Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine
lobenden Erwähnung im Polizeibericht, könnte morgen in der Liste der im Dienst Gefallenen stehen. Es werden keine verwegenen Einzelaktionen ausgeführt und keine leichtsinnigen Manöver. Sie handeln strikt nach Befehl und nach Lage der Dinge mit entsprechender Vorsicht. Welche Waffen haben Sie mitgebracht?«
Ein ergrauter Sergeant nahm seine Schirmmütze ab und wischte das lederne Schweißband aus.
»Unser Wagen mit den Waffen steht vorn an der Ecke«, berichtete er. »Zunächst hat natürlich jeder Mann seinen Revolver. Im Wagen haben wir acht Karabiner mit aufmontiertem Zielfernrohr. Außerdem haben wir zwei großkalibrige Gewehre mitgebracht, mit denen wir Tränengasgranaten verschießen können. Ferner sind zwei Kisten mit je sechzig Tränengas-Handgranaten da. Und sechs Maschinenpistolen mit Fünziger-Magazinen.«
»Haben Sie eine Signalpfeife da, Sergeant?« fragte ich.
Er nickte und knöpfte seine linke Brusttasche auf. »Selbstverständlich, Sir.«
»Gut. Sie bleiben ständig in meiner Nähe. Zwei kurze Pfiffe bedeuten: gezieltes Feuer auf die beiden Fenster des kleinen Lagerhauses. Vier Pfiffe: Tränengas mit den Gewehren durch die Fenster schießen. Ein langer Pfiff: Feuer einstellen und am Lagerhaus sammeln. Ist das klar?«
Sie nickten schweigend. Ich warf einen raschen Blick auf meine Uhr. Uns blieben noch ein paar Minuten. Ich beschrieb die Örtlichkeit noch einmal. Anschließend teilte ich die Leute ein. Vom Dach des Vorderhauses her mußte man trotz des hohen Kistenstapels die Fenster des Lagerhauses in der Ziellinie haben, also schickte ich zwei gute Schützen mit den Gewehren dort hinauf, mit denen man Tränengas verschießen konnte. Die Karabiner mit den Zielfernrohren waren bei den kurzen Entfernungen im Hof nur dann von Nutzen, wenn einem der Gangster eine Flucht in die Nachbarhöfe gelang, und folglich verteilte ich die besten Schützen mit den Karabinern auf die Dächer der angrenzenden Häuser. Eine Falle hat nur dann Zweck, wenn sie wirklich hermetisch zu schließen ist.
Der Hof war praktisch das Zentrum eines rautenförmigen, für New Yorker Verhältnisse kleinen Häuserblocks. Ich teilte die Cops so auf, daß auf jedes Nachbargrundstück ein Doppelposten entfiel. Zusammen mit den Gewehrschützen auf den Dächern mußten sie in der Lage sein, jeden Fluchtweg abzuriegeln. Damit hatte ich mir die Detektive zum direkten Angriff auf das Lagerhaus ausgespart.
Hywood zupfte mich am. Ärmel und hielt mir wortlos seine Armbanduhr hin.
Es war acht Minuten nach zwölf.
»Wir müssen fahren«, sagte ich. »Von jetzt ab sorgt jede Gruppe selbst dafür, daß sie um genau zwölf Uhr fünfzehn am zugewiesenen Standort ist. Die Posten verlassen ihren Platz nicht vor dem Signal zum Sammeln. Los, Hywood, wir müssen Phil und die sechs G-men noch treffen, die uns Mr. High schicken woll-/te. Die Detektive und der Sergeant kommen mit uns!«
Unsere kleine Versammlung löste sich eilig auf. Ich war den kurzen Weg bis zu unserem Treffpunkt zu Fuß gekommen und stieg mit dem Sergeant und zwei Detektiven zu Hywood in den schwarzen Dienstwagen, mit dem der Captain gekommen war. Hinter uns parkte ein neutraler Lieferwagen ohne Aufschrift und ohne Polizeikennzeichen. Als wir abfuhren, holten sich die eingeteilten Schützen dort gerade ihre Gewehre und die Munition ab.
Unterwegs sagte ich: »Ein einzelner Polizeioffizier in Uniform fällt nicht auf. Der Sergeant bleibt am Steuer sitzen und Sie im Fond, Hywood, während Ihre Detektive und ich uns mit den G-men treffen. Wir lassen den Wagen eine Ecke vor dem Block stehen. Zu Fuß werden Sie etwa eine Minute brauchen. Richten Sie es so ein, daß Sie Punkt zwölf Uhr fünfzehn mit uns an der beschriebenen Haustür Zusammentreffen.«
»Ja, General«, knurrte Hywood. »Im Pentagon wären Sie eine tolle Nummer, Cotton. Mit Ihnen wären Dinge wie Pearl Harbour nie passiert.«
»Danke für die Blumen«, erwiderte ich. »Als. G-man fühle ich mich wohler. Halten Sie da drüben vor dein Souvenirladen, Sergeant.«
»Ja, Sir.«
Ich stieg aus, und die beiden Detektive kamen mir nach. Hinter uns hielt der Wagen mit den anderen sechs Detektiven. Ich zeigte Ihnen eine Tür, und, sie verschwanden schnell von der Straße. Ich sah mich rasch noch einmal um. In der Straße schien sich nichts verändert zu haben. Frauen und Mädchen in bunten Sommerkleidern trippelten über die Gehsteige. Männer in Hemdsärmeln genossen ein wenig Sonne in ihrer kurzen Lunchpause. Kinder
Weitere Kostenlose Bücher