Jerry Cotton - 0551 - Heisser Draht zum Kidnapper
Kriminalabteilung der City Police.
»Weil der Erpresser mit uns telefonierte und Coleman das Gespräch mithörte. Er gab praktisch zu, den Mann zu kennen.«
»Dieser Coleman muß euch doch direkt zu seinem Boß geführt haben, wenn das so ist«, sagte Hywood wieder.
»Coleman wurde von drei unserer fähigsten Mitarbeiter unter Kontrolle behalten. Wir hatten die Beschattung so organisiert, daß sich jeweils etwa 20 bis 30 Sekunden vor und hinter Coleman einer unserer Kollegen befinden mußte. Der Sicherheitsabstand war notwendig, um Coleman und dessen Auftraggeber nicht zu warnen«, erklärte ich noch.
»Und die 20 bis 30 Sekunden reichten ihm aus, um seinen Bewachern zu entkommen«, nickte Captain Baker verständnisvoll. »Das ist uns auch schon passiert.«
»Gut, daß Sie uns das nicht als unverzeihlichen Fehler anlasten«, bedankte ich mich. »Aber es ist etwas viel Schlimmeres passiert. Ein anderer Verfolger Colemans war schneller. Ihm reichten etwa zehn Sekunden, um sowohl Coleman als auch unsere Leute auszuschalten. Coleman wurde in einem unkontrollierten Zeitraum von zehn Sekunden ermordet. Erschossen.«
»Vermutlich im Auftrag des Mannes, der ihn durch Erpressung hier herausgeholt hat!« vermutete Hywood. Das Stimmengemurmel gab ihm recht.
Ich schüttelte den Kopf.
»Das ist nicht erwiesen und auch nicht unbedingt wahrscheinlich. Der Mann, der das FBI erpreßte und dadurch die Freilassung Colemans erreichte…« sagte ich und machte eine Pause.
»Cotton«, sagte Captain Baker, »ich kenne Sie jetzt schon verteufelt lange. Wenn Sie es so spannend machen, gibt es nur eines. Auch dieser Auftraggeber wurde ermordet!«
»Richtig«, sagte ich, »etwa zur gleichen Zeit, etwa auf die gleiche Art und Weise, und nicht einmal weit von Coleman entfernt. In einer Telefonzelle in der Penna Station während eines Gespräches mit uns!«
»Oh, Jerry«, dröhnte es dumpf aus Hywoods Brust, »Sie sollten Kriminalautor werden. Was Sie da erzählen, gibt es einfach nicht!«
»Doch, das gibt es. Warum das geschehen ist und wer es getan hat, muß geklärt werden. Viel wichtiger ist aber eine andere Aufgabe: Der Mann, der uns erpreßte, konnte uns in dem Moment, bevor er starb, noch einmal an seine Drohung bezüglich des Kindes erinnern. Er muß also der Kidnapper von Staten Island gewesen sein. Wir wissen, wie der Mann heißt, und wir wissen, wie er aussah. Wir kennen auch seine Stimme. Aber wir haben keine Ahnung, wo er seinen Schlupfwinkel hatte, wo seine Gang sitzt. Diese Gang muß doch bestehen. Sie hat vermutlich Sammy Fithmaron nicht umgebracht. Lieutenant Harry Easton von der Mordabteilung Manhattan-Ost hat uns wichtige Hinweise gegeben. Einmal den, daß die Art der beiden Morde auf die Arbeit eines gewissen Killervereins, einer Mordorganisation, die hauptsächlich innerhalb der Unterwelt arbeitet, schließen läßt. Und zweitens, daß der inzwischen ermordete Gangsterboß Sammy Fithmaron einen geheimen Spielklub betrieben haben soll. Diesen Klub müssen wir finden. Dort vermuten wir in erster Linie das entführte Kind. Und in zweiter Linie vermuten wir es in der Gewalt des sogenannten Killervereins.«
»Verteufelt harte Nüsse«, bemerkte Hywood.
»Ich habe einen Nußknacker«, tröstete ich ihn. »Ich habe deshalb die Revierchefs bitten lassen. Wir spielen Ihnen jetzt die Stimme dieses Fithmaron vor und zeigen Ihnen verschiedene Bilder von ihm. Vielleicht ist er in dem einen oder anderen Revier bekannt…«
***
Aldo Trempoli, der »Kleine«, der im Morgengrauen im Central Park mit Fithmaron gesprochen hatte, malte mit dem rechten Zeigefinger unsichtbare Männchen auf die Schreibtischplatte.
»Warum hast du Fithmaron über die Klinge springen lassen?« fragte er nachdenklich.
George Killing, der Mann, dessen Name allein ihn schon als Boß des sogenannten Killervereins qualifizierte, lächelte sanft.
Er wischte mit seinem blütenweißen Einstecktuch sorgfältig über das Glas des starken Scheinwerfers auf seinem Schreibtisch. »Warum mordest du, Aldo?« fragte er zurück.
Der kleine Italo-Amerikaner, der vor kurzem Brigg Coleman erschossen hatte, zuckte mit den Schultern. »Weil du mich gut dafür bezahlst.«
»Richtig«, sagte Killing. »Alles ist Geschäft!«
»Natürlich«, nickte der Kleine. »Deshalb mußte auch Fithmaron sterben. Er hätte mir das größte Geschäft seit langer Zeit verdorben«, erklärte Killing.
»Verstehe ich nicht«, gab Trempoli ehrlich zu. »Er hat dir doch einen Auftrag
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