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Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche

Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche

Titel: Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
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schlug dicht neben meinem Kopf in den Sandboden.
    Ich weiß nicht, ob ich gezuckt habe. Wenn, dann hatte Bertolini es nicht bemerkt. Denn nach dem Schuß kam ’er heran. Die Mündung seiner Beretta zeigte auf den Boden. Anscheinend war er vollkommen überzeugt, daß ich bereits bei der Explosion in ein besseres Jenseits hinübergesegelt war.
    Er stand dicht neben mir. Er stieß mich mit der Fußspitze unangenehm hart in die Seite. Ich rührte mich nicht, denn meine Situation war für einen Angriff wenig geeignet. Ehe ich den Revolver hervorziehen konnte, würde Bertolini geschossen haben.
    Ich hielt den Atem an, als er sich herunterbeugte. »He.« Das Wort blieb ihm im Hals stecken. Ich stopfte es ihm gleichsam in seinen Mund zurück. Die Beretta polterte zu Boden, und ich sorgte dafür, daß sich Ricardo Bertolini danebenlegte. Denn ich hatte noch einiges mit ihm vor…
    Er hatte gesungen wie eine italienische Nachtigall. Aber was dabei herauskam, gefiel mir nicht. Es wurde mir nur klar, daß die Organisation des Mannes mit dem unheimlichen Gesicht viel größer und mächtiger war, als ich bisher angenommen hatte.
    Ricardo Bertolini saß mir gegenüber. Den Rücken lehnte er an einen Baum, denn ich hatte ihn ein Stück aus Pentware hinausgefahren, um ihn ganz für mich allein zu haben.
    »Das Ding steigt also in Philadelphia«, wiederholte ich. »Und dann fast gleichzeitig in New York, Baltimore, Chicago und Detroit.«
    »Ja«, knautschte er mühsam hervor, denn ich hatte ihm bei der unsanften Berührung vorhin seinen Unterkiefer mehr verbogen, als für seine Aussprache gut war.
    »Weiter, Bertolini«, ermunterte ich ihn. »Sie haben noch einiges vergessen. Zum Beispiel David Agortee!«
    Er schrak zusammen. Ich bohrte weiter, kam aber nicht voran. David Agortee schien die Schranke zu sein, die Bertolini auf keinen Fall überschreiten mochte.
    »Aufstehen«, knurrte ich, »wir beide wollen uns Philadelphia ansehen. Was halten Sie davon?«
    Er sagte nichts. Doch seiner Miene war anzusehen, daß ihn mein Vorschlag nicht gerade begeisterte.
    Ich verstaute ihn im Jaguar, schloß die Handschellen mit einer Kette an den Sitz, um ihn nicht während der Fahrt auf dumme Gedanken kommen zu lassen. Dann fuhren wir los.
    Zuerst blieb er still. Aber je weiter wir uns von Pentware entfernten, um so unruhiger wurde er. Ich merkte es an der Art, wie er auf dem Sitz hin und her rutschte.
    »Ich glaube, Sie sollten mir doch noch einiges erzählen«, ermunterte ich ihn. »Vielleicht über Miß Glenny, die der Boß als Lockvogel ansetzen wollte. Aber der Trick mit dem Mikrofon an der Halskette ist alt. Ihr hättet euch etwas Besseres einfallen lassen sollen.«
    Bertolini blickte mich von der Seite an. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Mr. Cotton…«
    »Lassen Sie hören!«
    »Ich verrate Ihnen, wer der Boß ist, und Sie lassen mich laufen. Ich verspreche Ihnen, daß ich die Staaten sofort verlassen werde.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Kein Geschäft für mich.« Und dann bluffte ich. »Mir ist längst bekannt, wer hinter der Sache steht.«
    Er dachte nach. Dann fing er wieder an. »Wenn ich mich beim Boß nicht melde, wird er mißtrauisch werden. Und wenn er mißtrauisch wird, bläst er die ganze Sache ab. Der Boß ist vorsichtig, und er hat viel Zeit!«
    »Ich auch«, gab ich gleichmütig zur Antwort. Die Tachometernadel senkte sich auf fünfzig. Ich bummelte nicht gerade, tat aber so, als ob es mir auf ein paar Stunden nicht ankäme.
    Und das schmeckte Bertolini nicht. Er hatte noch einiges in Reserve, womit er nicht ’rausrücken wollte. Aber eines schien er nicht zu haben: Zeit!
    »Stoppen Sie«, sagte er plötzlich. Auf seiner Stirn standen feine Schweißtropfen.
    »Warum?«
    Sein Gesicht verzerrte sich vor Angst. »Wie spät ist es?«
    »Gleich zehn Uhr.«
    »Anhalten!« Es war ein hysterischer Aufschrei. »Wir fliegen in die Luft!«
    Nun war es mir klar, daß er nicht bluffte. Ich lenkte den Jaguar an den Straßenrand und fuhr ihn ein Stück in die Wiese. Dann sprang ich heraus.
    »Wann?« fragte ich nur.
    »In… in fünf Minuten…«
    Ich blickte auf die Uhr. »Dann haben Sie noch genügend Zeit, Ihr Gewissen zu erleichtern. Ihr wolltet also ganz sichergehen und habt mir eine kleine Höllenmaschine unter die Haube gezaubert.«
    »Lassen Sie mich ’raus!«
    »Nein.«
    Er hob mir seine gefesselten Hände entgegen. Seine Stimme zitterte. Er bot einen erbärmlichen Anblick. Das war nicht mehr der eiskalte Killer, dem ein

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