Jerry Cotton - 0571 - Ich gegen die Mafia
reichte.
»Ich wollte Tommy Andrews besuchen und Mac Winsley«, sagte er leise. »Welche Zimmer haben die beiden?«
Das Männchen wich vor dem Riesen erschrocken zurück, bis es mit dem Rücken gegen die Schlüsselwand stieß. Ein paar Schlüssel von Pensionsgästen, die immer noch nicht zu Hause waren, schepperten klirrend.
»Dritter Stock!« rief das Männchen hastig. »Die beiden haben ein Zimmer gemeinsam. Zimmer 308.«
»Hat das Zimmer Telefon?«
»Sind wir im Waldorf-Astoria?« fragte das Männchen, plötzlich mutig geworden.
Ed Schulz sah sich flüchtig um und schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe nicht den Eindruck.«
»Na also! Da drüben ist eine Telefonzelle. Wer telefonieren will, kann es dort tun.«
Ed Schulz und Lieutenant Easton ließen das Männchen stehen und stapften die ausgetretenen Treppen hinan, denn es gab auch keinen Lift in diesem Prunkbau. Von den Wänden hatten sich die blasenwerfenden Tapeten stellenweise schon verabschiedet.
In der dritten Etage gingen Easton und Schulz bis zum Zimmer 308. Hinter der Tür ertönte das Geprassel von Schüssen. Ed schluckte. Es hörte sich an, als ob eine Kompanie Marine-Infanterie das Scharfschießen mit Maschinengewehren übte.
Sie zogen beide ihre Dienstrevolver. Die kurzläufigen Smith and Wesson 38 Special glänzten matt mit ihren brünierten Läufen. Ed legte von der Seite her vorsichtig die Hand auf den Türknauf und drehte leise.
Zu ihrer Überraschung ging die Tür auf, ohne zu quietschen. Im Türausschnitt sahen sie die Rücken von zwei Männern, die einträchtig nebeneinander auf einem Sofa saßen, Bier tranken und fasziniert auf das Fernsehgerät starrten. Dort erschien gerade das markante Männergesicht eines Sheriffs. Er verkündete in die Kamera hinein: »Schluß. Feierabend. Aus. Ihr habt ausgespielt! Ihr seid verhaftet!«
»Na so was!« brummte Ed und fügte etwas lauter hinzu: »Dasselbe wollte ich auch gerade sagen: Tommy Andrews, Mac Winsley, machen Sie keine verdächtige Bewegung! Sie sind festgenommen. Gegen Sie wird Anklage erhoben werden wegen Beihilfe zum Mord und zum versuchten Mord. Reckt die Händchen hoch. Da auf dem Bildschirm zeigen sie euch gerade, wie es gemacht wird!«
***
Die Uhr an meinem Handgelenk ging auf zwei. In unserem Office hingen die Rauchschwaden einiger Zigaretten. Diesmal hatten wir uns Randolph vorgenommen, weil er uns der weichere zu sein schien.
»Nun betrachten Sie Ihre Lage einmal realistisch, Mr. Randolph«, riet Mr. High geduldig. »Bei uns erwartet Sie eine Anklage, die Ihnen ein paar Jahre eintragen wird. Das ist sicher. Die Veruntreuung von Gewerkschaftsgeldern kann Ihnen nachgewiesen werden. Wir haben Zeugen und andere Beweismittel.«
Randolph war mit seinen Kräften am Ende. Zu viel war im Verlauf der letzten Stunden auf ihn eingestürmt. Er nickte ergeben.
»Aber was erwartet Sie draußen?« fuhr Mr. High fort. »Ihr Boß ließ Sie schnell noch mit uns telefonieren, damit er die Dreckarbeit nicht selbst zu machen braucht. Und anschließend jagte er ein Mörderkommando los, um Sie und Jackson umbringen zu lassen. Wollen Sie für einen Mann die Kastanien aus dem Feuer holen, der Sie umbringen lassen will?«
In Randolphs Gesicht zuckte es verräterisch. Wir ließen ihm Zeit. Er wußte selbst am besten, daß sein Leben keinen Pfifferling mehr wert war, wenn wir ihn abermals hätten laufenlassen.
Nach einiger Zeit fragte er rauh: »Haben Sie ein Stück Papier?«
Ich schob ihm wortlos einen Block und einen Stift hin. Er kritzelte einen Namen, aber zwei Telefonnummern hin. Vor Aufregung hatte er vergessen, wie sich später herausstellte, daß er genau wußte, unter welcher Nummer der Distriktboß der New Yorker Mafia an diesem Abend zu erreichen war.
Ich schob den Block hinüber zu Phil. Der reichte ihn an Mr. High weiter. Der Chef griff selbst zum Telefon.
»Die New York Telephone Company, bitte«, sagte er. »Irgendeinen der leitenden Angestellten.«
Es dauerte eine Weile, bis unsere Telefonzentrale einen solchen Mann aufgetrieben hatte. Dafür ging es dann um so schneller.
»Hier spricht John D. High«, sagte der Chef. »FBI-Büro New York. Ich brauche die Namen und die Adressen von zwei Anschlußinhabern. Ich gebe Ihnen die Rufnummern durch.«
Er tat es. Ich hatte mir die Mithörmuschel ans Ohr geklemmt und hörte, wie eine Männerstimme erwiderte: »Legen Sie auf. Wir rufen in zwei Minuten zurück.«
Das war eine Vorsichtsmaßnahme der Telefongesellschaft. Schließlich
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