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Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Titel: Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aber Nora hatte viermal auf den Klingelknopf gedrückt. Das hatte ihn gewarnt. Die Zeit, während der wir im Lift hinauffuhren, reichte Hatching, um die Leiche samt Teppich ins Schlafzimmer zu schleifen. Es reichte auch, um dem Toten den Brustbeutel abzunehmen. Aber dann standen wir vor der Wohnungstür, und Hatching hatte von der Leiche ablassen müssen.
    »Mit dem viermaligen Klingeln unten an der Haustür hast du Ted gewarnt. Stimmt doch?«
    »Ja. Ich sollte eigentlich erst um zwei zurückkommen. Aber es war mir langweilig im Café. Ich wollte Ted warnen, weil es ja hätte sein können, daß Jack noch in der Wohnung ist. Du solltest ihn nicht sehen.«
    Ich dachte nach. Noras verfrühtes Heimkommen und meine Gegenwart hatten Hatching bei der Beseitigung der Leiche gestört. Und weil er überstürzt fliehen mußte, war die Brieftasche mit ihrem wertvollen Inhalt zurückgeblieben.
    »Habt ihr irgendwo ein Wochenendhaus?«
    Nora schüttelte den Kopf.
    »Eine Zweitwohnung?«
    »Nein.«
    »Freunde, bei denen sich dein Mann verstecken kann.«
    »Ted hat keine Freunde. Er ist sehr aggressiv. Es gibt nur wenige Leute, die ihn sympathisch finden. Dabei ist er nur innerlich einsam und…« Sie verstummte. Sie spürte, daß es angesichts der grauenvollen Bluttat nichts gab, was diesen Mann entschuldigen oder charakterlich aufwerten konnte.
    »Versteht er sich mit seinen Arbeitskollegen?«
    »Nicht besonders. Meistens hat er auf sie geschimpft.« Nora schnüffelte. Sie suchte nach einem Taschentuch, fand aber keins. Ich gab ihr mein gestärktes Kavalierstuch, Glanz und Zierde meines grauen Sakkos.
    »Wo hat dein Mann gearbeitet?«
    »Nicht weit von hier. In einer Bar in der 177. Straße. Das Lokal heißt Don Quichotte.«
    ***
    Ich fühlte mich hohl. Der bittere Geschmack einer Übelkeit, die von Erschöpfung herrührt, stieg in mir hoch. Aber ich nahm mich zusammen. Ich streckte die Hand aus, teilte den schweren Vorhang, der hinter der Eingangstür hing, und trat in die Bar.
    Das Licht war bläulich. Die wenigen Gäste wirkten wie Wasserleichen. Zigarettenrauch zog durch den Raum. An den Wänden hingen Stierköpfe, deren Glasaugen traurig ins Leere glotzten. Spanische Weinflaschen, Kerzenstümpfe in den Hälsen, standen auf jedem Tisch.
    Ich ging zu der großen rechteckigen Bar. Ich lehnte mich an das Bronzegeländer und setzte einen Schuh auf die Fußleiste eines Hockers. Dann zündete ich mir eine Zigarette an. Niemand nahm die rothaarige Lady in Anspruch, die hier das Mixen besorgte. Sie hatte eine glatte weiße Haut und einen üppigen Busen, der von ihrem Dekollete mehr gestützt als verborgen wurde. Sie kam zu mir und lächelte mich aus rauchgrauen Augen an. Sie konnte lächeln, ohne den Mund zu bewegen.
    Ich sagte: »Bitte, einen Bourbon Mint Julep. Vielleicht bringt der mich auf die Beine.«
    »Haben Sie’s nötig?«
    Ich erwiderte: »Sollte ich während der nächsten Minuten bewußtlos zusammenbrechen, dann brauchen Sie mir nur ein nasses Handtuch ins Gesicht zu klatschen. Nach ein bis zwei Stunden komme ich wieder zu mir.«
    Sie sah mir ziemlich lange in die Augen und wurde etwas routiniert. »Ich freue mich trotzdem, daß Sie nicht ins Bett gegangen, sondern zu uns gekommen sind.«
    »Ich mußte«, klagte ich, während sie meinen Drink mixte, »ich will meinen alten Freund Ted Hatching hier treffen.«
    »Hatching?« Sie hob den Kopf. »Der hat heute frei.« Sie servierte mir einen hohen Silberbecher. Frische Pfefferminzblättchen ragten aus dem Drink. »Bestimmt treffen Sie ihn zu Hause an. Er wohnt… Moment! Ich glaube, in der 186. Straße.«
    »In der 187.«, verbesserte ich, »da komme ich her.« Ich kostete. Der Mint Julep war erfrischend und stark. »Trinken Sie etwas mit mir, Miß…«
    »King. Gern! Ich nehme einen Wodka.« Während sie einschenkte, bewunderte ich die Linie ihres Nackens und die makellosen Schultern. Dann wurde mein Blick abgelenkt. Ein Pärchen kam an die Bar. Beide waren jung. Er hatte weißblondes Haar, verträumte Augen und ein weiches Gesicht. Als er den Arm um die Schulter seines schwarzmähnigen Luders legte, sah ich seine Uhr. Gehäuse und Band bestanden aus Platin. Diamanten sprühten im Licht. Ich schätzte die Uhr auf zweitausend Dollar — sofern man sie in einem der abseits gelegenen Läden kauft. Ein Juwelier in der Fifth Avenue fordert sicherlich mehr. Das schwarzhaarige Luder hatte ein schönes freches Gesicht mit blauen Schlafzimmeraugen. Sie räkelte sich wohlig in ihrem

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