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Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Titel: Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
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in dem kaffeebraunen Zweireiher. »Hol mal ein bißchen Wasser.« Während sich der Aufgeforderte entfernte, drehte Layton den Kopf wieder zu ihr. »Wie heißt eigentlich euer Söhnchen?«
    »Tommy junior. Warum?«
    »Tommy junior. Wie sinnig. In welchem Schuljahr ist er?«
    »Im zweiten.«
    »Aha. Also hör genau zu, Kleine. Du wirst deinem Schätzchen klarmachen, daß er seinen Laden verkaufen will. Und zwar umgehend. So ein Laden ist doch nichts für eine Frau mit einem kleinen Jungen, nicht wahr? Immer diese schlechte Luft und so. Es gibt doch eine Menge andere Möglichkeiten, Geschäfte zu machen. Habe ich recht?« Tommys Frau wußte nicht, was sie von der Geschichte halten sollte. Zwischen den Kistenstapeln tauchte der junge Mann im braunen Anzug wieder auf. Jetzt hielt er eine leere Konservendose in der Hand. Erst als er ins Licht der Scheinwerfer geriet, sah Tommys Frau, daß die Büchse mit klarem Wasser gefüllt war.
    »Ich glaube nicht, daß mein Mann verkaufen will. Wie kommen Sie denn darauf? Vorige Woche hat schon mal jemand bei ihm angerufen deshalb. Aber er hat bestimmt nicht die Absicht. Wer verbreitet denn bloß solche Gerüchte?«
    Layton lächelte ironisch.
    »Das sind doch keine Gerüchte«, sagte er gedehnt. »Ihr wollt doch verkaufen, weil euch die Gesundheit eures Söhnchens am Herzen liegt, nicht wahr? Heutzutage ist das Leben in den Städten so gefährlich. Besonders für kleine Jungen. Da fällt plötzlich mal ein Ziegel von einem Dach. Oder ein Auto erfaßt so einen kleinen Jungen und überrollt ihn. Oder so ein Knirps verliert an einer Kaimauer das Gleichgewicht und stürzt ausgerechnet in die mahlenden Schrauben eines Hafenschleppers. Das alles ist doch viel zu gefährlich, habe ich recht? Sie wollen verkaufen, damit Ihrem Söhnchen all so was nicht passieren kann. Stimmt doch — oder?«
    Tommys Frau fröstelte. Ihr war endlich klargeworden, daß sie sich getäuscht hatte. Daß sie von diesen Männern hereingelegt worden war. Wie hatte sie nur so dumm sein und einfach mit diesen wildfremden Kerlen mitgehen können!
    »Wer — wer sind Sie?« stieß sie hervor.
    Layton grinste wieder. Er holte sein Feuerzeug hervor. »Ihr werdet also morgen den Laden verkaufen«, wiederholte er. »Oder es könnte euch verdammt leid tun. Geben Sie sich Mühe, Ihren Mann zu überzeugen. Diesmal kommen Sie noch mit einem Schreck davon…«
    Er schnippte das Feuerzeug an und besah sich nachdenklich die Flamme. Tommys Frau war nicht auf das gefaßt, was plötzlich geschah. Laytons Hand mit dem Feuerzeug fuhr vor. Die Flamme ergriff ihr langes schwarzes Haar links von ihrem Ohr. Knisternd schoß das Feuer an ihrem Kopf hoch. Der widerliche Geruch von verbranntem Menschenhaar breitete sich schnell aus. Tommys Frau schrie entsetzt. Im selben Augenblick klatschte ihr auch schon kaltes Wasser ins Gesicht und löschte den sengenden Brand.
    Layton lächelte noch immer. »Du kannst jetzt zu deinem Mann zurückgehen«, sagte er. »Entweder er verkauft — oder beim nächsten Mal wird kein Wasser für dich dasein.«
    ***
    Im Gerichtssaal herrschte ein stetes Kommen und Gehen. Sergeant Aggerton, der mit uns gekommen war, lotste uns in eine schier endlos lange Bank, in der es von Polizeiuniformen wimmelte. Dahinter gab es ein paar Bänke für Zuschauer, aber zu dieser späten Abendstunde waren sie kaum besetzt.
    Das sechste Polizeischnellgericht der Stadt New York tagte ununterbrochen. Alle acht Stunden lösten sich der Richter, der Gerichtsdiener und der Protokollführer ab, aber die Verhandlungen gingen pausenlos weiter. Die amerikanische Justiz sparte sich mit dieser Einrichtung eine Menge langwieriger Arbeit. Voraussetzung war, daß es sich um Bagatellfälle handelte und der Angeklagte sich schuldig bekannte.
    Wir sahen zu, bis wir an die Reihe kamen. Vor uns erhob sich ein Patrolman und zerrte einen Betrunkenen nach vorn.
    »Euer Ehren«, sagte der Patrolman, »dieser Mann wurde von mir aufgegriffen, als er mit einer leeren Schnapsflasche eine städtische Straßenlaterne ein warf.«
    Der Richter war ein Mann von ungefähr sechzig Jahren mit hageren Gesichtszügen, lustig glitzernden Augen und schlohweißem Haar. Den Holzhammer ließ er nicht aus der rechten Hand.
    »Wie heißen Sie?« fragte er den schwankenden Mann.
    »Tom Bu-Buley.«
    »Nehmen Sie sich zusammen, Mr. Buley«, warnte der Richter. »Verfahren der Stadt New York gegen Tom Buley wegen Sachbeschädigung städtischen Eigentums. Patrolman, schildern Sie

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