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Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare

Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare

Titel: Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf. Sie alle waren Farbige der unterschiedlichsten Hauttönung, und sie alle kannten Joss und hielten ihn zu Recht für einen guten Freund. Den meisten hatte er schon irgendwie einmal helfen können. Der Drugstorebesitzer verdankte ihm das Leben. Die Frau des Schuhputzers hatte Joss in seinen bärenstarken Armen mitten aus einer tobenden Feuersbrunst herausgeholt, den Sohn eines Taxifahrers hatte Joss bei einem Einbruch erwischt, gründlich durchgewalkt und nach Hause gebracht, ohne eine Anzeige aufzunehmen. Der damals Elfjährige hatte sich nie wieder etwas zuschulden kommen lassen, und in einem halben Jahr würde er die Aufnahmeprüfung bei der Polizei machen. Es war kein Wunder, daß Joss Informationsquellen besaß, die jedem weißen Detektiv in Harlem verschlossen geblieben wären.
    Als er kurz vor eins bei dem Zeitungsverkäufer auftauchte, mußte er unwillkürlich grinsen. Der alte Tom hatte sich aus alten Obstkisten und einer Zeltplane so etwas wie einen Kiosk gebaut, so daß seine Zeitungen nicht naß wurden.
    »Na, Tom, wie hast du gestern abend beim Biggy-Tiggy abgeschnitten?« fragte er den Alten.
    »Joss, ich würfle nie!« behauptete der alte Zeitungsverkäufer entrüstet.
    »Also hast du verloren«, sagte der Cop trocken. »Schadet dir nichts. Du hättest das Geld aufheben und heute auf ,Streamlined‘ wetten sollen. Da wäre was für dich ’rausgesprungen. .Aber Windhundrennen bedeuten dir ja nichts.«
    »Bist du verrückt?« kreischte der Alte. »Woher hast du den Tip? Das Rennen ist doch erst um drei, da könnte ich noch was anlegen!«
    »Wenn dir vom Biggy-Tiggy noch ein Cent übriggeblieben ist.«
    »Also — ehern — ich würde glatt zwanzig Dollar riskieren, weil der Tip von dir kommt.«
    »Habe ich dich schon einmal angeführt, Tom?«
    »Noch nie, Joss! Du bist der beste Kerl, der in diesem verdammten Harlem herumläuft. Viel zu gut für die Polizei.«
    »Das laß meine Sorge sein. ›Streamlined‹ kommt mindestens eins zu vier heraus, also wirst du eine schöne Latte Geld gewinnen. Das ist eine Gegenleistung wert, mein Lieber.«
    »Was du willst, Joss!«
    »Hast du um elf deine übliche Runde durch die Lokale gemacht mit den Nachtausgaben und dem Sport-Abendblatt?«
    »Klar doch! Das mach ich seit dreißig Jahren.«
    Joss sah sich um. Außer ein paar im Regen herumhüpfenden Kindern und den Insassen der fast lautlos vorbeihuschenden Autos war weit und breit kein Mensch zu sehen.
    »Ein Pärchen«, sagte Joss dann leise. »Beide weiß. Der Junge um die fünfundzwanzig, das Mädchen jünger. Beide erstklassig angezogen. Das Mädchen einfach eine Wucht: blond und bildschön. Schön, verstehst du? Nicht einfach so eine niedliche Puppe mit gebleichtem Haar. Eine junge Lady der First Class. Sie hatte ein schwarzes Abendkleid an mit silbernen Fäden darin. Schulterfrei. Hast du sie gesehen?«
    Der Alte schluckte, leckte sich über die Lippen und schluckte wieder. Joss wußte sofort, daß er fündig geworden war.
    »Heilige Maria«, flüsterte der Alte. »Ich hab’s gewußt. Ich hab’s sofort gewußt, wie ich heute vormittag höre, daß die Tochter von Senator Jackson ermordet worden ist. Ich hab’s sofort gewußt.«
    »Also wo?« fragte Joss eindringlich.
    Der Alte zögerte. Dann kramte er plötzlich in seinen Zeitungen und schob die letzte Seite eines Lokalblattes von Harlem auf geschlagen zu Joss hin.
    »Der Vertrag mit der Band von Rocky ist verlängert«, sagte er. »Wirklich, Joss, ich habe in den letzten dreißig Jahren verdammt gute Kapellen gehört, aber die Jungs von Rocky sind den besten ebenbürtig. Du solltest sie dir mal anhören. Und es gibt einen sehr aufmerksamen Oberkellner dort. Drissy heißt er, soviel ich gehört habe…«
    Joss schnalzte mit der Zunge.
    »Denk an .das Windhundrennen, ,Streamlined‘!« sagte er und drehte sich um.
    Der Regen rauschte noch immer von der tief hängenden trübgrauen Wolkendecke herab. Dennoch konnte Joss die großen Plakate mit den riesigen Lettern ROCKY gut sehen. Sie klebten an der Anschlagtafel vor einem großen Lokal, und das Lokal lag dem Zeitungsstand des alten Tom genau gegenüber. Der alte Zeitungshändler sah dem Polizisten aus ängstlich geweiteten Augen nach, als Joss die Straße überquerte. Es war zwei oder drei Minuten vor eins, als Joss das Lokal betrat.
    ***
    Die männliche Stimme, die durch die Telefonleitung drang, hörte sich sehr jung an. Ich war mit Hellen Oaks ins Distriktgebäude gekommen und hatte den Bundesanwalt

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