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Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Titel: Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
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er damit eine Sprechanlage in Tätigkeit setzte, die jedes Wort, das an der Theke gesprochen wurde, in die Privaträume Li Kan Tus übertrug, erfuhr ich erst später. Ich wunderte mich nur, daß der Barmixer sehr deutlich, laut und betont sprach.
    »Wenn Sie wünschen, werde ich Madam Tu von Ihrem Hiersein verständigen. Nicht wahr«, er lächelte mich falsch an, »Sie waren doch gestern nacht hier, als das Räucherfest für unseren verstorbenen Herrn begann?«
    Ich nickte nur und trank meinen Whisky aus. Daß der Chinese von dem Vorfall im Keller wußte, wunderte mich nicht. Aber woher kannte er mich? Ich kam nicht mehr dazu, weiter darüber nachzudenken.
    Madam Li Kan Tu betrat in einem langen, schwarzen hochgeschlossenen Kleid das Restaurant. Ihr Gang und ihr Gesichtsausdruck waren ganz auf Trauer getrimmt.
    Mit einem leidenden Lächeln begrüßte sie mich.
    »Lieutenant Harrison, wie nett, daß Sie noch einmal bei uns vorbeischauen.«
    Da ich bestimmt wußte, daß ich mich gestern nicht vorgestellt und auch niemand meinen richtigen oder falschen Namen genannt hatte, konnte sie nur der unbekannte Besucher über meine Person aufgeklärt haben.
    Daß ich mich täuschte, erfuhr ich erst viel später. Li Kan Tu wußte zu diesem Zeitpunkt mehr über meinen Auftrag auf der »Arizona« als jemand von der Admiralität.
    Die Chinesin lud mich in ihre Privaträume ein, weil sie, wie sie mir erklärte, im Augenblick nicht gern unter Menschen weile.
    Ich saß ihr in dem Zimmer gegenüber, in das ich vor einer Stunde brennend gern einen Blick geworfen hätte.
    Nichts deutete noch auf Li Kans Besucher hin. Die Aschenbecher waren geleert, nur ein süßlicher Duft verriet, daß in diesem Raum noch vor kurzem Opium geraucht worden war.
    Li Kan Tu spielte die trauernde Verwandte vollendet, war aber gleichzeitig eine liebenswürdige Gastgeberin. Was ich in Wirklichkeit von ihr hielt, wollte ich so lange wie möglich für mich behalten.
    Die Chinesin versuchte mich auf Umwegen über meine Tätigkeit auf der »Arizona« auszufragen. Mit wortreichen, aber nichtssagenden Erklärungen versuchte ich sie abzuspeisen, bis ich merkte, daß sie mit ihren Fragen einen ganz bestimmten Zweck verfolgte. Sie wollte möglichst genau über die Zusammensetzung der Besatzung informiert werden.
    Wenn sie es auch geschickt zu verbergen versuchte, hatte ich doch bald heraus, daß ihr besonderes Interesse ihren Landsleuten galt, die auf dem Schulschiff Dienst taten. Deshalb lag die Vermutung nahe, daß ihr später Besucher, den ich von der »Arizona« aus verfolgt hatte, ein Chinese gewesen war.
    Aber wer? Ich hatte bisher nur mit einem gesprochen, und das war der Küchenmaat Wang Ho.
    »Wissen Sie, Lieutenant Harrison«, sagte Madam Tu, »das finde ich so wunderbar in den Vereinigten Staaten, daß in diesem Land alle Rassen und Völkergruppen vertreten sind. Weiße, Schwarze, Rote und Gelbe. Was haben Sie selbst für Erfahrungen gemacht, zum Beispiel mit meinen Landsleuten?« Scheinbar arglos ging ich auf ihren Ton ein.
    »Oh, nur die besten«, verallgemeinerte ich.
    »Haben Sie viele Chinesen an Bord?« fragte sie jetzt direkter.
    »Ich glaube, fünf oder sechs, ganz genau kann ich es nicht sagen.«
    »Und… sind unter ihnen auch Offiziere? Ich meine, haben die Chinesen auch verantwortungsvolle Aufgaben?« Um sie noch weiter aus ihrem Schneckenhaus herauszulocken, antwortete ich möglichst neutral. »Wissen Sie, Madam, auf einem Schulschiff erfordert jeder Posten einen ganzen Mann. Jeder trägt in seinem Bereich Verantwortung.«
    Nun ging die Chinesin unmittelbar auf ihr Ziel los: »Ist es eigentlich erlaubt, ein solches Schulschiff zu besichtigen?« fragte sie.
    »Man kann eine Genehmigung bekommen«, wich ich aus. »Wenn Ihnen so viel daran liegt, werde ich mich gern für Sie bemühen.«
    »Vielleicht schon morgen?« Li Kan Tu lächelte mich charmant an.
    Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht.« Als ich mich von Li Kan Tu verabschiedete, war ich wenigstens einen kleinen Schritt weitergekommen. Ich war nun überzeugt, daß mein Mann von der »Arizona« ein Chinese war! Jetzt brauchte ich erst einmal ein paar Stunden Schlaf.
    ***
    Während ich mich mit der Chinesin unterhielt, stand Phil noch immer im rückwärtigen Hof des Golden Gate. Da er nicht glaubte, daß sich dort noch etwas Entscheidendes ereignen würde, beschloß er nach kurzer Verständigung mit den beiden Kollegen in der Doyer Street, ebenfalls ins Golden Gate zu gehen.
    Sofort eilte der

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