Jerry Cotton - 0567 - Auf Bestellung eine Leiche
dieser Stunde war das Parkhaus noch nicht stark besetzt. Auf der obersten Plattform standen nur die Fahrzeuge einiger Dauerparker.
»Halt jetzt!« Constance brachte den Wagen zum Stehen. Chilton ließ sich von Rivera die Aktentasche geben. Er schlug die Klappe zurück. »Wieviel Dollar sind das?« fragte er Constance und hielt ihr die Tasche unter die Nase.
»Ich wußte nicht einmal, daß überhaupt Geld in der Tasche ist. Dad sagte, es handele sich um wichtige Wertpapiere.«
Chilton warf die Tasche seinem Kumpan zu. »Zähl nach, Nick!« Er legte die schwere Pranke auf Constances Schulter und preßte die Finger zusammen.
»Sie tun mir weh!« schrie Constance.
»Genau das will ich auch!« knurrte Chilton. »Und ich werde dir noch sehr viel mehr weh tun, wenn du jetzt nicht Wort für Wort die Wahrheit sagst.« Er nahm die Zigarre aus dem Mund und hielt sie dicht vor ihre Augen. »Zum Beispiel damit. Zigarrenglut ist ’ne verdammt heiße Angelegenheit, und ich werde nicht zögern, dir damit ein Monogramm in die Haut zu brennen. Hast du verstanden?«
Constance drückte sich gegen die Tür. Obwohl sie sich fürchtete, bemühte sie sich, so gelassen wie möglich zu erscheinen. »Sie bringen sich in Teufels Küche, Mister«, fauchte sie. »Auf Entführung steht bei uns Lebenslänglich.«
»Auf Mord ebenfalls«, blaffte Chilton zurück.
»Genau zehntausend Dollar«, meldete Rivera, der die Zahlen auf den Banderolen der Geldbündel zusammengerechnet hatte.
»Zehntausend Dollar, ein ziemlich hoher Preis für einen Mord. Der allgemeine Durchschnitt liegt bei knapp der Hälfte, aber dein Alter’ steht unter Zeitdruck. Das treibt den Preis in die Höhe.« Chiltons Pranke quetschte Constances Schulter zusammen. »Wem solltest du das Geld übergeben?«
Brooks Tochter ließ die linke Hand herabhängen und versuchte, ihre Handtasche zu erreichen, die sie, als sie eingestiegen war, auf den Boden gelegt hatte. »Ich sagte schon, daß ich nicht einmal wußte, daß die Tasche Geld enthielt«
Chilton schlug ihr rasch und hart ins Gesicht. »Keine Lügen!«
Constance starrte den Gangster fassungslos an. Ihre Wangen brannten, und sie spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten.
»Wem sollst du das Geld übergeben?« wiederholte Chilton. »Überleg dir deine Antwort gut. Brandwunden verheilen nicht so schnell wie blaue Flecke.« Constance schluckte. »Ich habe die Wahrheit gesagt. Ich wußte nicht, daß sich Geld in der Tasche befand. Mein Vater sprach von Wertpapieren, die er vor einer Steuerprüfung in Sicherheit bringen müßte. Ich sollte die Tasche den ganzen Tag über bei mir tragen.« Ihre linke Hand berührte den Verschluß ihrer Handtasche.
Chilton schien es nicht zu bemerken. Er rieb seine Nase mit dem Handrücken. »Verdammt, allmählich beginne ich zu glauben, daß du die Wahrheit sagst. Sagte er ausdrücklich, du solltest die Tasche immer bei dir tragen?«
»Ja! Er ermahnte mich, sie nicht im Wagen zurückzulassen.«
»Mit wem bist du heute verabredet?«
»Jeden Mittwoch gehe ich in einen Massagesalon.«
»Wen triffst du dort?«
»Niemand, das heißt, einige Frauen kommen selbstverständlich in den Salon, und ich werde immer von der gleichen Masseuse behandelt.«
»Weiter!«
»Zum Essen bin ich mit Peter Mc-Drew verabredet.«
»Wer ist das?«
»Ein Bekannter. Seinem Vater gehören die McDrew-Stahlwerke.«
»Weiter!«
Es gelang Constance, den Verschluß der Tasche zu öffnen. Sie schob ihre Hand so weit hinein, daß sie den Griff der Pistole mit den Fingerspitzen ertasten konnte. »Ich gehe gegen vier Uhr zu meiner Schneiderin, und um sechs Uhr treffe ich den Rechtsanwalt Wartrey, der mich in einer Verkehrsunfallsache vertritt.«
»Pack aus, Nick!« befahl Chilton über die Schulter. Rivera stopfte die Geldbündel in die Taschen seines Anzuges. Chilton streckte ihm die Hand hin und ließ sich einige Päckchen geben, die er sich dann unter das aufgeknöpfte Hemd schob. »Verschließ die Tasche wieder, Nick. Und du, meine Süße, paß gut auf, was ich dir jetzt sage. Du wirst dich genauso benehmen, als wärst du uns nie begegnet. Du wirst dich massieren lassen, wirst mit dem Millionärssöhnchen essen, zur Schneiderin gehen und den Rechtsanwalt aufsuchen. Diese Tasche wirst du ständig mit dir tragen. Natürlich werden wir dich beobachten. Ich fahre jetzt mit dir zu diesem Massagesalon, während Nick unseren Wagen holt. — Die Adresse?«
»Lolitas Schönheitssalon, 14. Straße West 51.« ,
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