Jerry Cotton - 0547 - Der Wuerger aus der Todeszelle
ich’s getan habe. Übrigens heißt der Kerl gar nicht Robbins, sondern Hopkins.«
»Du hast ihn beschatten lassen?«
»Klarer Fall!« sagte Barton selbstzufrieden. »Meinst du, ich ließe einen Burschen mit einer halben Million so einfach abziehen!«
»Das Geld kriegen wir wieder!« versicherte Monelli.
»Im Grunde hat er sich die Summe verdient.«
»Er kann nichts damit anfangen. Wenn alles gutgeht, wird er auf dem Stuhl enden.«
»Es ist für seine Familie bestimmt, denke ich?«
»Was geht mich seine Familie an!« schnarrte Monelli verächtlich. »Ich bin kein Wohlfahrtsinstitut und kann es mir nicht leisten, eine Million zu verschenken.«
Barton zuckte mit den Schultern. Er befeuchtete sich die Lippen und warf einen Blick in den Spiegel am Armaturenbrett, um festzustellen, ob ihnen ein Wagen folgte. Hinter ihnen rollten nur zwei Lastwagen. »Du hast recht«, sagte er. »Um so mehr, als es Ärger mit der Ware gegeben hat.«
Monelli blickte Barton scharf an. »Ist der Koks verschwunden?« fragte er mißtrauisch.
Barton nickte. »Jemand hat ihn abgeholt. Du solltest mal deine Wohnung sehen - beziehungsweise das Apartment, das Barbara sich nach deiner Verurteilung gemietet hat. Es sieht aus, als wäre eine Bombe darin explodiert. Barbara wäre bei dem Anschlag fast ums Leben gekommen.«
»Wer wußte, daß der Stoff bei meiner Frau liegt?«
»Naja, unsere Jungens waren informiert. Jemand muß gequatscht haben«, meinte Barton.
»Verdammte Schweinerei!« stieß Monelli hervor. »Weiß Barbara, wer der Kerl war?«
»Schon möglich. Ich konnte noch nicht mit Barbara sprechen. Wir hielten es für das beste, deine Frau im Krankenhaus weder zu besuchen noch anzurufen.«
»Wann ist das Zeug kassiert worden?«
»Am 16.«
»Wir müssen es wiederkriegen, Dick!« preßte Monelli durch die Zähne.
»Jetzt geht es um wichtigere Dinge, Hank. Du brauchst neue Papiere. Eine Gesichtsoperation. Ein sicheres Versteck. Noch weiß kein Mensch außer Hopkins und mir, daß du in Freiheit bist. Ich habe es keinem der Boys gesagt - aus Furcht vor Verrat. Der Kerl, der einem Komplizen verpfiff, daß Barbara den Stoff aufbewahrte, muß erst einmal unschädlich gemacht werden. Das ist unsere nächste und dringlichste Aufgabe.«
»Gib mir eine Zigarette, Dick!«
»Sie liegen mit dem Feuerzeug im Handschuhkasten«, sagte Barton.
Monelli öffnete die Klappe. Außer den Zigaretten und einem Staublappen befand sich noch eine belgische FN-Pistole darin. Er überzeugte sich davon, daß sie ein gefülltes Magazin enthielt. Grinsend ließ er die Waffe in seine Manteltasche gleiten. »Es gibt kein schöneres Feuerzeug«, meinte er. »Damit fühle ich mich wie ein neuer Mensch!«
Barton legte beunruhigt seine Stirn in Falten. »Du wirst doch keinen unbedachten Blödsinn anstellen, Hank? Du mußt erst einmal untertauchen. Ehe wir dir keine neuen Papiere und ein anderes Gesicht verpaßt haben, darfst du nichts unternehmen!«
Monellis Augen wurden schmal und hart. »O doch«, sagte er. Er legte den Kopf zurück und ließ zwei Rauchringe zur Wagendecke steigen. »Ich habe auf diesen Tag gewartet, Dick. Ich kann und will nicht noch länger warten! Ich muß mich rächen. Als ersten nehme ich mir diesen Cotton vom FBI vor! Mir kann nichts passieren. Ich bin ein Phantom, ein Mann, den es gar nicht gibt, weil ich noch immer im Todeshaus sitze!« Sein kurzes, abgehacktes Lachen hatte einen irren Klang.
»Das gefällt mir nicht, Hank«, sagte Barton düster. »Es gefällt mir ganz und gar nicht!«
Monelli grinste breit. Er verbog seine Zigarette, bis sie platzte, und schnippte sie dann aus dem Fenster. »Mit gefällt es ausgezeichnet!« erwiderte er.
***
Er war ein Puertoricaner, schmal, dunkelhäutig und grazil, ein Windhundtyp mit wachen Augen und harten, mißtrauischen Zügen, die von einer dunkelroten Messernarbe gezeichnet waren. Er war in den Slums groß geworden und hatte frühzeitig gelernt, sich gegen eine armselige, habgierige und zugleich mitleidlose Umgebung durchzusetzen. Er kannte nur einen Glaubenssatz: Der Stärkere siegt.
Ich quatschte ihn im Central Park an, weil ich sah, daß er nicht dorthin gegangen war, um die Enten zu füttern. Ich wußte zu diesem Zeitpunkt schon eine ganze Menge über ihn. »Wie wär’s mit einer Packung Reefers für mich?« fragte ich ihn grinsend.
Er musterte mich prüfend aus dunklen und feindselig glitzernden Augen. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Sir«, sagte er kühl und
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