Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen
Zucker in den Tee fallen und schlürfte ihn voll Behagen. »Aber die Perlen gehören Ihnen auch nicht«, fuhr er fort. »Ich bin zwar kein ausgesprochener Kenner, trotzdem sehe ich, daß es besondere Exemplare sind. Sie sehen ganz danach aus, als ob sie bei den Suluinseln gefunden worden wären.«
Die Chinesin biß sich auf die Lippen. Sie verstand Phils Anspielung sehr gut, daß er über die Herkunft der Perlen unterrichtet war.
Aber sie ließ sich nicht herausfordern.
Mit unbewegtem Gesicht setzte sie sich Phil gegenüber, als ob es zwischen ihnen nichts gäbe als diese Teestunde.
Auch Phil ließ sich Zeit.
Jetzt kam es darauf an, die Chinesin, die so unschuldig aussehen konnte wie ein Kind, in die Enge zu treiben.
Phil zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich im Sessel zurück.
»Also, Mrs. Tu, nun erzählen Sie mir einmal, warum Sie Ihren Mann ermordet haben.«
Li Kan hatte sich gut in der Gewalt. Ihr Lachen klang hell und echt. »Wer hat Ihnen denn erzählt, daß Pin mein Mann war? Und wie soll ich ihn ermordet haben? Zwei der Diener haben doch zu Protokoll gegeben, daß sie anwesend waren, als mein Bruder Selbstmord beging. So will es das Gesetz unserer Väter.«
»Halten Sie uns wirklich für so dumm, daß wir Ihnen diese Märchen abnehmen?« fragte Phil. »Die Geschichte mit dem Räucherzauber und dem angeblichen Selbstmord war zu durchsichtig. Glauben Sie mir, wir wissen auch etwas über chinesische Sitten und Bräuche!«
Li Kan ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »China ist ein großes Land, und die Sitten sind in allen Teilen verschieden. Was wißt ihr Amerikaner schon von China!«
»Nach Ihrem Paß sind Sie auch Amerikanerin«, lächelte Phil. »Und als solche kennen Sie die Gesetze unseres Landes. Vielleicht stärkt es Ihr Gedächtnis, wenn ich Ihnen sage, daß im Staate New York ein Mörder Lebenslänglich bekommt, aber unter besonderen Umständen die Jury ein milderes Urteil fällt, wenn sich beispielsweise positive Tatsachen über den Mörder ergeben. Vielleicht haben Sie auch unter Zwang gehandelt«, fuhr Phil fort, um ihr eine Brücke zu bauen. »Oder vielleicht wollten Sie durch den Mord ein anderes Verbrechen verhindern? Ich denke da an einen gewissen Hank Simpson; vielleicht erinnere ich mich auch, daß Sie mir und meinem Freund möglicherweise das Leben gerettet haben, als wir unten im Keller von Ihren Landsleuten hart bedrängt wurden!«
Li Kan Tu hörte aufmerksam zu. Kaltblütig wog sie ihre Chancen nach allen Seiten ab. Ihr wurde klar, daß das FBI so ziemlich alles über sie wußte. Wenn sie Phils Angebot annahm, konnte sie vielleicht ihren Kopf retten. Aber was würde aus ihr geworden sein, wenn sie nach zehn oder fünfzehn Jahren das Zuchthaus verließ?
Li Kan Tu mußte in Sekunden eine Entscheidung fällen.
»Werden Sie mich verhaften?« fragte sie.
»Wenn Sie bereit sind, uns zu helfen, kann ich Sie noch auf freiem Fuß lassen«, lockte Phil.
»Und was muß ich tun?«
»Sie haben heute abend einen anderen Mann erwartet. Helfen Sie uns, diesen Mann zu überführen, und ich verspreche Ihnen, daß ich mich vor Gericht für Sie einsetzen werde!« versprach Phil.
»Ist das nötig?« fragte sie aufreizend. »Ich habe nichts zuzugeben. Sie haben kein schriftliches Geständnis von mir.« Aus Phils Stimme war alle Freundlichkeit und auch der Spott verschwunden, als er erwiderte: »Sie verstehen mich, Madam Tu, oder wollen Sie mir weismachen, daß Sie wirklich nur zum Vergnügen das Schulschiff .Arizona besucht haben? Wundert es Sie nicht, daß ich den geheimen Zugang zu diesem Zimmer kenne, den sonst ein anderer zu benutzen pflegt?«
»Warum verhaften Sie diesen Mann nicht?« lächelte Li Kan spöttisch.
Mit dieser Frage traf sie genau den wunden Punkt von Phils Auftrag. Denn trotz sorgfältigster Recherchen hatte niemand bis zu diesem Zeitpunkt feste Vorstellungen von dem mutmaßlichen Hintermann und handfeste Beweise gegen ihn als Schmuggler und zweifachen Mörder.
Wenn die Chinesin Phils Vorschlag ablehnte, konnten wir wohl den Fall Pin Tu zu den Akten legen, aber der Fall Templer blieb nach wie vor ungeklärt.
Phil ließ Li Kans Frage unbeantwortet.
»Wollen Sie nun meinen Vorschlag annehmen?« hakte er statt dessen rach. »Und wenn ich es tue?«
»Dann wird Ihr Partner Gelegenheit bekommen, Sie aufzusuchen. Alles andere überlassen Sie uns.«
Li Kan Tu griff nach der Kanne und goß Phil Tee ein. Dabei blickte sie ihn fest an. »Gut, Mr. Decker, ich werde
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