Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare
notfalls zu stürmen. Die vierzig Cops, die uns Hywood schickte, sollten den Verkehr umleiten sowie Marshalls Gelände umstellen. Ich stieg mit Steve Dillaggio in meinen roten Jaguar.
»So was Verrücktes«, brummte ich.
»Was meinst du?« fragte Steve.
Ich zuckte die Achseln. »Seit heute nacht werde ich das Gefühl nicht los, daß ich irgend etwas übersehen oder vergessen habe. Und es scheint irgendwie mit Captain Hywood zusammenzuhängen. Aber ich komme einfach nicht darauf, was es ist.«
»Das Gefühl kenne ich«, sagte Steve. »Es wird dir schon wieder einfallen. Da, es geht los! Der Einsatzleiter winkt. Du sollst die Spitze der Kolonne übernehmen, Jerry.«
Ich gab Gas. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte auf ein Uhr achtunddreißig. In zweiundzwanzig Minuten würde Eddy Marshall frühstücken wollen. Er würde sich wundern, was er serviert bekam.
***
Noch während die Mordkommission von Lieutenant Wilberforth Spuren suchte, die beiden männlichen Leichname fotografierte und alle anderen Arbeiten am Tatort erledigte, hatte Wilberforth zusammen mit Phil die Wohnung von Rita Sanios verlassen. Nach einem Anruf im Krankenhaus hatte sich die Hoffnung zerschlagen, daß man mit der Schauspielerin oder dem Fernsehstar Tony Tibbers würde sprechen können. Beide waren nicht vernehmungsfähig, und der zuständige Arzt ließ wenig Hoffnung, daß sich an diesem Zustand in den nächsten Tagen schon etwas ändern könne.
»Wir reden mit den Leuten von der Schauspielergewerkschaft«, entschied Wilberforth. »Wenn irgendwo, dann muß man dort erfahren können, was die beiden Männer in der Wohnung der Santos zu suchen hatten.«
Es war kurz nach ein Uhr mittags, als Wilberforth und Phil in das Büro des geschäftsführenden Vorsitzenden der Künstlergewerkschaft geführt wurden. Die Wände waren bedeckt mit signierten Fotos von Künstlern. Hinter einem einfachen Schreibtisch saß ein grauhaariger Mann, dessen Gesicht Phil auf Anhieb bekannt vorkam, bis ihm einfiel, daß es sich um einen Schauspieler handeln mußte, der vor gut fünfzehn Jahren groß im Geschäft gewesen war.
»Ich bin Robert Collins«, sagte der grauhaarige Mann und schüttelte ihnen die Hand. »Was kann ich für Sie tun? Meine Sekretärin sagte, Sie kämen von der Polizei?«
Automatisch fuhren ihre Hände in die Taschen, um die Dienstausweise vorzuzeigen. Wilberforth übernahm die Vorstellung: »Das ist Mr. Decker vom FBI«, sagte er. »Ich bin Detective Lieutenant Wilberforth, Mordabteilung Manhattan West, City Police.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen. Bitte, nehmen Sie doch Platz! Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
»Danke«, brummte Wilberforth kopfschüttelnd. »Wir brauchen ein paar Informationen. Welchen Zweck verfolgt Ihre Gewerkschaft?«
»Den Zweck aller Gewerkschaften: die Arbeitsbedingungen, soziale Sicherungen, Arbeitszeiten, die finanziellen Entgelte für erbrachte Arbeitsleistungen und so weiter im Namen unserer Mitglieder auf einer möglichst gerechten Grundlage für alle Beteiligten zu sichern.«
»Rita Santos ist ein Mitglied Ihrer Gewerkschaft?«
»Ja, das ist sie. Warum?«
Wilberforth schob die Unterlippe vor und dachte einen Augenblick lang nach. Dann sagte er abrupt: »Ich nehme an, Rita Santos fühlte sich bedroht?«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Die Fragen stelle ich«, sagte Wilberforth ungeduldig. »Also?«
»Ja, sie bat um unseren Schutz.«
»Wer bedrohte sie?«
»Gangster«, sagte Robert Collins lapidar. »Und es ist wenig schmeichelhaft für unsere Polizei, daß mit diesem verfluchten Gangsterunwesen bei uns nicht einmal gründlich aufgeräumt wird.«
»Wo viel Licht ist, ist viel Schatten«, sagte Wilberforth, »und wo man den Bürgern viel Freiheit läßt, kommen immer wieder welche, die diese Freiheit mißbrauchen. Aber lassen wir das. Ich will wissen: Wieso wurde Rita Santos von Gangstern bedroht?«
»Nach unseren Informationen versucht eine Bande von Gangstern, namhafte und bereits recht erfolgreiche Schauspieler zu erpressen. Sie sollen die Hälfte aller ihrer Gagen an diese Banditen abliefern und in Zukunft sogar alle ihre Verträge von diesen Halunken managen lassen. Um das zu erreichen, schrecken sie selbst vor massiven Drohungen nicht zurück.«
»Was für Drohungen?«
»Lieutenant, für einen Schauspieler ist sein Äußeres von großer Bedeutung. Was glauben Sie, was aus Marlene Dietrich geworden wäre, wenn ihr ein Gangster Säure über den Kopf geschüttet hätte!«
»Hm«, brummte Wilberforth.
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