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Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Titel: Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Versteck in der Statue.
    ***
    Li Kan verbrachte den Tag in nervöser Unrast. Sie kümmerte sich auch am Abend nicht um .das Restaurant wie sonst regelmäßig, sondern zog sich bereits um 22 Uhr in ihre Privaträume zurück.
    Bei dem matten Schein eines Holzkohlenfeuers kauerte sie sich auf die Ottomane. Es störte sie nicht, daß in diesem Raum ihr Mann vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden ermordet worden war.
    Li Kan rauchte eine Opiumzigarette und träumte von der Macht, die ihr der zu erwartende Reichtum verschaffen würde.
    Sie merkte nicht, daß sich leicht die Portiere neben dem Fenster bewegte und daß gerade der Mann eintrat, um den ihre Gedanken seit dem Morgen kreisten.
    Es war ein Mann ihres Volkes, vielleicht dreißig Jahre alt. Er trug einen unauffälligen grauen Anzug.
    Nachdem er die Frau eine Zeitlang beobachtet hatte, trat er lautlos hinter dem Vorhang hervor.
    »Der Mond möge dir seinen Glanz verleihen, Li Kan Tu, du perlender Tau der Lotusblüte.«
    Wie von einem Peitschenhieb getroffen, zuckte die Frau zusammen. Fast im gleichen Augenblick zauberte sie eine kleine Damenpistole aus den Falten ihres Hausanzuges.
    »Wer bist du?« fragte sie in chinesischer Sprache.
    Der Fremde lächelte unergründlich. »Ein Freund«, sagte er mit wohllautender Stimme. »Und deshalb lege das Spielzeug aus der Hand. Ich bin gekommen, um mit dir den Tee unserer Heimat zu trinken.«
    Die kalten Augen des Mannes standen im Gegensatz zu seiner blumenreichen Sprache.
    Li Kan senkte die Pistole, legte sie aber nicht aus der Hand. Sie wußte nicht, was sie von dem Eindringling halten sollte. Für einen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken, Ching, ihren Vertrauten, herbeizurufen. Aber dann erinnerte sie sich, daß sie ihn selbst auf die Fährte von Simpson gesetzt hatte.
    »Wer bist du, und was willst du hier?« fragte sie wieder. »Wie konntest du unbemerkt eindringen?«
    Die Verneigung des Chinesen wirkte eher spöttisch als ehrerbietig. »Es ist der Weg, den ich immer genommen habe, wenn ich den ehrwürdigen Pin Tu besuchte. Aber wie ich hörte, hat er sich zu den Ahnen versammelt. Ich bin traurig, denn ich war sein Freund…«
    »Dann bist du…«
    »…sein Freund und Teilhaber«, ergänzte der Chinese lächelnd. »Nenne mich Tai. Wir werden viel miteinander zu besprechen haben.«
    Li Kans Gedanken schossen wirr durcheinander. Nun war der Mann gekommen, den sie fürchtete und gleichzeitig herbeigewünscht hatte. Er war gekommen, um mit ihr über Geschäfte zu sprechen, über Perlen. Vielleicht aber auch über Pin Tu.
    Sie ließ die Pistole in ihrem Hausanzug verschwinden und bot Tai Platz an.
    »Ich werde Tee kommen lassen, wie du gewünscht hast«, sagte sie liebenswürdig. »Wir wollen Pin Tus gedenken.« Sie nahm den Klopfer in die Hand, um einen Diener herbeizurufen. Als ob eine Puffotter zustieß, so schnell schoß die Hand des Mannes vor und umklammerte ihr Handgelenk.
    »Rufe niemanden«, befahl er kalt, und seine Stimme hatte einen Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Niemand hat mich bisher in diesem Haus gesehen. Pin Tu bereitete den Tee selbst. Du wirst es auch tun müssen.«
    Die Chinesin duckte sich unter dem zwingenden Blick wie eine sprungbereite Pantherin. Trotzdem stand sie gehorsam auf und holte den Kessel mit dem kochenden Wasser, der ständig über dem Holzkohlenfeuer hing. Schweigend bereitete sie den Tee.
    Erst als beide einen Schluck getrunken hatten, begann Tai wieder zu reden: »Du kennst die Geschäfte nicht, die ich mit dem Ehrwürdigen hatte. Willst du, daß wir sie fortsetzen, dann beantworte mir meine Fragen.«
    »Frage«, sagte die Frau leise.
    »Warum hat Pin die Schnur des Vergessens bekommen? Warum ist seine Kerze erloschen, bevor sein Leben vollendet war?«
    Li Kan hatte die Frage befürchtet und sich eine Antwort zurechtgelegt. »Er war krank, todkrank und hatte nur noch wenige Wochen zu leben. Er wollte nicht zusehen, wie sich sein Körper langsam verzehrte.«
    Tai blickte sie starr an. Obwohl er wußte, daß es eine Lüge war, machte er keinen Einwand. Er war ein Mann, der im voraus dachte. Er brauchte Li Kan — einerseits, weil sie die Perlen besaß, andererseits, weil sie die Händler kannte, die ihr die wertvollen Stücke abnahmen.
    Tai hob seine Teeschale. »Möge sein Weg zu den Ahnen leicht sein«, sagte er geschmeidig, obwohl seine Augen eine andere Sprache redeten.
    Die beiden tranken. Dann bot die Chinesin ihrem Besucher eine Opiumzigarette an. Als sich der Rauch

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