Jerry Cotton - 0571 - Ich gegen die Mafia
Jimmy Calgate trotz seines maßgeschneiderten Anzuges nicht mehr sehr vornehm. Lieutenant Easton setzte ihm unbarmherzig zu.
»Sie kannten Vitessa Baran gar nicht?«
»Nein.«
»Aber Sie waren gestern nacht um zwei Uhr in der Bar und haben sich mit ihr längere Zeit unterhalten!«
»Ausgeschlossen.«
»Sie hätten dem Wächter auf dem Parkplatz ein Trinkgeld geben sollen, Calgate. Er kann sich deshalb an Sie erinnern, weil Sie der einzige Gast in dieser Nacht waren, der es nicht tat. Und er wird seine Aussage vor Gericht beschwören. Außerdem haben wir einen Zeugen, der gesehen hat, wie Sie aus der Wohnung von Miß Baran kamen, und zwar heute abend, so kurz nach halb sieben! Und das ist ungefähr die Mordzeit!«
»Was für einen Zeugen denn?«
Der Lieutenant sah seinen Stellvertreter nur kurz an. Ed stand auf, ging hinaus und kam gleich darauf mit einem aparten, jungen schwarzhaarigen Mädchen zurück.
»Das ist er!« rief sie erschrocken. »Das ist der Mann, der mit zwei anderen aus Vitessas Wohnung kam!« ■
»Das genügt fürs erste«, meinte der Lieutenant und ließ das Mädchen nach Hause bringen. Fünf Minuten später packte er das nächste Beweismittel auf den Tisch: die Tatortspurenkarten mit den Prints, die man an der Handtasche der Toten gesichert hatte. »Sechs von diesen Fingerspuren stimmen mit den Abdrücken überein, die wir Ihnen hier bei der Einlieferung abgenommen haben, Calgate. Sie haben also die Handtasche eines Mädchens in der Hand gehabt, das Sie angeblich gar nicht kennen. Soll ich Ihnen sagen, warum?« Calgate schwitzte. Aber er sagte nichts.
»Weil Sie geizig sind«, fuhr Easton schonungslos fort. »Was man schon an der Geschichte mit dem Parkplatzwächter ersehen kann. Gestern nacht haben Sie dem Mädchen tausend Dollar gegeben, damit sie Ihren Boß beim FBI verpfeifen soll. Weil Sie sein Nachfolger werden wollten. Als Sie die lästige Zeugin nicht mehr brauchten, haben Sie beschlossen, sie zu töten. Nachdem das getan war, fielen Ihnen Ihre tausend Dollar wieder ein. Und so haben Sie eben das Geld aus der Handtasche geholt und wieder eingesteckt. Dabei kamen Sie sich wohl noch verdammt schlau vor, was? Andere Leute vorschicken und ihnen anschließend das Geld dafür wieder abnehmen, um sie mit einer Kugel als Mitwisser zu beseitigen. Sehr genial, wirklich. So genial, daß es Sie den Rest Ihres Lebens kosten wird, Calgate. Denn wir haben nämlich noch ein drittes Beweismittel. Die beiden Kugeln, die ich in Ihrem Badezimmer sichergestellt habe. Jetzt lasse ich Sie in eine Zelle bringen. Bis morgen früh haben Sie Gelegenheit zu schlafen. Wenn Sie schlafen können.«
Calgate wurde hinausgeführt. Ich hörte, wie Ed Schulz im Vorzimmer zu ihm sagte: »Schreiben Sie uns nur noch die Adressen der beiden Mittäter auf, die mit Ihnen in der Wohnung der Baran waren. Oder wollen Sie alles ganz allein ausbaden?«
Die Tür fiel hinter den beiden zu. Nach einem fragenden Blick auf Easton griff ich zum Telefon und ließ mich mit Mr. High im Distriktgebäude verbinden. Ich berichtete ihm von der Festnahme Jimmy Calgates. Dafür erfuhr ich, daß die Mafia eine zweite Forderung gestellt hatte.
»Augenblick!« sagte Mr. High, nachdem er von Randolphs Anruf berichtet hatte. »Ich bekomme gerade den letzten Bericht unserer Überwachungsabteilung.«
Es dauerte fast fünf Minuten, bis sich der Chef wieder meldete. Inzwischen hatten sich Easton, Phil und ich Zigaretten angesteckt. Allmählich spürte ich, daß es Nacht war, daß ich seit sechzehn Stunden nicht aus den Schuhen gekommen war, daß ich nicht einmal ein Abendessen bekommen hatte.
»Randolph hat seine Wohnung auf uns unbekanntem Wege verlassen. Er kam plötzlich aus dem Café im Nebenhaus, sprang in ein Taxi und ließ sich zu Jackson fahren. Er hatte einen schweren Koffer bei sich. Im Augenblick ist er bei Jackson.«
Ich überlegte nur eine Sekunde. »Wir müssen eingreifen, Chef«, empfahl ich dann. »Wir kennen doch Mafia-Praktiken. Nachdem Randolph und Jackson einmal von uns verhaftet waren, sind die beiden als Bezirksbosse nicht mehr tragbar. Die Mafia kann sie aber auch nicht in unsere Hände fallen lassen, denn die beiden wissen garantiert zuviel. Also wird man die beiden nach bewährter Mafia-Manier ausschalten. Sie werden wieder einmal versuchen, dem Henker die Arbeit abzunehmen. Das müssen wir verhindern!«
»Aber der Busbahnhof, Jerry! Die Zeit brennt uns auf den Nägeln!«
»Ich habe«, sagte ich gedehnt, »ich habe,
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