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Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Titel: Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bier. Mit der Schaumkrone habe ich mir solche Mühe gegeben.«
    »Nett von dir!« Ich nahm das Glas vom Tisch, prostete ihr zu und trank. Es war ein Genuß. Ich stellte das Glas auf den Tisch zurück, ging zum Fenster und lehnte mich daneben an die Wand. Auch Nora hatte getrunken. Auf ihrer Oberlippe saß etwas Schaum. Sie merkte es und tupfte ihn weg.
    »Du wirst mich gleich verfluchen, Nora. Aber ich habe eine Aufgabe und außerdem ein paar Grundsätze. Deshalb muß ich die Wahrheit wissen. Was war los?«
    Ich wartete fünf Sekunden. Dann sagte ich: »Deine erstaunten Kulleraugen nützen dir nichts, Nora. Spiel bitte kein Theater! Ihr habt mir heute abend eine jämmerliche Lüge auf getischt. Probier’s mal mit der Wahrheit. Bei mir kommst du weiter damit.«
    »Aber, Jerry, ich weiß wirklich nicht…«
    »Nora! Wir haben uns doch früher gut verstanden. Du weißt, daß ich für die kleinen Sünden Verständnis habe. Du weißt, daß ich sehr wohl zwischen harmlosen Winkelzügen, kleinem Schwindel und gemeinen Irreführungen unterscheiden kann. Hier geht es um ein Verbrechen, das weitere nach sich ziehen kann. Damit du es weißt: Seit heute abend habe ich dich beschattet. Ich war die ganze Zeit vor dem Wiener Café. Ich habe vermutet, du würdest dich dort mit Gilvan treffen. Jetzt weiß ich, daß das ein Irrtum war. Hier in der Wohnung hat sich Gilvan mit ceinem Mann getroffen. Dein Spaziergang war Ablenkung. Ich nehme an: Teds Idee. Er hat mit Beobachtung gerechnet. Er wollte Gilvan ungesehen hereinschlüpfen lassen. Stimmt das?«
    Sie hatte ziemlich viel Farbe verloren. Sogar die Lippen waren grau.
    »Ja.«
    »Du brauchst nicht auf den Lift zu horchen, Nora. So schnell kommt dein Mann nicht zurück. Ich nehme an, er fährt Gilvan nach Hause.«
    Ich ging zum Fenster, öffnete den Vorhang und sah hinunter. Die Straße war leer bis auf eine Limousine, die langsam aus Pachtung Hudson heraufkam. Ich kannte den Wagen. Er gehört zum Fuhrpark des FBI. Der Kollege, den mir Mr. High zur Ablösung schickte, saß drin. Aber um ihn konnte ich mich jetzt nicht kümmern.
    »Jerry.«
    Ich drehte mich um.
    »Jerry, es tut mir sehr leid. Wir haben dich belogen. Aber ich mußte mitmachen. Ted bestand darauf. Er wollte allein mit Jack reden. Du solltest dich nicht einmischen. Auf Teds Geheiß mußte ich Jack herlocken.«
    »Er hat also zum zweitenmal angerufen?«
    »Mittags um zwei. Da habe ich ihn für Mitternacht herbestellt. Am Telefon hat er mir eingeschärft, daß ich Ted nichts sage. Jack scheint zu glauben, daß ich ihn immer noch liebe. Ich war auch ganz durcheinander. Aber…« Sie sprach nicht weiter, hob mit müder Gebärde die Hände, ließ sie fallen und schloß erschöpft die Augen.
    »Hat Jack gesagt, was er will?«
    »Zwischen ihm und mir solle alles wie früher werden. Dann hat er noch was angedeutet. Es ginge um eine Riesenmenge Geld — so hat er sich ausgedrückt.«
    »Um eine Riesenmenge Geld. Und was hast du dabei zu tun?«
    »Nichts, Jerry. Jedenfalls weiß ich nichts. Es klang allerdings so, als brauche mich Jack, um an das Geld heranzukommen. Aber warum und was er damit meint — ich weiß es wirklich nicht.«
    Eine Riesenmenge Geld. Und er braucht Nora, um ’ranzukommen. Das könnte die Erklärung sein, die Erklärung dafür, daß sich Gilvan jetzt erst meldet. Und Nora? Sie scheint wirklich nichts zu wissen.
    Ich ging nach der Breitseite des Zimmers und blieb unter einem mächtigen Ölschinken stehen. Ein Künstler, der Rosa, Hellblau und Apfelgrün für die schönsten Farben hielt, hatte die Niagarafälle gemalt. Das Bild war gräßlich.
    Ich deutete auf den zerkratzten Parkettfußboden. »Heute abend hat hier ein Teppich gelegen, oder irre ich mich?«
    Mit den Ellbogen stemmte sich Nora so weit hoch, daß sie über den Tisch sehen konnte. »Ja, natürlich, Jerry. Meine Anatolbrücke. Wo ist die denn geblieben?«
    »Ich nehme an, sie war noch hier, als du weggingst?«
    »Na klar.« Nora erhob sich.
    Ich preßte die Zähne aufeinander. »Bitte, bleib hier! Aber gestatte, daß ich mich umsehe.« Ich wartete ihre Antwort nicht ab, sondern rannte in die Diele und riß die Tür zum Badezimmer auf. Es war braun gekachelt. Benutzte Handtücher hingen über dem Rand der Wanne. Ich hob den Vorhang der Dusche. Nichts. Ich sah in die Küche. Sie war unordentlich und leer.
    »Was ist denn mit dem Teppich?« Nora war mir nachgekommen.
    Ich faßte sie an den Schultern und schob sie in das Wohnzimmer

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