Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Titel: Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Minuten bist du mich los.«
    Sie zögerte. Ich roch dicke Luft.
    »Gut, Jerry.«
    Sie drehte sich um. Ihr Daumen preßte sich auf den Klingelknopf. Ich sah, daß sie zwei-, drei-, viermal drückte. »So was Dummes. Ich habe ja den Schlüssel.« Sie fischte ihn aus der Manteltasche und schloß auf. Wir gingen durch die Halle. Das Mondlicht, das durch die schmutzigen Fenster drang, zeichnete silbrige Teppiche auf die Fliesen. Das Haus roch nach Frost, Nacht und kaltem Stein. Das glühende Auge über dem Lift schien hypnotische Kraft zu besitzen. Wir stiegen in den Lift und fuhren hinauf.
    Ich sah Nora an. Ihr Blick irrte ab. Sie spürte die eigene Unsicherheit und versuchte, sie zu überspielen, indem sie den Blick auf meine Nasenwurzel richtete.
    »An deiner Stelle würde ich nachts nicht so allein Spazierengehen.«
    »Ich war nur ein paar Minuten draußen.« Ihr Lächeln verkrampfte sich. »Nachts gehe ich am liebsten. Mein Pech, daß Ted dann meistens arbeiten muß. Eine blöde Beschäftigung! Vor vier Uhr morgens kommt er nicht nach Hause. Dann pennt er bis zum frühen Nachmittag. Vor dem Dinner wird er nicht munter. Bis zum ersten Drink ist er brummig. Wenn ich ihn schließlich so weit habe, daß was mit ihm anzufangen wäre, geht er in den Dienst.«
    Der Lift hielt. Ich schob die Tür auf. Nora trat hinaus. Ich zog Luft durch die Zähne. Bis in die Fingerspitzen war ich mit nervenzerreibender Spannung geladen.
    Nora hielt den Schlüssel in der Hand. Ich hatte die Flurbeleuchtung angeknipst. Noras Finger zitterten. Bevor sie den Schlüssel gebrauchen konnte, wurde die Wohnungstür aufgerissen. Ted stand auf der Schwelle. Er trug einen grauen Kordanzug. Der schwarze Pullover war am Kragen geöffnet und zeigte einen muskulösen Hals.
    »Was ist los?« fuhr er Nora an. Dann sah er mich und verstummte sofort. Seine Lider verengten sich. »Nanu?« Das klang wie: Zum Teufel mit dem Kerl!
    »Ich störe nicht lange, Mr. Hatching!«
    Er hob die Hand und wischte sich mit dem Ärmel über das schweißnaße Gesicht.
    »Eine bißchen ungewöhnliche Zeit, Mr. Cotton, nicht wahr?«
    »Auch die Umstände sind ungewöhnlich.«
    In Teds bleichem Gesicht brannten die Augen. Giftig starrte er mich an. Endlich trat er zur Seite. Nora schälte sich in der Diele aus dem Mantel. Ich half ihr. Ich wartete auf das Geräusch der sich schließenden Tür hinter mir. Aber nichts geschah. Ich drehte mich um.
    Ted Hatching stand auf der Schwelle, die Unterlippe zwischen die Zähne geklemmt. Seine Schultern waren schlaff nach vorn gesackt. Er transpirierte fürchterlich. Dabei war die Temperatur in der Wohnung völlig normal. Ohne die Zähne voneinander zu lösen, knurrte er: »Ich komme gleich wieder.«
    Nora war erstaunt. »Wo gehst du hin?«
    »In den Hof! Zum Wagen!« fauchte er. »Ich habe was vergessen. Wirst mir doch gestatten, daß ich es hole, oder?« Er trat in den Flur und schlug die Tür zu. Ich hörte, wie er in den Lift stieg. Summend glitt die Kabine hinab.
    »Was ist denn mit dem los?« Nora legte beide Hände an die Schläfen. »Ich glaube, Jerry, jetzt ist er auf dich eifersüchtig.« Sie lachte. Es klang wie brechendes Glas. Ich ging zu der Tür, die in den Wohnraum führte. Ich sah mich um.
    Ein Zigarettenrest qualmte im Aschenbecher. Auf dem Tisch stand eine Flasche Whisky. Der Korken fehlte. Mit dem, was noch in der Flasche war, hätte man keinen Fingerhut füllen können. Gläser? Ich sah keine. Aber auf der polierten Tischplatte schimmerten zwei feuchte Ringe, einer vor dem mittleren Platz der Couch, einer vor dem Sessel an der Schmalseite des Tisches.
    »Leg doch den Mantel ab, Jerry.«
    Nora war in der Küche gewesen und kam mit zwei Gläsern und zwei Flaschen Bier zurück.
    »Ich will euch nicht länger lästig fallen«, murmelte ich. »Offenbar gehe ich deinem Mann auf die Nerven.«
    »Dann soll er sich zusammennehmen. Der und seine Launen. Allmählich habe ich die Nase voll.«
    Ich ging in die Diele, hängte Mantel und Hut an die Garderobe. Dabei sah ich mich auch hier um, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Ich horchte auf den Lift. Aber kein Summen ertönte. Die Diele war länglich und schmal. Die erste Tür führte zur Küche, die daneben ins Bad. Gegenüber der Wohnungstür lag der Wohnraum, in dem Nora jetzt stand und stirnrunzelnd die leere Whiskyflasche ansah. Die letzte Tür gehörte zum Schlafzimmer. Ich ging zurück.
    »Jerry!« Sie saß auf der Couch und hatte etwas Sicherheit zurückgewonnen. »Dein

Weitere Kostenlose Bücher