Jerry Cotton - 0523 - Ich war das As der Unterwelt
Arrondissement, wenn Ihnen das etwas sagt.« Er schüttelte den Kopf. »Chilenisches Krebsfleisch. Ich persönlich halte ja das französische für das beste auf ' der Welt, aber wenn Sie darauf bestehen, sollen Sie es bekommen.«
»Also haben Sie es doch da?«
»Nein, aber ich habe es bestellt. Zufällig war schon vor Ihnen ein Kunde da und verlangte das gleiche. Er hat eine ganze Kiste bestellt, aber ich bin sicher, er läßt sich darauf ein, Ihnen ein paar Büchsen abzutreten.«
Ich wußte, welcher Kunde schon vor mir chilenisches Krebsfleisch bestellt hatte. Ich hatte mich in New York eingehend mit den Gewohnheiten von Tony Paladino vertraut gemacht. Aber das war nichts gegen die Informationen, die mir Lieutenant Lawlor gegeben hatte. Der Lieutenant führte seit acht Jahren Tagebuch über Paladino. Es war unglaublich, welche Details er kannte.
Diese Informationen nutzte ich jetzt aus, um alle möglichen Leute in ein Gespräch über Paladino zu verwickeln. Seit zwei Tagen war ich schon in Massany unterwegs. Ich hatte mit Lieferanten gesprochen, mit seinem Gärtner ein langes Gespräch über die Paladino-Rose geführt, die der Gangster gezüchtet hatte. Ich hatte mich mit Mitgliedern verschiedener Klubs unterhalten, bei denen er Mitglied war, und bei seinem Schneider hatte ich einen Anzug bestellt — in einem Schnitt, der exklusiv für Paladino reserviert war. Überall war das Gespräch bei diesen ausgefallenen Dingen automatisch auf Paladino gekommen. Ich hatte dann sofort nachgehakt. Und überall war ich auf feindselige Ablehnung gestoßen.
Es war offensichtlich, daß die Leute bei Fragen über Paladino sofort verschlossen wurden. Mir war das nur recht. Es ging mir nicht darum, auf diese Weise Informationen zu sammeln — mir ging es nur darum, daß Paladino diesen Eindruck gewann.
Ich sah den Alten an.
»Glauben Sie, daß Ihr Kunde sich darauf einläßt?«
»Ich bin sicher, daß Monsieur Paladino ein paar Büchsen abgibt«, nickte er. »Wenn es soweit ist, werde ich ihn fragen.«
»Paladino sagten Sie? Etwa Tony Paladino?«
»Ganz recht. Wenn Sie ihn kennen, können Sie ihn ja selber fragen.«
»Ich kenne ihn nicht, aber ich habe schon viel von ihm gehört. Nur, daß er auch ein Feinschmecker ist — das wußte ich nicht.«
»Monsieur Paladino versteht es, die guten Dinge des Lebens zu nehmen«, brummte der Alte.
»Ja — , nehmen ist das richtige Wort«, sagte ich vieldeutig. »Erzählen Sie mir etwas von ihm. Wie lebt er? Hat er oft Gäste?«
Der Alte sah mich an.
»Monsieur, ich weiß nur eines. Er mag es nicht, wenn man über ihn redet. Also lassen wir das. Und was Ihr Krebsfleisch angeht…«
»Das hat sich erübrigt«, sagte ich brüsk. »Sie brauchen ihn nicht zu fragen. Guten Tag!«
***
»Monsieur Paladino, Sie sind nicht der einzige Liebhaber von chilenischem Krebsfleisch. Gestern war ein Verrückter da, der partout darauf bestand, daß es chilenisches Krebsfleisch sein müsse. Pardon, deshalb war er natürlich nicht verrückt. Damit meine ich nur sein seltsames Verhalten. Ich sagte ihm, ich wollte Sie fragen, ob Sie aus Ihrer Lieferung ein paar Büchsen abgeben, aber das wollte er nicht. Dabei schien er Sie sogar zu kennen, jedenfalls war ihm Ihr Name ein Begriff.«
»Hat er Fragen über mich gestellt?«
»O ja, aber Sie wissen ja, daß ich nicht klatsche. Und wenn ich ehrlich sein soll, mir gefiel der Bursche nicht. Ich habe fast das Gefühl, die Sache mit dem Krebsfleisch war nur ein Vorwand. Wenn ich nur wüßte, wofür.«
»Well, mein lieber Duvalier, beschreiben Sie mir den Burschen. Vielleicht kenne ich ihn auch.«
»Eh bien, wie soll ich das machen. Er war groß und wirkte sehr sportlich, hatte dunkle Haare, ein energisches Gesicht. Fast möchte ich sagen, daß er ein wenig wie ein Filmstar aussah…«
***
»Jetzt brauchen wir nur noch eine Anprobe, Mr. Paladino. Sie wissen, ich bin da altmodisch. Unter zwei Anproben geht es bei mir nicht. Dafür sitzt dann der Anzug auch hundertprozentig. Übrigens, da war ein Bursche bei mir, der sich sehr für den Schnitt interessierte, den ich exklusiv für Sie entworfen habe. Er wollte unbedingt, daß ich danach einen Anzug für ihn mache. Natürlich habe ich das abgelehnt. Exklusiv ist exklusiv. Ohne Ihr Einverständnis ginge es nicht, habe ich ihm gesagt. Komischerweise wollte er nicht, daß ich Sie frage, obwohl er erst behauptet hatte, Sie zu kennen. Nun ja, wahrscheinlich war das nur ein Vorwand.«
»Hat er versucht, Sie über
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