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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
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verschloß die Tür sorgfältig, griff unter ihre Hemdbluse und zog einen schwarzen Seidenschal hervor. Sie hatte ihn auf den Stufen der Treppe zum Zwischenboden gefunden, als sie mit den beiden Leuten, die den Riegel der Falltür geöffnet hatten, vom Dach gekommen war. Die beiden hatten es nicht bemerkt. Diane hatte das Tuch rasch aufgehoben, und aus einem Impuls, für den sie selbst keine Erklärung fand, unter die Bluse geschoben.
    Nachdenklich breitete sie den Schal aus. Er war aus schwerer Seide. Die Enden, an denen er verknotet gewesen war, zeigten viele verknitterte Falten. Für Diane Jagg gab es keinen Zweifel daran, daß es der Schal war, den der Mann im Overall vor seinem Gesicht getragen hatte.
    ***
    Um sechs Uhr, am Abend, rief ich Diane Jagg an. »Hallo, Chefin!« sagte ich. »Sie sprechen mit Jack Dean! Ich wollte Ihnen nur versichern, daß Sie sich um Ihre zweihundert Dollar noch keine Sorgen zu machen brauchen.«
    »Haben Sie schon etwas geleistet für den gezahlten Vorschuß?« fragte sie unfreundlich zurück.
    »Mächtig! Ich rufe an, weil ich Bericht erstatten will!«
    »Schießen Sie los! Ich habe wenig Zeit.«
    »Nicht per Telefon, Chefin! Das wäre gegen .jede Berufsregel. Vielleicht wird der Apparat abgehört.« Es machte mir keinen Spaß, nur ein wenig per Telefon mit ihr zu reden. Ich stellte es mir sehr viel amüsanter vor, mit ihr zu Abend zu essen. Leider ließ sie mich abfahren.
    »Keine Zeit!« wiederholte sie. »Ich muß- Paul Colon noch einen Bericht abliefern. Wenn Sie wirklich Wichtiges zu berichten haben, kommen Sie her.« Doch sie verbesserte sich: »Nein, treffen Sie mich an der Kreuzung mit der Havard Street. Es ist möglich, daß das Haus noch überwacht wird. Ich nehme an, daß Sie keinen Wert darauf legen, von einem Polizisten angehalten zu werden.«
    »Sie sind so feinfühlig, als hätten Sie selbst mindestens drei Jahre gesessen.« Ich traf sie eine knappe Stunde später an der vereinbarten Stelle. Sie ließ mich in den Rambler einsteigen.
    »Warum wird Ihr Haus überwacht?« fragte ich.
    In wenigen Sätzen berichtete sie mir die Ereignisse des Tages. Ich hatte Phil noch nicht gesprochen. Sie erzählte mir also echte Neuigkeiten. »Ich frage mich, ob wir tatsächlich dem Mörder Auge in Auge gegenüberstanden«, sagte sie.
    »Bestimmt«, antwortete ich. »Bedenken Sie, daß der Mann geschossen hat.«
    »Welchen Sinn sollte es haben, die Aufzugsanlage zu zerstören?«
    »Sehr einfach! Er wollte nicht, daß der tatsächliche Weg, auf dem er in Vera Gardners Apartment eindrang, entdeckt wurde.«
    »Unlogisch!« erklärte sie. »Der Mord an Vera Gardner liegt zwei Wochen zurück. Warum hat er nicht vorher versucht, den Außenaufzug wieder außer Betrieb zu setzen?«
    »Eine sichere Erklärung habe ich auch nicht, aber ich nehme an, daß er ursprünglich damit rechnete, die Polizei würde seine Methode, wie er das Apartment betreten und verlassen hatte, entdecken. Die Zeitungsberichte verrieten ihm, daß die Polizei einen falschen Weg annahm. Er rieb sich die Hände, denn nun konnte er den Aufzug zu einem neuen Verbrechen benutzen. Später erfuhr er dann, daß die mangelnde Tragfähigkeit des Mauersimses erkannt worden war, und nun erst hielt er es für notwendig, die Aufzugsanlage wieder außer Betrieb zu setzen, damit man ihm nicht auf die Schliche kommen konnte.«
    »Aber wie hat er erfahren, daß wir die Unbenutzbarkeit des Mauersimses erkannt haben?«
    »Ein Blick auf die Hausfassade genügte. Er sah das ausgebrochene Stück und wußte alles. Außerdem haben Sie selbst es einigen Leuten erzählt.«
    »Nur Paul Colon.«
    »Und während Sie es Ihrem Auftraggeber erzählten, lauschte dieser Homes Gebbia an der Tür.« Ich versank in Nachdenken. Der Name Gebbia stand ebenfalls in den Untersuchungsakten über den Mord an Vera Gardner. Obwohl der Butler an der Verlobungsparty nicht teilgenommen hatte, war er betrunkener gewesen als jeder andere. Er hatte die Verlobung seines Chefs auf eigene Faust in seinem Zimmer gefeiert, und er hatte dabei eine Flasche Whisky bis zum letzten Tropfen geleert. Sein Blutalkoholgehalt war höher gewesen als der jedes anderen. Auch Homes Gebbia waren Turnübungen auf dem Dach oder der Hauswand nicht zuzutrauen.
    »He, warum antworten Sie nicht?« fragte Diane. Ich war so in Gedanken versunken, daß ich ihre Frage überhört hatte.
    »Worauf soll ich antworten?«
    »Was haben Sie erreicht?«
    Ich erzählte ihr eine lange Story über meine intensiven

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