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Jerry Cotton - 0531 - Todesdrohung fuer New York

Jerry Cotton - 0531 - Todesdrohung fuer New York

Titel: Jerry Cotton - 0531 - Todesdrohung fuer New York Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gesicht wie ein Kalb, das zur Schlachtbank geführt wird.
    Sein Captain blickte ihn kurz darauf finster an.
    »Ich habe der Sache keine Bedeutung beigemessen, Sir«, seufzte Jim Earner. »Es war morgens, gegen vier. Der Mann lag in einer Toreinfahrt unweit einer Bar. Wissen Sie, einem dieser Lokale von Hempy. Er stöhnte leise, und dadurch wurde ich aufmerksam. Ich ging hin und schüttelte ihn. Ja, und dann kam er zu sich. Ich fragte ihn, was los sei. Im gleichen Augenblick wußte ich es auch schon. Er hatte ganz glasige Augen und lallte nur. Aber er kam hoch und blieb stehen. Oben in seiner Brusttasche hatte er einen Ausweis stecken. In einer Klarsichthülle. Ich zog ihn heraus und las, was darauf stand. Lieutenant oder Captain — nein, jetzt weiß ich es genau: Captain war er. Robinson oder so ähnlich. Ja, als ich das gesehen hatte, wollte ich ihm keine Schwierigkeiten machen. Geh nach Hause, Officier, habe ich ihm noch gesagt…«
    »So«, nickte der Captain.
    »Ja«, gab Earner zu. »Ich habe mir überlegt, daß er bestimmt Schwierigkeiten bekommt, wenn ich ihn mit zum Revier nehme. Im anderen Fall hatte er doch die Chance, doch noch nach Hause oder in sein Hotel zu kommen. Er war ja toll tipsy, einfach toll. Fast schon Delirium.«
    »Wieso?« fragte der Captain.
    »Er hatte schon Ratten gesehen«, berichtete der Patrolman Jim Earner. »Er hat auch etwas gemurmelt: ,Nicht die Ratten, nicht…' oder so ähnlich!«
    ***
    »Also doch«, lächelte Fratelli. »Ich habe euch doch verkehrt eingeschätzt. Ihr wißt es also. Hat die Army geplaudert? Meinetwegen, um so besser. Das spart mir einige Arbeit.«
    »Was soll das heißen?« fragte Phil. Hempy holte tief Luft. Er schaute meinen Freund Phil an und zuckte mit den Schultern. »Sie fragen wie der Quizmaster im Fernsehen, wenn er wissen will, wie Präsident Johnson mit Vornamen heißt.«
    »Lassen Sie Ihre Scherze, Fratelli!« fuhr ich ihm schneidend ins Wort.
    Jetzt betrachtete er mich interessiert. »Hör zu, G-man: Gewöhne es dir ab, mit mir in diesem Ton zu sprechen. Andernfalls gewöhne ich mir auch einen anderen Ton an. Das könnte für euch beide tödlich sein!«
    Wahnsinnig, dachte ich. Dieser Mann muß wahnsinnig sein. Innerhalb weniger Minuten gesteht er, Rauschgifthändler zu sein, einen Mord veranlaßt zu haben, die Ratten aus der Hölle zu besitzen, und er bedroht zwei G-men, gegen die er nicht die geringste Chance hat. Nur ein Wahnsinniger kann das fertigbringen. Er spinnt. Wir sollten einen Arzt anrufen.
    Doch dann traf es mich wieder wie eine glühende Messerspitze. Nein, dieser Mann war nicht wahnsinnig. Im Gegenteil, ganz im Gegenteil. Er wußte etwas, das als Staatsgeheimnis angesehen werden mußte. Und dieses Wissen würde er kaltblütig ausnutzen.
    Er war über die Ratten informiert, über die höchstens zwei Dutzend Männer Bescheid wußten. Darunter der Präsident der USA, der Verteidigungsminister, der Innen- und der Justizminister; der Leiter des CIA, der Direktor des FBI, ein paar Generäle, ein paar CIA-Agenten und genau drei G-men. Nicht einmal die Senatoren und die Gouverneure, nicht einmal die Polizeichefs.
    Aber Fratelli wußte es.
    Er lächelte niederträchtig.
    »Ja, Cotton und Decker — ich habe die Ratten«, sagte er höhnisch.
    Es war wie ein Tiefschlag.
    Eigentlich standen wir jetzt unversehens am Ende dieses Falles. Und dennoch wußte ich, daß wir genau am Anfang standen. Das einzige, was wir erreicht hatten, war die Entdeckung des Knotens, den wir jetzt öffnen mußten.
    Ich konnte mir bereits denken, warum dieser Fratelli so selbstsicher, so überheblich war. Mit Gewalt war hier nichts zu machen. Natürlich, wir konnten ihn verhaften und mitnehmen. Und dann? Ich schüttelte mich unwillkürlich. Fratelli durchschaute mich. »Unangenehm, was, Cotton?«
    »Ich kann Ratten nicht leiden«, sagte ich wie beiläufig.
    »Ich auch nicht«, gab er zu.
    »Es sind ja auch keine Haustiere«, meinte Phil trocken.
    »Wo sind denn die lieben Tierchen?« fragte ich dann, als ob wir hier zu einer gemütlichen Plauderstunde beisammensäßen und über zahme Meerschweinchen sprächen.
    Fratelli ging auf den Ton ein. »Ich kann sie euch leider nicht zeigen, denn sie sitzen noch in ihrem Spezialtransporter, und der paßt leider nicht in meine bescheidene Wohnung.«
    »Schade«, sagte Phil, »dabei würde er sich hier ganz gut machen. Meinen Sie nicht?«
    »Da, wo ich ihn jetzt habe, macht er sich besser«, sagte Fratelli kaltschnäuzig.

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