Jerry Cotton - 0561 - Die vertauschte Moerderin
nicht nur die Ermordete, sondern auch gleich die Mörderin. Sie wollen, daß der Fall mit der Verurteilung Diane Jaggs ein für allemal abgeschlossen ist.« , »Diese Rechnung ist falsch, Cotton. Ein Fall, bei dem Juwelen für mehrere Millionen geraubt werden, wäre erst abgeschlossen, wenn auch die Beute wieder herbeigeschafft werden könnte. Auch nach einer Verurteilung der Detektivin als Mörderin würde die Suche nach dem Besitzer der Juwelen weiterlaufen.«
»Richtig«, bestätigte ich. »Diese Tatsache liegt so klar auf der Hand, daß der Mann, der diesen Plan ausgebrütet hat, sie unmöglich übersehen kann.«
Inspektor Sadley lachte. »Sehen Sie, G-man. Auch ein Wald- und Wiesenpolizist wie ich kann einen von euch Superdetektiven aus dem Konzept bringen. Ich bin richtig stolz darauf, denn auch Sie werden nicht behaupten wollen, daß die Täter uns nicht nur eine angebliche Mörderin, sondern auch den Schmuck, den sie gerade geraubt hatten, in die Hände spielen wollten. Oder glauben Sie an irgendeinen Trick mit Imitationen? Das würde sofort auffallen.«
Ich schwieg so gründlich, daß Sadley mich anstieß. »He, hat es Ihnen die Sprache verschlagen, G-man?«
Ich schrak aus meinen Gedanken hoch. »Sie haben recht, Inspektor.« Er riß die Augen auf, aber ich fuhr rasch fort: »Nein, ich glaube auch nicht an einen Imitationstrick. Er wäre einfach undurchführbar. Wir müssen unsere Gehirne noch etwas strapazieren, bevor wir die wirklichen Absichten der Täter durchschauen. Wir verzichten deshalb auf die Zeitungsanzeige, von der Sie sprachen, Inspektor. Ich hoffe, Diane Jagg meldet sich bei mir von selbst, damit ich sie überzeugen kann, und daß sie dann ihre eigene Gangsterjagd aufgibt. Im übrigen möchte ich mir noch einmal den Tatort ansehen. Ich fahre nach Englewood zur Flinter-Villa.«
»Falls wir den Motorradliebhaber Cartwell finden sollten, werde ich Sie anrufen.«
Eine halbe Stunde später drückte ich auf den Rufknopf der Sprechanlage am Tor von »The Precious«. Ich mußte der Hausangestellten am anderen Ende der Leitung nachdrücklich sagen, daß sie mich als FBI-Beamten auf jeden Fall einzulassen hätte. Schließlich öffnete sie das Tor.
Ich fuhr durch den Park. Vor dem Hauseingang parkte ein schwarzer Cadillac mit New Yorker Kennzeichen. In der Halle stieß ich auf Suzanne Wyll, die rothaarige Sekretärin von David Nichols.
»Hallo, Mr. Cotton!« begrüßte sie mich. »Ich hatte erwartet, Sie noch einmal in unserem Büro zu sehen.«
»Ist Ihr Chef auch hier?«
Sie legte einen Finger auf den Mund. »Wenn wir still sind, können wir ihn vielleicht hören.« Sie wies auf die Treppe, die zur ersten Etage führte. »Vorhin brüllte er so laut mit Miß Greco, daß es bis hierher zu hören war.«
»Und der Grund?«
Sie machte eine Gebärde der Hilflosigkeit. »Irgendwelche verzwickten Rechtsfragen, die mit den ungeklärten Erbschaftsverhältnissen Zusammenhängen. Wenn Mr. Nichols weiter das Flinter-Vermögen verwalten soll, braucht er die Einwilligung der möglichen Erben. Florine Greco steht als erste auf einer Liste, die ich schreiben mußte.«
»Und die anderen Namen?«
»Ich weiß nicht, ob ich die Frage beantworten darf. Vielleicht fragen Sie besser Mr. Nichols selbst. Es handelt sich um Leute, die nur sehr entfernt mit Eleonor Flinter verwandt sind. Mr. Nichols sagte selbst, daß nur Miß Grecos Unterschrift für das Nachlaßgericht entscheidend wäre.«
Auf der ersten Etage fiel krachend eine Tür ins Schloß. Der Anwalt kam die Treppe herunter. Sein Gesicht war zornrot. »Hallo, Cotton!« rief er. Seine Stimme zitterte dabei vor Wut. »Ein Glück, daß ich mich beherrschen kann. Glauben Sie mir, ich war verdammt nahe daran, dafür zu sorgen, daß Sie in diesem Haus einen zweiten Mord klären müßten.« Er drohte mit der Faust nach oben. »Ich hoffe, daß diese Hyäne sich bei der nächsten Ausfahrt in Eleonor Flinters Cadillac, der ihr noch gar nicht gehört, das Genick bricht.«
»Sie hat die Unterschrift verweigert?« fragte Suzanne Wyll. Sie kniff die Augen zusammen, und ihr Mund wurde zu einem schmalen Strich. Sie wirkte dadurch fast ein wenig gefährlich.
»Verdammt, ja«, knurrte Nichols. »Und ich will gehängt werden, wenn daraus nicht ein Berg Schwierigkeiten entsteht.«
Auf dem oberen Treppenabsatz erschien Florine Greco. Sie steckte in einem engen schwarzen Hausanzug. An den Füßen trug sie goldfarbene Sandaletten.
»Ich sagte Ihnen, Sie sollten sich sofort
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