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Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Titel: Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
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anfangen kann. Und genau das möchten wir.«
    Bill Holden nickte. »Ich verstehe«, sagte er.
    Der Gorilla hatte seine Strafe eingezahlt und drehte sich jetzt um. Aus der Nähe wirkte seine affenartige Erscheinung noch abstoßender als von weitem. Man sah, daß er einen tückischen, verschlagenen Ausdruck in seinen Augen hatte, und der strichdünne Mund mit den scharfen Kerben in den Winkeln zeugte von Brutalität. Er hielt die Quittung des Gerichtsschreibers in der Hand, betrachtete sie eine Weile und stopfte sie schließlich in die Hosentasche. Er brachte zwei Eindollarnoten zum Vorschein und schob sie in Bills obere Brusttasche. Wir betrachteten ihn schweigend. Er drehte sich langsam zu mir um.
    »Ich weiß, wem ich diesen Zirkus hier zu verdanken habe«, grunzte er. »Sie sind ja nicht gerade ein Unbekannter in der Stadt, G-man. Aber eins will ich Ihnen noch sagen: Irgendwann sehen wir uns mal wieder…«
    Er wollte gehen, aber Phil hielt ihn am Ärmel zurück. »Sollte das eben eine Drohung sein?« fragte er gedehnt.
    Der Gorilla fegte Phils Finger von seinem Ärmel. Dann zeigte er mit dem Daumen auf mich: »Der hat schon kapiert, wie’s gemeint war.«
    Er schob sich zwischen uns hindurch und walzte in seinem wiegenden Gang davon. Ich sah ihm nach. Vor meinem geistigen Auge flog schnell noch einmal vorüber, was sich bei Tommy zugetragen hatte. Und zusammen mit der letzten Drohung des Gorillas ergab das plötzlich ein neues Bild.
    »Verdammt noch mal«, knurrte ich.
    »Was ist los?« erkundigte sich mein Freund.
    Ich sah ihn ernst an.
    »In den letzten drei Stunden, Phil«, erwiderte ich, »haben wir uns wie die dümmsten Anfänger aufgeführt. Wir haben alles falsch gemacht. Tut mir leid, Robert und Bill, aber für den Rest der Nacht müßt ihr euch allein amüsieren. Wir müssen ins Office, Phil. Mir ist etwas eingefallen.«
    ***
    Im Distriktgebäude lagen die meisten Büros im Dunkeln. Es gab niemanden, der in einem Korridor gewartet hätte. Telefone und Schreibmaschinen blieben zum größten Teil stumm. Der hektische Betrieb des Tages hatte sich verflüchtigt zu jener fast geräuschlosen Bereitschaft, in der die Organisation des FBI auch in den Nachtstunden pausenlos schwebt. Nur das Summen der Klimaanlage war zu hören, als Phil und ich aus dem Lift traten.
    Wir betraten den Vorraum zu unserem Archiv. Thomas Fletcher hatte Nachtdienst und sortierte an seinem Schreibtisch die vom Computer ausgeworfenen Karteikarten für die Kriminalstatistik. Hinter ihm stand die Glastür offen, die in den riesigen Saal des eigentlichen Archivs führte. Man sah die Anfänge von schier endlosen Regalreihen.
    »Hallo!« brummte Fletcher. »So spät noch? Ihr habt doch diese Woche keinen Nachtdienst. Was ist los?«
    »Wir sind durch Zufall vielleicht auf etwas gestoßen«, erwiderte ich. »Hywood hat vor ein paar Tagen ein Rundschreiben an alle Reviere hinausgehen lassen, von dem wir zu Informationszwecken eine Kopie bekamen. Kannst du das Ding mal heraussuchen?«
    »Kein Problem«, antwortete Fletcher. »Ordner für Rundschreiben der Stadtpolizei, ganz obenauf.«
    Er zeigte auf einen Aktenschrank. Ich überflog die Titelaufschriften der Ordner und zog den erwähnten heraus. Ich schob ihn meinem Freund hin. »Da!« sagte ich. »Lies es dir durch.«
    Phil überflog den kurzen Text, in dem unser alter Bekannter von der Stadtpolizei, Captain Hywood, darauf aufmerksam machte, daß alle Anzeichen auf ein neues Racket im Citygebiet hindeuteten. Zweckdienliche Hinweise unmittelbar an das Office des Captains erbeten.
    »Danke, Tom«, sagte ich, als Phil den Ordner wieder an seinen Platz zurückgeschoben hatte. »Gute Nacht.«
    »Nacht, ihr beiden«, brummte der Kollege und ließ sich nicht von seiner Arbeit ablenken. Phil und ich gingen hinaus. Im Flur blieb mein Freund stehen.
    »Wieso kommst du plötzlich auf dieses Racket?«
    »Phil«, sagte ich ungeduldig, »glaubst du etwa noch, die Schlägerei bei Tommy sei zufällig entstanden? Von ein paar Raufbolden ohne besondere Absicht provoziert? Glaubst du das?«
    »Nein«, sagte Phil. »Aber nenne mir trotzdem die Gründe, die dagegensprechen!«
    »Ich Trottel hätte viel früher darauf kommen müssen«, gab ich zu. »Aber ich war zu sehr in Gedanken damit beschäftigt, was wir Robert und Bill noch zeigen sollten, als daß ich ernstlich über die Schlägerei nachgedacht hätte. Erst als der Gorilla anfing, mir zu drohen, ging mir endlich ein Licht auf. Als wir zu Tommy kamen, hätte uns

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