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Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Titel: Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet Kostenlos Bücher Online Lesen
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sandfarbenen Nerzcape. Ein Blick auf ihre Figur war geeignet, mich meine Müdigkeit vergessen zu lassen.
    Der Weißblonde schien hier Stammgast zu sein, denn Miß King, die Bardame, redete ihn mit Mr. Elliot an. Lärmend verlangte er Champagner. Miß King entkorkte eine Flasche. Aber Mr. Elliot war schon nicht mehr zu sprechen. Er hatte sein Gesicht in der schwarzen Mähne am Hals seiner Begleiterin vergraben. Vermutlich flüsterte er ihr Zärtlichkeiten ins Ohr.
    Miß King trank ihren Wodka, ich kaute auf Pfefferminzblättern herum. Die Bardame sah mich mit einem Bringst-du-mich-nach-Hause-Blick an. Aber ich hatte andere Pflichten. Ich stieß mich vom Geländer ab und schlurfte müde in den Hintergrund der Bar. Hinter einer Bambuswand mit rankenden Gewächsen hatte ich zwei Türen entdeckt. Vielleicht befand sich dort der Eingang zum Tigerkäfig.
    Ich hatte Glück. Wie die Aufschriften verhießen, führte die rechte Tür zu den Waschräumen, die linke dagegen… Ich drückte sie auf, trat in einen erleuchteten Gang und stand damit in dem privaten Teil der Don-Quichotte-Bar. An drei geschlossenen Türen ging ich lautlos auf einem flaschengrünen Läufer vorbei. Die vierte Tür war angelehnt.
    »Dieses Schwein«, sagte jemand hinter der Tür, »dieses Schwein! Aber wir kriegen ihn, Gary. Und dann schwimmt er mit aufgeschlitztem Kadaver im Hudson.«
    Ich blieb vor der Tür stehen. Die Stimme kannte ich nicht. Der Mann schnaubte beim Sprechen, als habe er zu enge Nasengänge.
    Jemand wimmerte. Wahrscheinlich Gary. Es hörte sich an, als werde eine Ratte von einem Terrier zerbissen.
    Ich linste durch den Spalt. Aber die Schmalseite eines braunen Büroschranks war genau vor meiner Nase.
    Ich wartete. Vielleicht verriet der Sprecher noch etwas von seinen Plänen. Aber außer einem Rumoren, das ich nicht deuten konnte, war nichts mehr zu hören.
    Ich schob die Tür weiter auf. Eine runde Deckenleuchte aus Bleikristall erhellte ein großes Büro. Nußbaummöbel waren ohne viel Gespür für innenarchitektonische Feinheiten ringsum an die Wände verteilt. Ein blauer Spannteppich bedeckte den Boden. In dem schwarzen Ledersessel unter dem Fenster lag Gary. Sein Schafsgesicht war wachsbleich. Er hielt die Augen geschlossen. Schweiß lief über das fette Kinn. Schweiß sprenkelte das Hemd über dem feisten Wanst. Gary preßte ein blutbeflecktes Taschentuch gegen die linke Seite der Stirn. Ob er dort ein größeres Loch, einen Hautriß oder eine Platzwunde versteckte, konnte ich nicht sehen.
    Harry Proof stand mit dem Rücken zu mir. Schwarzblaues Haar wuchs ihm über den Kragen. In diesem Augenblick bückte sich der Mann. Ohne die Knie zu beugen, sammelte er drei, vier beschriftete Papierbogen auf. Sie lagen auf dem Teppich. Aber nicht nur sie. Das Büro wirkte, als habe hier ein Hurrikan gewütet. Schränke waren aufgerissen. Ihr papierener Inhalt lag auf dem Boden verstreut. Flaschen waren durch das Chaos gerollt. Einige, deren Korken locker saßen, waren ausgelaufen. Ich zählte vier herumliegende Schubfächer. Sie gehörten zum Schreibtisch. Offensichtlich hatte jemand ihren Sicherheitsschlössern Gewalt angetan.
    Ich räusperte mich.
    Proof schoß aus seiner gebückten Haltung empor und fuhr auf dem Absatz herum. Sein Gesicht war wie trockener Leim. Er starrte mich an. Die Pupillen verengten sich. Etwas Tückisches kam in seinen Blick. »He«, bellte er, »was wollen Sie?«
    Gary schlug die Augen auf. Er sah mich an wie ein verzweifelter Säugling.
    Ich trat in den Raum, lehnte mich an die Türfüllung und schob die Linke zur Brusttasche. Mit geübtem Griff fischte ich meinen FBI-Ausweis ans Licht. »Mein Name ist Cotton. Es scheint, ich komme gerade richtig.«
    Proof riß mir den Ausweis aus der Hand. Er las das, was es zu lesen gab. Dann warf er ihn auf den Schreibtisch neben sich, und seine Geste zeigte, daß es ihn einen Dreck kümmerte von welchem Verein ich kam.
    »Was wollen Sie?« Er bleckte die Zähne. »Wenn wir einen Schnüffler brauchen, holen wir ihn. Sie haben hier nichts zu suchen.«
    »Seien Sie froh, daß ich vorbeikomme. Wer sollte Sie sonst davon überzeugen, daß es in unserer schönen Stadt nicht üblich ist, Bäuche aufzuschlitzen und den Unglücklichen dann in den Hudson zu werfen. Aber ich nehme an, Sie wollten nur spaßen.« Ich deutete auf das Chaos. »Hat Hatching das angerichtet?«
    »Hatching«, schnappte Proof. »Mir dreht sich der Magen um, wenn ich den Namen…« Er stutzte. »Woher wissen Sie

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