Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner
gehört, wie lange diese Kampfschwimmer am Feind bleiben können?«
»Mich haben sie enttäuscht, Mister«, antwortete er geringschätzig. »Ich würde sie abschießen wie die Tontauben!« brüstete er sich.
»Hoffentlich bleibt es bei Ihrer Enttäuschung!« sagte ich knapp. Ich wollte mich an Lazaro wenden, der noch immer lamentierend vor Ginger und Geraghty stand, als etwas in meinem Gehirn einrastete: Kampfschwimmer! Ich erstarrte in der Bewegung. Nur so konnte es sein. Es war nichts anderes als ein Täuschungsmanöver, das uns hier an Steuerbord in Atem hielt, während auf der Backbordseite…
Ich entriß meinem Nachbarn das Gewehr, der mich völlig konsterniert anstarrte, und brüllte entsetzt: »Nach Backbord!«
Mit langen Sätzen überquerte ich die Jacht. »Lassen Sie die Anker lichten!« schrie ich Capucine zu. »Wir müssen so schnell wie möglich von hier verschwinden!«
Lazaro ließ sich glücklicherweise auf keine Diskussion ein. Er rief dem Grauhaarigen, der anscheinend der Kapitän der Carbonado war, einige Befehle zu.
Kommandos hallten über das Deck, und die Männer, die sich an Steuerbord der Jacht versammelt hatten, spritzten auseinander. Geraghty erreichte gleichzeitig mit mir die Backbordseite der Jacht. »Was ist denn los, Shibell?« fragte er gehetzt.
Rasselnd wurden die Anker der Carbonado eingeholt. An Steuerbord kappte ein Mann die Fangleine der Barkasse.
»Geben Sie endlich Antwort, Shibell!« fauchte Geraghty aufgebracht. »Was ist denn los?«
»Das werden Sie gleich erleben«, sagte ich kalt und setzte nach einer kurzen Pause hinzu: »Wenn es nicht schon zu spät ist!« Ich spähte angestrengt über das Wasser, auf dem die milchigen Nebelschwaden der Morgendämmerung lagen.
Ein Zittern lief durch den schlanken Leib der Jacht, als die schweren Dieselmotoren angeworfen wurden und langsam auf Touren liefen. »Da!« flüsterte ich Geraghty zu. »Da kommen sie. Wie ich es geahnt habe!«
Die Nebelschwaden teilten sich wie der Vorhang einer Bühne und gaben den Blick auf ein kleines Schlauchboot frei,- das, von zwei Tauchern geschoben, lautlos auf die Jacht zukam.
Ich stoppte Geraghty mitten in der Bewegung. »Noch nicht!« flüsterte ich. »Lassen Sie sie herankommen. Ich gebe Ihnen ein Zeichen. Schießen Sie dann nur auf den dunklen Gegenstand im Schlauchboot. Nicht auf die Taucher!« schärfte ich Geraghty ein.
Das Zittern unter unseren Füßen verstärkte sich. Der Maschinentelegraf schlug an. Ein mahlendes Geräusch drang durch die Schiffsplanken, dann begannen sich die Blätter der Schraube zu drehen.
Die Taucher waren nur noch gut dreißig Yard von der Jacht entfernt, und sie verdoppelten nun ihre Anstrengungen, uns zu erreichen, bevor die Carbonado Fahrt aufnahm.
»Wir schaffen es nicht!« fluchte ich. »Los, Geraghty! Auf das Boot!«
Er riß sein Gewehr hoch und jagte den ersten Schuß auf das Schlauchboot. Entsetzt richteten die Taucher sich im Wasser auf. Gleichzeitig ließen sie das Schlauchboot los.
»Auf das Boot!« schrie ich Geraghty an, als ich bemerkte, wie er, vom Haß überwältigt, auf die Taucher feuerte. »Sie hirnverbrannter Idiot!« wütete ich wild. »Auf das Boot sollen Sie schießen!«
Mit stummem Entsetzen riß einer der Taucher seine Arme hoch. Seine Finger griffen ins leere. Haltlos versank er.
Herrenlos trieb das Schlauchboot, vom Sog der Schiffsschraube angezogen, auf die Carbonado zu.
»Verflucht!«' giftete Geraghty, dem allmählich aufzugehen schien, wie gefährlich uns das Boot werden konnte.
»Es ist zwecklos, Shibell! Die Einschußstellen verschließen sich sofort wieder: Wir werden das Boot nicht zum Sinken bringen.«
»Sie Schnellmerker!« knurrte ich. »Schießen Sie endlich auf das verdammte Paket!« Das Schlauchboot drehte sich um die eigene Achse, dümpelte haltlos auf und nieder und trieb unaufhaltsam auf das Heck der Jacht zu.
Mir brach der kalte Schweiß aus, während ich jetzt auch Schuß um Schuß auf das hüpfende Ziel feuerte.
Das Boot war bis auf fünfzehn Yard herangekommen, als Geraghty die Nerven verlor. »Shibell! Es gibt eine Katastr…«
Weiter kam er nicht. Ich hatte getroffen. Eine ungeheuere Detonation riß ihm das Wort von den Lippen. Eine Stichflamme schoß aus dem Boot. Ich sah noch eine riesige Wasserfontäne aufsteigen, dann fegte es uns von der Reling hinweg gegen die Aufbauten des Niederganges.
Die Carbonado holte schwer nach steuerbord über, als die Druckwelle sie erreichte. Langsam, wie widerwillig,
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