Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine
Oberfläche zurückgelassen und müssen erst durch besondere Methoden überhaupt sichtbar gemacht werden«, erklärte Carson. »Bei der Militärpolizei habe ich einen Kursus mitgemacht, wo sie einem diese Unterschiede beibrachten. Aber ich wollte Sie eigentlich gar nicht unterbrechen. Es rutschte mir nur so heraus. Lassen Sie sich nicht von Ihrem Thema abbringen. Also an der Lampe sind meine Fingerspuren, die Lampe wurde zur Ausführung eines Mordes als Schlaginstrument benutzt, und ich bin wegen Totschlags vorbestraft. Das war es doch wohl, was Sie mir vorbeten wollten — oder?«
»Sie sind wenigstens nicht begriffsstutzig«, stimmte sie zu. »Aber ich möchte Ihnen auch noch zeigen, daß es für Sie nur eine einzige Möglichkeit gibt, den Hals aus dieser Schlinge zu ziehen.«
Carson beugte sich vor. Die Wut über ihre verdammt gelassene Art drohte in ihm wieder die Oberhand zu gewinnen.
»Jawohl!« rief er ihr zu: »Es gibt eine einzige Art, das Problem anzugehen, nämlich die Polizei zu rufen und die Wahrheit zu sagen. Ich habe diesen Mann im Badezimmer noch nie in meinem Leben gesehen, und auch wenn ich einschlägig vorbestraft bin, wird sich die Polizei doch fragen, warum ich einen wildfremden Menschen mir nichts, dir nichts erschlagen sollte.«
»Wieso mir nichts, dir nichts?« fragte Helen Dieland. »Natürlich hatten Sie ei- nen Grund! Ich war im Badezimmer, um Make-up aufzulegen. Sie kamen mir nach und haben mich belästigt. Ralph kam zufällig vorbei, wollte mich beschützen, und Sie haben ihn totgeschlagen, mein Lieber. Das nehme ich auf meinen Zeugeneid.«
Sie sagte es ihm mit einem herausfordernd frechen Lächeln. Carson führ hoch und ballte die Fäuste.
»Sie können mich jetzt umbringen«, fuhr Helen Dieland gelassen fort. »Sie können die Lampe abwischen. Sie können sich davonstehlen. Aber als ich Sie das erste Mal anrief, war eine Nachbarin dabei. Das habe ich so eingerichtet, verehrter Mr. Morton. Wenn die Polizei meine Leiche finden sollte, wird Ihr Name ins Spiel kommen, dessen seien Sie sicher.«
Carson schluckte. Verdammt noch mal, ich will mich nicht aufregen, redete er sich zu. Mit blanker Wut komme ich aus dieser Patsche nicht heraus.
»Na schön«, knurrte er. »Als Sie mich anriefen, war also eine Nachbarin dabei. Aber das muß ja nicht heißen, daß ich auch wirklich gekommen bin.«
»Kennen Sie aber meine lieben Nachbarn! In dieser Straße wohnen Frauen, die den lieben langen Tag nichts anderes zu tun haben, als aufzupassen, was im Hause nebenan oder gegenüber vorgeht. Ihren Wagen haben garantiert ein paar von ihnen längst bemerkt. Und gleich zweimal am selben Tag, Mr. Morton! Und wo ich doch eine alleinstehende Frau bin! Ich höre förmlich, wie es in den Köpfen dieser gelangweilten Damen knistert.«
Recht hat sie, dachte Carson. In einer Straße wie dieser bleibt nichts unbemerkt.
»Sieht so aus, als hätten Sie das Ganze wirklich gescheit vorbereitet«, gab er zu. »Aber wozu das alles?«
»Damit Sie etwas für mich erledigen.«
»Das muß ja etwas ganz Reizendes sein, wenn Sie mich nur auf diese umständliche Tour dazu bringen können. Verraten Sie mir, was iclnmachen soll?«
»Sie sollen hundertfünfzig- bis hundertachtzigtäusend Dollar an einer bestimmten Stelle für mich abholen. Zehn Prozent überlasse ich Ihnen, so daß Sie selbst auch einen Vorteil von der Sache haben.«
»Wie gütig von Ihnen. Und was wird aus der Leiche im Badezimmer?«
»Die überlasse ich Ihnen. Ich werde verschwinden, sobald ich das Geld habe. Was Sie dann tun, damit man Sie nicht mit dieser Sache in Verbindung bringen kann, ist Ihr Problem.«
»Großartig!« knurrte Carson. »Sie bringen einen Mann um, richten alles so ein, daß ich als sein Mörder erscheinen muß, und dann überlassen Sie es großzügigerweise mir, zuzusehen, wie ich den Hals aus der Schlinge wieder herauskriege.«
Helen Dieland nickte ungerührt. »Allerdings, Morton. Sie haben die Situation genau richtig erkannt.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Seien Sie kein Narr. Was hier arrangiert ist, bringt Sie zusammen mit meiner Aussage für immer ins Zuchthaus. Sie haben nur noch die Wahl zwischen lebenslänglich oder der Beteiligung an meinem Plan, für die Sie immerhin mehr als zehntausend Dollar einstecken werden. Eine solche Wahl sollte doch nicht schwerfallen.«
Ben Carson griff nach einem neuen Zigarillo. Abwarten, dachte er. Bevor ich nicht weiß, was sie eigentlich will, kann ich mich nicht entscheiden,
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