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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
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in den Nacken und blickte an der Hausfassade hoch. Sie beugte sich weit nach rückwärts über das Geländer. »Er kann nicht von unten gekommen sein«, murmelte sie, »aber es ist einfach, sich von einem darüberliegenden Balkon herunterzulassen.«
    »Passen Sie auf, daß Sie nicht hinunterfallen, wenn Sie sich so weit zurückbeugen!« rief Phil. Er legte einen Arm um Diane. Geschmeidig drehte sie sich aus seinem Griff. »Vielen Dank für Ihre Fürsorge, Mr. Decker«, sagte sie mit einem Unterton von Spott.
    »Bitte!« Phil grinste. »Auf den Gedanken, daß der Mörder sich von einem anderen Balkon herabgelassen haben könnte, ist auch die Polizei gekommen. Leider scheidet diese Möglichkeit aus. Alle Apartments oberhalb E 17 waren zur Tatzeit bewohnt. Niemand konnte in eine Wohnung eindringen und sich über den Balkon herablassen, ohne von dem jeweiligen Mieter bemerkt zu werden. Die Mieter selbst wurden selbstverständlich überprüft.«
    Diane schlug die rechte Faust in die linke Handfläche. »Aber er muß von oben heruntergekommen sein, wenn er nicht durch die Tür oder von unten heraufkam. Vielleicht startete er vom Dach aus?«
    »Sieben Stockwerke vom Dach bis zum Flur E? Ihr Mörder muß ein Zirkusartist gewesen sein.«
    »Auf jeden Fall werde ich mich auf dem Dach umsehen.«
    »Sind Sie einverstanden, daß ich mitkomme?«
    Sie zuckte die Achseln. »Das Dach ge hört nicht mir.«
    Sie verließen die Wohnung und gingen zum Lift. Die Kabine befand sich auf der zwölften und letzten Klage. Sie mußten sie herunterholen.
    »Kennen Sie den Zugang zum Dach?« fragte Phil, als sie im Aufzug standen.
    »Keine Ahnung! Vielleicht hätten wir erst den Hausmeister fragen sollen. Er wohnt im Erdgeschoß.« Sie hob die Hand, um durch einen Knopfdruck den Lift zu stoppen. »Sollen wir ’runterfahren?«
    »Nein, lassen Sie uns weiter fahren. Wir werden den Aufgang schon finden.«
    Unmittelbar neben dem Aufzugsschacht befand sich auf der zwölften Etage eine Stahltür mit der Aufschrift: Zutritt für Unbefugte verboten.
    »Ich denke, hier ist es«, sagte Phil, »aber wenn die Tür verschlossen ist, müssen wir uns doch an den Hausmeister wenden. Ich als Beamter kann mir die Verwendung von Nachschlüsseln nicht erlauben.« Er legte die Hand auf die Klinke und drückte sie herunter. Die Tür ließ sich öffnen. Vor ihnen lag eine relativ breite Treppe. Phil sah einen Lichtschalter und drehte ihn. Am oberen Ende der Treppe flammte eine verstaubte Lampe auf.
    Diane lief vor Phil die Treppe hinauf. »Das ist erst der Zwischenboden!« rief sie. »Drehen Sie noch einmal am Lichtschalter! Sehr gut. Jetzl brennen ein paar Lampen.«
    Phil folgte ihr. In Hochhäusern, bei denen die Keller als Garage benutzt werden, müssen die technischen Einrichtungen unter dem Dach installiert werden. Dieses Zwischengeschoß beherbergte die Maschinen für den Lift, die Ventilationsanlagen und den Telefonverteiler.
    »Irgendwo muß es einen Ausstieg zum Dach geben!« Diane Jagg schlängelte sich zwischen Rohrleitungen und Kabelsträngen durch. Sie entdeckte als erste die schmale Eisenleiter, die zu einer Luke führte. Diese Luke wurde von einer Falltür aus Stahlblech verschlossen.
    Phil kletterte die Leiter hoch. »Nicht verschlossen«, stellte er fest. »Der Riegel ist zurückgezogen. Der Hausmeister vernachlässigt seine Pflichten.« Er stemmte sich gegen die Falltür und drückte sie hoch. Tageslicht fiel breit herein. Die Falltür schlug gegen eine Stützvorrichtung, so daß sie fast in der Senkrechten stehenblieb. Phil drehte sich um und hielt dem Mädchen die Hand hin. »Kommen Sie!«
    »Danke! Gehen Sie ’rauf, G-man! Ich bin keine Großmutter, die gestützt werden muß.«
    Sie folgte Phil auf das Dach, und er bewunderte die Geschmeidigkeit, mit der sie sich aus der Luke schwang. Sie klopfte sich den Schmutz von den Händen. »Gehen wir nach rechts!« sagte sie eifrig. »Die Apartments bis Nummer 20 liegen rechts vom Lift.«
    Sie gingen über das Flachdach, das mit Kaminen, Entlüftungsröhren, Ventilationsschächten und Fernsehantennen bestückt war wie eine Springderbybahn mit Hindernissen. »Gehen Sie nicht zu nahe an den Rand!« warnte Phil.
    »Ich bin nicht schwindelig.« Sie ging so nahe heran, daß sie hinunterblicken konnte. Der Wind faßte ihr Haar und wehte es nach vorn. Ihre Hemdbluse flatterte. Sie lachte. »Oh, verdammt! Ein Mann, der sich hier mit einem gewöhnlichen Seil herabläßt, muß eine Menge Mut mitbringen; mehr Mut,

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