Jerry Cotton - 0547 - Der Wuerger aus der Todeszelle
dicken Steinbrocken von drei Fuß Länge und zwei Fuß Breite. »Sie müssen mir helfen, das Ding hochzuwuchten. Wenn die Angaben meines Vertrauensmannes stimmen, liegt ein luftdicht verschlossener Plastikbeutel darunter. Der Beutel enthält genau 100 Gramm Marihuana.«
»Versuchen Sie’s doch erst einmal allein!« empfahl ich ihm gelassen.
Fenderico bückte sich. Ich sah, daß er sich redlich bemühte, die Platte hochzustemmen, aber er hatte einfach nicht genügend Kraft, um es zu schaffen. Ich kam ihm zur Hilfe. Die Platte saß so fest, als sei sie künstlich im Boden verankert worden. Endlich bewegte sie sich. Als ich Fendericos rasche Bewegung neben mir gewahrte, ließ ich die Platte los.
Trotzdem kam ich zu spät. Fenderico war ein Mann von erstaunlicher Schnelligkeit. Als ich mich aufrichtete, starrte ich in eine drohende Pistolenmündung, die auf mein Herz zielte.
Fenderico grinste und zeigte dabei seine kleinen weißen Mausezähne. »Hände hoch, Alter!« sagte er. »Dreh dich um, und denke daran, daß ich mit Kanonen umzugehen verstehe!«
Ich kam der Aufforderung nach. Fenderico trat von hinten an mich heran. Er bohrte mir die Waffenmündung in den Rücken und tastete mich mit der linken Hand ab. Er spürte sofort die Schulterhalfter unter meinem Anzug.
»Nimm die linke Hand herunter, und zieh deine Waffe heraus!« befahl er. »Die Rechte bleibt oben! Bei der ersten dummen oder verdächtigen Bewegung drücke ich ab!« Seine Stimme klang entschlossen.
»Wenn ich die Linke verwende, wird sich eine dumme Bewegung nicht vermeiden lassen«, sagte ich.
»Das wäre Pech für dich. Los, worauf wartest du noch?«
Ich nahm die linke Hand herunter und hatte einige Mühe, den Revolver aus der Schulterhalfter zu ziehen. Ich spürte deutlich die Spannung, die sich in Fenderico angestaut hatte. Der Druck der Waffenmündung übertrug sich auf meinen Körper.
»Wegwerfen - weit weg!« kommandierte Fenderico. Ich gehorchte. Sofort ließ der Waffendruck in meinem Rücken nach. »Das war ein Smith and Wesson!« stellte der Puertoricaner lauernd fest. »Wie er beim FBI gebräuchlich ist.«
»Sicher«, sagte ich. »Für mich ist das Beste gerade gut genug, mein Junge. Ich fürchte, du begehst einen Fehler. Du hast es auf die Piepen in meiner Brieftasche abgesehen. Was ist denn schon für dich gewonnen, wenn du mir die 7500 Dollar abknöpfst? Wenn du schlau bist, bleibst du mit mir im Geschäft, da verdienst du binnen weniger Wochen das Vielfache des von dir geplanten Fischzuges!«
Er lachte höhnisch. »Der Spatz in der Hand ist mir lieber als die Taube auf dem Dach. Jetzt zieh deine Brieftasche heraus, Alter! Vergiß aber nicht, daß mein Finger noch immer verdammt unruhig ist!«
»Du warst also nur zu Hause, um die Kanone zu holen, was?«
»Erraten! Natürlich habe ich Beziehungen zu Rauschgifthändlern, aber leider würde niemand so verrückt sein, mir für mehr als 1000 Dollar Ware anzuvertrauen.«
Ich senkte die Hände. Er fuhr mich barsch an: »Es genügt, wenn du die Rechte verwendest!«
Ich tat ihm den Gefallen und drehte mich ein wenig zur Seite, um ihm die Brieftasche übergeben zu können. Ich hielt sie dabei so, daß die beiden dicken Banknotenbündel herausglitten und zu Boden fielen.
»Beide Hände wieder hochnehmen!« kommandierte er.
Ich gehorchte. Fenderico bückte sich. Er mußte, um das Geld zu erreichen, die Pistole von meinem Rücken wegnehmen. Ich hatte darauf gewartet. Ich schlug wie ein Pferd genau in dem Moment aus, als der Puertoricaner nach dem Geld griff.
Mein Schuhabsatz traf den jugendlichen Banditen genau gegen die Brust. Er drückte in einer Reflexbewegung sofort ab, aber er war aus dem körperlichen Gleichgewicht geraten und stand außerdem noch unter der Schockwirkung des schmerzhaften Volltreffers.
Die Kugel zischte an mir vorbei ins Leere. Noch ehe Fenderico die Chance erhielt, mich genauer anzuvisieren, stürzte ich mich auf ihn. Wir rollten ringend, tretend und kickend über den felsigen Untergrund. Ein zweiter Schuß löste sich aus der Waffe, aber auch diese Kugel richtete keinen sichtbaren Schaden an. Irgendwie kamen wir auf die Beine.
Fenderico stand geduckt, sprungbereit. Er hatte plötzlich ein Messer in der Hand.
Ich erwartete seinen Angriff mit gespannten Muskeln und hellwachen Sinnen.- Es war totenstill.
Fenderico war kleiner als ich. Seine gazellenhafte Art, sich zu bewegen, machte es nahezu unmöglich, einen Angriff zu unterlaufen.
Plötzlich brach der
Weitere Kostenlose Bücher