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Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine

Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine

Titel: Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gedanken überschlugen sich. Da lag die Tischlampe, dieses kitschige, schwere Stück mit dem Wellensockel und der daraus emporwachsenden Mädchengestalt. Vor einer Stunde erst hatte er diese Lampe repariert — natürlich mit den bloßen Fingern. Wer zieht denn Handschuhe an, wenn er eine Lampe repariert? Aber mit dieser verdammten Lampe hatte man den Mann totgeschlagen, und nun mußte das Ding von seinen Fingerspuren wimmeln. Von den Fingerspuren eines Mannes, der wegen Totschlags vorbestraft war.
    Kalter Schweiß trat auf Carsons Stirn. Er preßte die Lippen aufeinander und kämpfte um Beherrschung. Jetzt nur nicht in Panik verfallen! Jetzt kam es darauf an, sich zusammenzunehmen. Daß er diesen Mann nie zuvor gesehen hatte, besagte gar nichts. Die Lampe neben dem Toten verriet allzu deutlich, daß er — Carson — es war, der hereingelegt werden sollte. Der Henker mochte wissen, warum gerade er, wieso, wozu — aber so war es jedenfalls. Erst muß ich einmal der blonden Hexe auf die Schliche kommen, dachte Carson. So einfach lasse ich mich von einem verführerischen Weibsstück nicht aufs Kreuz legen: Ich nicht.
    Er drehte sich um und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Helen Dieland lag auf der Couch und hatte sich eine neue Zigarette angezündet. Ihre Pose der Gelassenheit trieb in Carson die Wut hoch. Diese Frau mußte, wenn schon nicht die Täterin, so doch die Mitwisserin eines Mordes sein, den man ihm in die Schuhe schieben wollte. Carson spürte, wie ihm das Blut in den Ohren rauschte. Er schloß die Augen und atmete tief. Er durfte sich nicht provozieren lassen, durfte sich keine unbesonnenen Handlungen im Jähzorn erlauben, wenn er sich nicht selbst das Genick brechen wollte. Die Situation, in der er sich befand, war auch so gefährlich genug.
    Er griff nach den Zigarillos, die in der Brusttasche seines Arbeitskittels steckten, und zündete eins an. Während er sich selbst zur Ruhe zwang, machte er ein paar tiefe Züge.
    »Okay«, .sagte er plötzlich. »Ich war im Badezimmer. Aber Sie scheinen meinen Beruf nicht richtig begriffen zu haben. Ich bin Elektriker. Mit Leichen habe ich nichts zu schaffen. Absolut nichts.«
    »Wirklich nichts, Mister — Morton?«
    »Woher kennen Sie meinen früheren Namen?« fragte Carson beherrscht.
    Helen Dieland lächelte spöttisch.
    »Das tut doch nichts zur Sache. Ich kenne ihn eben. Und nicht nur den Namen. Auch die Geschichte, die zu diesem Namen gehört, Mr. Morton.«
    »Sie wollen sagen, Sie wissen, daß und warum ich einmal verurteilt worden bin.«
    »Sehr richtig.«
    Carson zog an seinem Zigarillo. Worauf will dieses blonde' Luder hinaus? fragte er sich. Wenn sie nur einen Prügelknaben für den Mord suchte, wäre wohl längst die Polizei hier. Also das allein kann es nicht sein. Es muß mehr dahinterstecken, es muß ein abgekartetes Spiel sein, das irgendein Ziel anstrebt. Will sie mich erpressen?
    »Ich habe jeden Cent, den ich besaß, in mein Geschäft gesteckt. Dazu habe ich sechstausend Dollar Kredit bei einer Bank aufnehmen müssen. Über die Durststrecke bin ich bei weitem noch nicht hinweg. Wenn Sie also glauben, bei mir wäre Geld zu holen, liegen Sie hoffnungslos schief!«
    Er hatte es so ruhig gesagt, wie er es noch fertigbrachte. Am liebsten wäre er mit den bloßen Fäusten auf sie losgestürzt. Aber Helen Dieland schien nicht einmal Angst zu haben. Oder sie verstand es, sich meisterhaft zu beherrschen. Gelassen entgegnete sie:
    »Natürlich geht es um Geld. Aber nicht um die paar Dollar, die bei Ihnen vielleicht zu holen wären, Morton. Glauben Sie, ich riskiere einen Mord für eine Hand voll Dollar?«
    Carson ließ sich in den nächsten Sessel fallen. Wenigstens im Augenblick schien für ihn keine akute Gefahr zu bestehen.
    »Lassen Sie die Katze aus dem Sack«, brummte er.
    Die Frau ließ wie vorhin ihre Zigarette in den Aschenbecher fallen, ohne sie auszudrücken. Sie richtete sich zu einer sitzenden Haltung auf.
    »Ich möchte ein paar Zusammenhänge deutlich machen«, sagte sie kühl. »Natürlich sind an der Lampe Ihre Fingerabdrücke und…«
    »Fingerspuren«, verbesserte Carson, indem er ihr ins Wort fiel.
    Zum ersten Male sah er sie irritiert. Es war lächerlich, geradezu aberwitzig, jetzt um Formulierungen zu streiten, aber es war ihm nun einmal herausgerutscht.
    »Fingerabdrücke erzeugt man absichtlich, indem man seine Finger auf ein Farbkissen und dann auf eine Unterlage drückt. Fingerspuren werden ohne Absicht auf Gegenständen mit glatter

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