Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle
ich.
Phil blickte mich verdutzt an. Ich grinste. »Das ist die Nummer der ›Tribune‹. Du willst doch die Zeitung anrufen, nicht wahr?«
Seufzend warf Phil den Hörer auf die Gabel zurück. »Du hast es also schon erledigt.«
»Habe ich. Er war nicht dort.«
»Überrascht mich nicht«, sagte Phil. »Der Kerl gefällt mir nicht. Warum hat er uns belogen?«
»Wir werden es bald wissen.«
»Was hat dich veranlaßt, bei der ›Tribüne‹ nachzufragen?«
»Als ich das Haus der Heartfields verließ, bemerkte ich eine Telefonzelle an der nächsten Straßenkreuzung. Mir kam der Verdacht, daß John Heartfield die Scheibe und die Pistole gestohlen haben könnte — und daß er dann aus der Telefonzelle angerufen hatte, um den Verdacht seiner Schwester zu zerstreuen. Es war ein guter Coup, nicht wahr?«
»Ich sehe keinen Sinn darin.«
»Mir scheint es so, als täte Mr. Heartfield nichts ohne Absicht.«
Phil lehnte sich zurück. »Nehmen wir einmal an, daß er seiner Schwester die Pistole wegnahm. Setzen wir weiter den Fall, daß jemand mit dieser Waffe ermordet würde? Was wäre unter normalen Umständen deine erste Reaktion?«
»Ich würde annehmen, daß Joyce die Mörderin ist.«
»Obwohl du dabei warst, als man ihr die Pistole klaute?«
»Gerade deshalb«, nickte ich. »Ich würde vermuten, daß sie einen Komplicen hatte — den Butler meinetwegen — und daß der fingierte Pistolendiebstahl nur dazu diente, um sie von einem späteren Tatverdacht zu befreien.«
»Okay, aber nun weißt du, was wirklich los ist. Das ändert den Sachverhalt, nicht wahr?«
Ich hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Es ist keineswegs bewiesen, daß John Heartfield die Pistole genommen hat. Aber wenn wir unterstellen wollen, daß es zutrifft, können wir ein paar naheliegende Schlüsse daraus ziehen. Erstens: Heartfield ist überzeugt davon, daß wir das Ganze für einen Trick seiner Schwester halten und glauben, daß Joyce die Pistole verschwinden ließ, um sie später ungestraft benutzen zu können. Zweitens: Heartfield hat vor, mit der Waffe etwas anzustellen. Und drittens: Ihm liegt daran, den Tatverdacht auf seine Schwester zu lenken.«
»Weshalb sollte er das alles tun?«
»Er wäre dann der Alleinerbe«, sagte ich.
***
John Heartfield fuhr einen Bentley.
Er liebte die gediegene Eleganz des Luxusfahrzeuges, obwohl er sich zuweilen über die etwas hausbackene Solidität der Formgestaltung lustig machte. Als er den Wagen aus seiner Parklücke auf die Straße lenkte, bemerkte er eine Bewegung in dem am Armaturenbrett angebrachten Rückspiegel.
»Habe ich Sie erschreckt?« fragte das Girl, das sich im Fond aufrichtete und eine blonde Haarsträhne aus der Stirn strich.
»Was soll dieser Blödsinn?« erkundigte sich Heartfield. Er war eher überrascht als ärgerlich. Das Girl war nicht sein Typ — er fand sie zwar hübsch, aber doch ohne Format. Ihr Haar war gefärbt, der Teint war nicht ganz rein, und ihre Kleidung kam fraglos von der Stange. Er wollte stoppen, um seine Beifahrerin aussteigen zu lassen, aber er sah keine Möglichkeit zu parken.
»Fahren Sie ruhig weiter!« sagte das Mädchen. Es öffnete eine einfache schwarze Lacklederhandtasche und entnahm ihr ein Päckchen Zigaretten.
Heartfield grinste plötzlich. »Sie sind eine Reporterin, was? Einfälle habt ihr Girls!«
»Ich bin keine Reporterin«, sagte das Mädchen und steckte sich die Zigarette mit einem billigen Feuerzeug an.
Heartfield wußte, daß sie nicht log. Das Girl im Fond hatte einfach nicht das Zeug für den Beruf einer Journalistin. Wahrscheinlich war sie sogar außerstande, einen Brief ohne orthographische Fehler zu schreiben. »Okay, spannen Sie mich nicht auf die Folter!« sagte er ungeduldig. »Was wollen Sie von mir?«
»Ein Autogramm«, sagte das Girl und inhalierte tief.
Heartfield mußte lachen. »Das hätten Sie doch einfacher haben können! Warum haben Sie mich nicht angesprochen, als ich in meinen Wagen stieg?«
»Es handelt sich um ein Autogramm ganz besonderer Art«, erklärte das Girl.
Ein drohender Unterton in den Worten ließ John Heartfield stutzen. »Wie soll ich das verstehen? Von was für einem Autogramm sprechen Sie denn?«
»Von einem mit fünf Nullen«, sagte das Girl.
***
Er starrte in den Rückspiegel und wäre um ein Haar gegen seinen gerade bremsenden Vordermann aufgefahren. »Passen Sie doch auf!« sagte das Mädchen.
»Wer sind Sie? Wie heißen Sie?«
»Gerlind Jayborn.«
»Ist das ein
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