Jerry Cotton - 0571 - Ich gegen die Mafia
Randolph muß zuerst und allein in die Kabine. Er soll das Licht einschalten. Und ihr bleibt wenigstens dreißig Yard von der Kabine weg. Kapiert?«
»Und du, Großmaul?«
»Ich bleibe genauso weit weg.«
»Dann ist es ja gut, Großmaul.«
»Sag’s doch dreimal«, bat Springfield gedehnt. Und seine rechte Hand hing wie zufällig vor der Gürtelschlaufe, keine zehn Zentimeter vom Griff seines Revolvers entfernt.
Angles Kiefermuskeln zuckten. Aber dann grinste er versöhnlich. Springfield drehte sich um und ging hinaus zu dem Wagen. Er stieg ein.
»Sieht aus, als ob alles okay wäre, Boß. Angle und Probatt stehen an der Kabine und warten. Ich hab’ ihnen Ihre Bedingungen gesagt.«
»Und?«
»Sie akzeptieren.«
»Schön. Fahr ’rein. Aber halte gleich hinter dem Tor. Wir warten, bis das Licht in der Kabine angeht.«
Seidenweich schnurrte der Motor des großen Luxuswagens. Springfield bremste ihn ebenso weich ab, als sie das Tor passiert hatten. Jackson beugte sich vor.
»Hör zu, Bob. Sieh mal nach da rechts drüben! Siehst du dort den großen Stahlträger, der hinauf zur Galerie geht?«
»Klar, Boß.«
»Auf unserer Seite sind Krampen dran. Du kannst von hier aus hinaufsteigen bis zu der Stelle, wo das Fensterlicht drauffällt. Verstehst du?«
Springfield nickte.
»Die anderen können dich da nicht sehen. Aber du kannst die Kabine und die Nachbarschaft gut überblicken. Wenn Randolph wirklich allein drin sitzt, nimmst du den kleinen Spiegel und gibst mir ein Blinkzeichen. Dann gehe ich ’rein. Und du beobachtest von oben, ob sie mich nicht ’reinlegen wollen.«
Springfield grinste.
»Sie sind doch wirklich der schlauste Fuchs, für den ich je garbeitet habe, Boß.«
»Das will ich hoffen«, knurrte Jackson und drückte seinem Fahrer und Leibwächter einen kleinen Taschenspiegel in die Hand. »Jetzt hau ab!«
Springfield schob sich leise zur Beifahrertür hinaus. Er drückte die Tür geräuschlos ins Schloß. Geduckt huschte er zwischen den Regalreihen entlang auf den Stahlträger zu, der eigentlich aus drei miteinander verschweißten Stahlschienen bestand. Er war so breit, daß er einen Mann verdecken konnte. Springfield begann, in den eisernen Krampen emporzusteigen, bis er den Punkt erreicht hatte, den die letzten Strahlen der Abendsonne noch trafen.
Vorsichtig schob er den Kopf ein wenig vor und schielte hinab. Vom anderen Ende der Halle her näherte sich ein einzelner Mann. Er betrat die Glaskabine und schaltete die Neonbeleuchtung ein. Die Röhre flackerte kurz, bevor sie aufleuchtete. Es war Randolph, und er war allein.
Springfi'eld strengte die Augen an. Weit hinten erkannte er undeutlich zwei Gestalten im Mittelgang. Es mußten Angle und Probatt sein. Sie hielten sich also an die Abmachung.
Er nahm den Spiegel und hielt ihn ins Sonnenlicht. Dreimal schwenkte er ihn im Schutz des Pfeilers hin und her. Dann sah er, daß Jackson ausgestiegen war und den Mittelgang hinabging.
Er steckte den Spiegel ein, schob den linken Arm durch eine der Krampen, um einen besseren Halt zu haben, und zog mit der Rechten seinen Revolver. Hoffentlich dauert es nicht stundenlang, dachte er. Auf diesen Mistkrampen steht man nicht gerade bequem.
Immer wieder blickte er hinab in die Halle. In der strahlendhell erleuchteten Kabine sah er seinen Boß mit Randolph sprechen. Die beiden hatten sich an dem kleinen Schreibtisch gegenübergesetzt und schienen eifrig miteinander zu palavern. Also doch keine Falle, dachte Springfield zufrieden. Nur die Besprechung eines neuen Coups.
Er sah auf die Uhr. Die beiden redeten nun schon sechs Minuten miteinander. Springfields linker Arm, der seinen ganzen Körper halten mußte, schlief allmählich ein. Springfield schob die rechte Hand durch die Krampe und nahm die Schußwaffe mit der Linken. Er schlenkerte den linken Arm ein wenig hin und her, um den Kreislauf anzuregen. Da sah er die beiden Männer, die geduckt aus einem Seitengang kamen und auf die Kabine zuliefen. Sie hatten beide Revolver in der Hand, und sie waren so nah, daß er sofort erkennen konnte, daß sie nicht zu den Leuten gehörten, die er kannte. Verflucht und zugenäht! schoß es ihm durch den Kopf. Doch eine Falle! Er riß den linken Arm hoch und zielte.
***
Zeery kam zu sich, weil der glühendheiße Schmerz in seiner Brust ihn wieder aufweckte. Er stöhnte und schlug die Augen auf.
Eine fremde Tapete. Fremde Möbel. Ein fremdes Zimmer. Und doch hatte er es schon gesehen. Wenn nur dieser
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