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Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner

Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner

Titel: Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner Kostenlos Bücher Online Lesen
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richtete sie sich wieder auf, schwankte noch zögernd und lag dann, als wäre nichts geschehen, ruhig auf dem Wasser.
    »Das wäre beinahe ins Auge gegangen«, keuchte Geraghty und rappelte sich auf. Er grinste schon wieder. »Da wären von uns nur ein Ölfleck und ein paar Trümmer übriggeblieben!«
    »So ist es, Mister!« brummte ich und sah nach achtern. »Wenn Sie Ihrem Freund McLean noch Lebewohl sagen wollen, Geraghty, dann müssen Sie sich beeilen«, sagte ich. In mir kochte es. Eine unerklärliche Wut auf Geragthy hatte mich gepackt. Ich hatte hilflos zugesehen, wie er den Taucher umgebracht hatte.
    Die Carbonado hatte jetzt Fahrt aufgenommen, und wir wurden aus vierzig Yard Entfernung Zeuge des Untergangs der Barkasse. Sie war, nachdem der Matrose die Fangleine gekappt hatte, an der Bordwand der Jacht entlanggeschliddert und war hinter ihrem Heck in die Nähe des Schlauchbootes geraten. Gerade in dem Moment, als die Explosion erfolgte.
    »Das war der letzte Streich, den mir Perry Hancover gespielt hat!« Lazaro stand mit bleichem Gesicht hinter uns. Er starrte angestrengt auf die sinkende Barkasse, die McLeans Grab wurde.
    Mein Blick fiel auf die beiden Personen in seiner Gesellschaft. Der Grauhaarige erwiderte prüfend meinen Blick, dann sagte er zögernd, indem er mir die Hand reichte: »Vic Murray! Ich bin Kapitän der Carbonado. Ich möchte Ihnen danken, Mr. Shibell, daß Sie uns vor dieser Katastrophe bewahrt haben.« Er entzog mir seine knochige Hand, sah auf seinen Begleiter neben sich und sagte, während sich seine Lider vor unterdrücktem Widerwillen zusammenzogen: »Das ist Yama, Mr Shibell!«, Der Liliputaner verzog auf eigenartige Weise sein runzliges Gnomengesicht, bevor er mir seine kleine Hand mit den Stummelfingern reichte. Seine milchigweiße durchsichtige Haut und die schlohweißen Haare ließen in Yama den Albino erkennen. Icja hatte niemals zuvor einen derartigen Menschen gesehen. Der Albino reichte mir knapp bis an die Hüften. Er war ein Wesen unbestimmbaren Alters.
    Eine eigenartige Befangenheit hatte sich meiner bemächtigt, als der Liliputaner seine Augen, die rosig schimmerten, auf mich richtete. Mit unbeschreiblicher Komik verzog er wieder das faltige Gnomengesicht, als er mich mit kleiner piepsiger Gr eisenstimme fragte: »Sie sind der Mann aus New York, Mr. Shibell?«
    »Ich kann es nicht leugnen, Mr. Yama«, antwortete ich lahm.
    Der Gnom rollte seinen übergroßen weißhaarigen Schädel erstaunt über die halslosen Schultern, starrte an mir hoch und hob bewundernd seine kurzen Arme. »Mr. Capucine hat mir von Ihrer glänzenden Arbeit berichtet, Mr. Shibell. Es ist bedauerlich, daß wir nicht einige Leute Ihres Formats in unserer Organisation haben. Vielleicht wären wir von mancher Panne verschont geblieben.« Er warf einen vielsagenden Blick auf Capucine, und Kapitän Murray. Kampflustig reckte er das Kinn vor, während beißender Hohn in seine eindrucksvollen Augen trat.
    Ein unerklärlicher Zwang hielt mich davon ab, zu diesem Mann unhöflich zu sein. Ich bemühte mich, dem beängstigenden Blick seiner hypnotischen Augen standzuhalten, wählte bewußt den Tonfall des Uninteressierten und sagte lakonisch: »Es ist sicher nicht die alleinige Schuld Capucines, daß nicht alles so gelaufen ist, wie wir es uns vorgestellt haben!« Gespannt beobachtete ich Capucine, um zu sehen, welche Reaktion er auf die Kritik des Albinos zeigte. »Sie dürfen Hancover nicht vergessen«, fuhr ich träge fort, »schließlich hat er keine Seminaristen um sich geschart. Daß seine Leute ihr Handwerk verstehen, dürften sie gerade eben bewiesen haben, als sie uns um ein Haar die Haftladung angedreht hatten.«
    Capucine sah ausdruckslos über den Albino hinweg, der sich — wie ich zu erkennen glaubte — in der Rolle des Spötters ungemein gefiel.
    »Der Chef sollte die Aktion zum Abschluß bringen, statt an uns Kritik zu üben!« sagte Geraghty kalt. »Nichts steht dem im Wege. Lazaro hätte Shibell längst die Pläne übergeben sollen.«
    Geraghtys Blick tastete sich über das weite Wasser. Ungefähr in die Richtung, wo er die Barkasse hatte sinken sehen. Seine Backenknochen traten hart hervor, als er sich abwandte und mit schwankenden Schritten zum Vorschiff ging und verschwand.
    Das meckernde Lachen des Albinos jagte mir einen Schauer über den Rücken. »Der erste, der die Nerven verliert!« kicherte er böse. »Der Chef wird ihm die Leviten lesen, dem feinen…«
    »Sicher, sicher!«

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