Jerry Cotton - 0547 - Der Wuerger aus der Todeszelle
waren schmal und drohend. »Wo hast du den Stoff versteckt?«
Carter schluckte. »Ich verstehe nicht recht, was du meinst, Hank!«
»Gib dir keine Mühe, Tony! Barbara hat eine genaue Beschreibung des Mannes geliefert, der ihr den Koffer abknöpfte. Wünschst du, daß ich eine Gegenüberstellung arrangiere?«
Carter zwang sich zur Ruhe. Monelli war offensichtlich allein in die Wohnung eingedrungen. Er wollte die Ware zurückhaben, aber natürlich war er, Tony Carter, nicht so dumm gewesen, sie hier im Zimmer zu verstecken.
Solange Monelli das Rauschgift nicht zurückerobert hatte, konnte nichts schiefgehen. Monelli war aus dem Todeshaus entflohen - er war also ein Gejagter, der es sich nicht leisten konnte, in irgendeiner Form aufzufallen. Ich wäre verrückt, wenn ich mich von ihm an die Wand spielen ließe, dachte Carter.
Carter grinste. »Alle Achtung, Hank. Deine Leistung kann sich sehen lassen. Komisch, ich habe zwar die Abendzeitung gelesen, aber die erwähnt deine Flucht mit keinem Wort!«
»Ich bin nicht geflohen, Alter. Ein anderer setzt sich für mich auf den Stuhl. Reizend, was? Ich werde nicht gesucht. Ich bin ein Phantom!«
»Ich verstehe kein Wort«, stammelte Carter.
»Ist auch nicht nötig. Wir wollen nicht vom Thema abkommen. Wer hat dir geflüstert, daß Barbara den Stoff in ihrem Apartment aufbewahrt?«
»Ich dachte es mir, Hank. Es entsprach genau deiner Mentalität.«
»Du hattest keine Helfer?«
»Nein.«
»Ich glaube dir kein Wort. Wo befindet sich die Ware jetzt?« fragte Monelli.
Carter erhob sich. Er begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Als ich mich entschloß, das Marihuana zu kassieren, warst du in der Todeszelle, Hank. Früher oder später wäre um das Rauschgift und um deine Nachfolge ein tödlicher Kampf entbrannt. Ich bin den anderen lediglich zuvorgekommen.« Er blieb stehen und blickte Monelli an. »Wie hast du mich gefunden?«
»Das erfährst du später. Wo ist das Zeug?«
»Du bekommst es nicht, Hank. Ich trenne mich nicht von der Ware, jedenfalls nicht freiwillig. Aber ich mache dir einen Vorschlag. Ich kann das Pulver für eine halbe Million verhökern. Wenn du mir die gleiche Summe bietest, kommen wir ins Geschäft. Auf diese Weise halbiert sich für dich der Schaden.«
Monelli stand auf. Er durchquerte das Zimmer und blieb dicht vor Carter stehen. Carter hatte keine Angst. Er war jünger als der Syndikatsboß, und er fühlte sich dem Gegner körperlich überlegen.
Monelli riß plötzlich die Arme hoch. Seine Hände umklammerten Carters Hals wie eine .eiserne Manschette. Carter versuchte die Hände wegzuzerren, aber er schaffte es nicht. Carter wurde von plötzlicher Panik erfaßt. Er erinnerte sich daran, daß Monelli schon drei Menschen umgebracht hatte - und zwar nach einem einheitlichen Rezept. Monelli hatte seine Opfer mit den Händen erwürgt.
Carter keuchte. Er trat nach Monelli. Er versuchte, ihn mit Tiefschlägen zu erwischen. Er rammte dem Bandenboß das Knie in den Unterleib. Er ließ nichts unversucht, um freizukommen, aber Monelli wich elastisch aus und blieb eisern am Mann.
Carter konzentrierte seine Kräfte, er kämpfte wie ein Löwe und erreichte es endlich, daß er mitsamt Monelli zu Boden ging - aber auch jetzt blieben die Hände des Gegners an seinem Hals, unbarmherzig und tödlich. Carters Sinne schwanden. Er glaubte schon, daß alles vorüber sei. In seinen Ohren brauste es wie Orgelmusik. Genau in diesem Moment lockerte Monelli seinen Zugriff. »Wo ist die Ware?« fragte er dicht an Carters Ohr.
Carter schluckte. Er konnte nicht sprechen und brauchte einige Sekunden, um wieder zu sich zu kommen. »Zum Henker mit dir! Ich denke nicht daran, das Versteck preiszugeben.«
Monelli lachte höhnisch. »Also noch einmal von vorn!«
»Nein!« krächzte Carter in panischer Angst. »Nein!«
»Wo hast du das Zeug?«
»Im Kofferraum des Dodge - unten im Hof«, murmelte Carter. »Laß mich los, Hank, ich gebe auf!«
Monellis Mundwinkel zuckten. Sein hartes, schmales Gesicht zeigte nur Haß und Verachtung. Es war ihm plötzlich zuviel, noch irgendein Wort zu sagen. Er drückte erneut zu. Carter wehrte sich nur schwach. Monelli spürte, wie der Körper seines Gegners schlaff wurde und unter seinen Händen zusammensackte. Monelli ließ trotzdem noch nicht los. Erst, nachdem eine weitere halbe Minute verstrichen war, stand er auf.
Er setzte sich schwer atmend und starrte den Toten an. So würde es allen gehen, die sich ihm in den Weg gestellt
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