend an.
»Der Chef wünscht uns zu sehen. Er gab keinen Kommentar.«
»Vielleicht eine Gehaltserhöhung«, sagte Phil mit einem hoffnungsvollen Grinsen.
Selbstverständlich war von einer Gehaltserhöhung keine Rede. »Vielleicht haben wir eine noch warme Fährte erwischt«, erklärte Mr. High. »Heute vormittag wurde auf der 7. Avenue in der Höhe der 43. Straße ein Lieferwagen gestohlen, dessen Fahrer gerade mit Ausladen beschäftigt war. Der Dieb feuerte auf den Fahrer und einen Mann, der die Aktion bemerkt hatte und den Diebstahl verhindern wollte. Den Fahrer traf eine Kugel in die Schulter. Steckschuß! Sie holten die
Weitere Kostenlose Bücher