Jerry Cotton - 0561 - Die vertauschte Moerderin
Eltern eines Freundes. Und er benutzte häufig ein schweres Motorrad.« Der Inspektor stand auf. »Bitte, kommen Sie mit in den Keller!«
Ein Kellerraum diente der Aufbewahrung beschlagnahmter Gegenstände. Sadley führte mich zu einem Motorrad, das völlig schlammverkrustet war. »Die Maschine wurde gestern aus einem Teich südlich von Englewood gefischt. Ich fürchte, sie wäre niemals zum Vorschein gekommen, wenn der Teich nicht schon vor einigen Monaten an einen Mann verkauft worden wäre, der ihn für eine Forellenzucht benutzen will. Um die Wasserverhältnisse zu verbessern, mußte er ihn ausbaggern lassen, und mit diesen Arbeiten wurde gestern begonnen. Die Maschine erwischte der Bagger gleich zu Beginn. Wir wurden benachrichtigt. Inzwischen habe ich den Freund des vermißten Jungen hier gehabt. Er identifizierte das Motorrad als das seines Freundes.«
»Und der Junge selbst?«
»Ich habe die Arbeiten einstellen lassen. Meine Leute suchen den Teich ab. Bisher fanden sie allerdings nichts.«
Ich beugte mich über die Maschine. Die Beleuchtung im Keller war mäßig, aber mir fielen ein paar Zeichen auf dem Tank auf. »Kann ich eine Taschenlampe haben?«
»Nicht nötig«, antwortete Sadley. »Wir haben auch gesehen, daß ein paar Buchstaben und Zahlen auf dem Tank stehen. Das Wasser hat sie verwischt, aber nicht restlos ausgelöscht.« Er zog einen Zettel aus der Tasche. »Unser Spezialist entzifferte die Buchstaben Faird… und die Zahlen 5-46…«
»Fairday 5-4646«, ergänzte ich. »Das ist die Telefonnummer des Apartments, das Diane Jagg zuletzt bewohnte.« Sadley rieb sich das Kinn. »Ich werde die Fahndung nach dem Mädchen stoppen«, knurrte er. »Sollen wir eine Anzeige in die Zeitung setzen: Kehre zurück, Verdacht unbegründet, alles vergeben?«
»Noch ist Diane Jagg nicht aus dem Schneider, Inspektor. Das Motorrad, der vermißte Dean Cartwell, die ermordeten Gangster Mercolano und Souhup, das alles zusammen beweist bisher lediglich, daß Diane Jagg die Wahrheit sagte, als sie diese Gangster beschrieb, aber noch immer kann ein Staatsanwalt behaupten, daß Diane selbst in der Villa war, daß sie eigenhändig und mit ihrer Waffe Eleonor Flinter erschoß, daß Mercolano und Souhup ihre Gehilfen waren, die sie später beseitigte oder beseitigen ließ, um alle Belastungszeugen stumm zu machen, wie es bereits mit dem Butler geschah.«
»Diese Theorie habe ich selbst auch aufgestellt«, sagte Sadley, »aber ich glaube nicht mehr daran.«
»In Ordnung, Inspektor. Jetzt lassen Sie uns annehmen, Diane Jagg wäre entführt worden, wie sie es behauptete. Sie wäre also an der Ermordung der Millionärin unschuldig. Selbstverständlich kommt sie dann auch nicht als Mörderin für Dunbee, den Butler, und die beiden Gangster in Frage.«
Sadley nahm die Zigarre aus dem Mund, blies in die Glut und knurrte: »Weiter!«
»Rekonstruieren wir den Fall. Der Täter erfährt, daß Eleonor Flinter die Privatdetektivin Diane Jagg für eine Abendparty engagierte. Der Informant kann Dunbee gewesen sein, aber es kommen auch noch andere Leute in Frage, denn Eleonor Fimter pflegte ihre Partys lange vorzubereiten, und sie schaltete in diese Vorbereitungen Angestellte und Firmen ein. Der oder die Täter beschließen, daß einer von ihnen in der Maske Diane Jaggs in das Haus eindringt, bei günstiger Gelegenheit Eleonor Flinter erschießt, die Juwelen raubt und das Haus wieder verläßt. Obwohl wir annehmen müssen, daß der Butler zu den Helfern gehörte, sorgen sie irgendwie dafür, daß die angebliche Diane Jagg das Haus verlassen kann.«
Ich zündete mir eine Zigarette an. »Unterdessen haben andere Mitglieder der Gang, darunter Mercolano und Souhup, Diane Jagg entführt und auf Eis gelegt. Was diesen jungen Cartwell betrifft, so fürchte ich, daß wir ihn nicht lebend Wiedersehen werden. Warum aber bringen die Gangster Diane Jagg nicht um? Okay, sie wollen ihr diesen Mord anhängen? Aber warum, zum Teufel? Die Gangster besitzen die Juwelen. Es kann ihnen gleichgültig sein, ob Diane Jagg oder ein Unbekannter als Täter gesucht wird. Es ist ihnen aber nicht gleichgültig, sondern sie tun alles, um das Mädchen so schwer zu belasten, daß sie auch ohne Geständnis auf Grund der Indizien verurteilt werden könnte.«
Sadley sah mich fragend an. Ich lächelte. »Auch ich weiß keine Antwort auf diese Frage, Inspektor. Es steht lediglich fest, daß die Täter ein wahrhaft perfektes Verbrechen organisieren wollten. Sie liefern
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