Jerry Cotton - 0536 - Todesurteil fuer Phil Decker
vor der Tür stehen. Er selbst hat uns angerufen, zwei Minuten nachdem es passiert ist. Und zehn Minuten später begann die Großfahndung!«
»Zehn Minuten später?« fragte Hywood, der sich inzwischen schon aus dem Bett geschwungen hatte.
»Ja, mit seinem Einverständnis zehn Minuten später. In der Zwischenzeit fahndeten wir mit Vorrang nach einem Streifenwagen, der wegen Ausfalls seiner elektrischen Anlage außer Kontrolle geraten war. Wir nahmen an, daß…«
»In zehn Minuten kann aber der Jaguar nicht vom Erdboden verschwinden!« brüllte Hywood.
»Nein«, bestätigte Captain Holden. »Trotzdem ist er es!«
»Straßensperren! Kontrollen! Razzien! Alle Parkhäuser, Parkplätze, Abstellplätze und…«
»Alles schon geschehen«, sagte Holden schwach. »Der Jaguar ist weg!«
»Es ist nicht zu glauben«, stöhnte Hywood. »Wenn das bekannt wird,'lachen sich sämtliche New Yorker Gangster über uns tot.« Er blickte schnell auf die Uhr. Halb vier Uhr morgens. »Ich komme!«
***
»Hallo, Jerry«, sagte Helen, die Sekretärin unseres Chefs Mr. High. »Soll ich für Sie auch eine Urlaubskarte einstecken?« Sie schob auf die große Personalübersichtstafel gerade die rote Karte, die anzeigte, daß mein Kollege und Freund Phil Decker das Glück genoß, Urlaub machen zu dürfen. »Warum?« fragte ich.
»Ich meinte, Sie wollten Ihren Jaguar suchen!«
»Hat sich das schon herumgesprochen?«
Sie wies auf einen dicken Packen Zeitungen auf ihrem Tisch. »Es steht bereits in der Zeitung. Waren Reporter in der Nähe?«
»Ich kann mir denken, wer heute nacht die Redaktionen angerufen hat«, brummte ich. »Chef schon im Haus?«
»Ja«, sagte eine Stimme hinter mir.
Mr. High kam gerade. Es war drei Minuten vor acht. Ich half ihm aus dem Mantel, und Helen drückte auf den Schalter der Kaffeemaschine.
Ein Lächeln huschte über Mr. Highs Gesicht. Er ließ mir den Vortritt, und wir gingen in sein Dienstzimmer, das so aussah, als wäre er gerade nur einen Moment außer Haus gewesen. Nicht etwa unaufgeräumt. Das ist es nie. Aber auf seinem Schreibtisch stapelten sich die Akten. Obenauf lag ein dicker Packen Zeitungen.
Mit einer Handbewegung bot er mir Platz an. Er vertiefte sich erst einmal in die vielen Fernschreiben. »Dünner ist verhaftet«, sagte er nach einer Weile. »In Detroit.«
»Fein«, sagte ich.
Sehr redselig waren wir an diesem Frühlingsmorgen nicht. Helen brachte zwischendurch den Kaffee.
»Hier«, sagte der Chef nach etwa fünf Minuten. Ich wußte, daß er während der ganzen Zeit danach gesucht hatte. Er reichte mir eine fernschriftliche Meldung über den Tisch, Absender: FBI San Antonio, Texas: »Betrifft Sachfahndung FBI New York, Nummer 3 C 761 — 67, gestohlenes Kraftfahrzeug Chevrolet Impala…«
Ich überflog schnell die näheren Angaben mit Fahrgestell- und Motornummer und allen diesen Dingen, die nun mal dazu gehören. »… bei einer Unfallaufnahme durch Highway Police San Antonio war aufgefallen, daß Motor mit neuem Vergasermodell nicht der auf dem Motorblock eingeschlagenen und in den Fahrzeugpapieren verzeichneten Motornummer entsprechen kann. Weitere Untersuchung ergab gefälschtes Typenschild. Durch Laboruntersuchung beim FBI eindeutig festgestellt, daß ursprüngliche Motor- und Fahrgestellnummern geändert wurden und durch…«
Ich legte die Meldung auf Mr. Highs Schreibtisch zurück. Eine ganze Anzahl solcher Meldungen hatte ich in der letzten Zeit schon gelesen. Es war immer das gleiche. Auch die Vernehmung des Besitzers würde zum gleichen Ergebnis führen wie die Vernehmungen, die unsere Kollegen in zahlreichen anderen Städten vorgenommen hatten: Wagen zu besonders günstigem Preis von einem Durchreisenden oder bei einem Händler gekauft. Papiere in Ordnung. Kein Verdacht. Endergebnis: Fahrzeug war in New York gestohlen, Fahrgestell- und Motornummern gefälscht. Fahrzeug außerhalb New Yorks verkauft.
»Fall Nummer?« fragte Mr. High kurz.
»Zweiundzwanzig«, sagte ich einsilbig.
Der Chef ließ die flache Hand auf den Schreibtisch fallen. »22 Fälle, in denen in New York gestohlene Fahrzeuge irgendwo in den USA wieder auftauchen, mit gefälschten Nummern. 22 Fälle, die wir kennen. Wieviel werden es sein, die wir nicht kennen?«
»Ein paar hundert«, vermutete ich.
»Eben«, sagte er. »Wir müssen…«
Ich wußte, was er sagen wollte. Deshalb war es nicht schlimm, daß Helen uns störte. »Captain Hywood ist draußen«, meldete sie.
Der Chef machte eine einladende
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