Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Titel: Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
sonderlich originellen Namen »Hot Spot« trug — eine freilich sehr passende Bezeichnung, wie sich rasch herausstellen sollte.
    Um diese Zeit war das Lokal leer. Es war ein großer dunkler und verräucherter Raum mit Möbeln aus der Zeit der Jahrhundertwende. Außer dem Wirt war niemand darin. Der Wirt saß hinter dem Tresen und schrieb etwas in ein Journal. Er blickte bei meinem Eintreten nicht einmal hoch und zeigte mir nur seine spiegelblanke Glatze, die von einem stumpfen grauen Haarkranz eingesäumt wurde.
    Ich lehnte mich an die Theke und sah zu, wie er einige Zahlen eintrug.
    »Bier?« grunzte er.
    »Cola«, sagte ich.
    Er schaute mich an, als hätte ich einen Cocktail mit zerhackten Orchideen verlangt. Offenbar wurde bei ihm nur Bier getrunken. Er holte die Cola aus der Kühltruhe und öffnete sie. Zusammen mit einem Glas stellte er sie vor mich hin. Seine Bewegungen waren gemessen, aber ich spürte, daß er sehr schnell auf den Beinen sein konnte, falls es die Situation verlangte.
    »Netten Laden haben Sie hier«, sagte ich. »Erinnert mich ein wenig an englische Pubs.«
    Ich meinte es ehrlich. Abends, wenn sich das Lokal mit Gästen füllte, war es hier drin gewiß recht gemütlich. Der Raum war frei von dem Chrom- und Plastikstil, der viele Lokale heute so kalt wirken läßt.
    Ich schaute mich um. Vor der Tür, die zu den Toiletten führte, hing ein dunkelgrüner Filzvorhang. Er reichte fast bis zum Boden. Trotzdem war er nicht lang genug — ich sah deutlich die Schuhspitzen des Mannes, der dahinter stand.
    Ich brachte es fertig, mich wieder der Cola zuzuwenden, ohne mir etwas anmerken zu lassen.
    »Schon lange in der Gegend?« fragte ich den Wirt.
    Er verzog seine vollen blassen Lippen. »Lange genug, um die Lust am Quatschen verloren zu haben«, meinte er grob und fuhr mit seinen Eintragungen fort.
    Ich genehmigte mir einen Schluck Cola und ging auf die Toilettentür zu. Ich registrierte, wie hinter mir das kratzende Geräusch des Kugelschreibers erstarb.
    Neben dem Filzvorhang hing ein Spielautomat an der Wand. Ich warf einen Dime hinein und spürte dabei die bohrenden Blicke des Wirtes in meinem Rücken.
    Es war ein Automat, der keinen Gewinn abwarf. Er diente nur der Prüfung der eigenen Geschicklichkeit.
    Die Schuhspitzen, die nur einen Yard von mir entfernt unter dem Filzvorhang hervorlugten, waren dunkelbraun und gepflegt. Ich operierte mit dem Drehgriff des Automaten, um eine leuchtende Kugel mit möglichst vielen Kontaktspiralen in Berührung zu bringen. Jeder Kontakt ließ am Fußende des Automaten eine Zahl aufleuchten. Ich kam auf siebentausend. Mehr als zwanzigtausend konnte man nicht erreichen.
    »Keine schlechte Leistung«, lobte der Wirt schnaufend. »Kommen Sie her, darauf spendiere ich einen.«
    Ich drehte mich langsam um. Das plötzliche Entgegenkommen des Wirtes war mehr als seltsam. Er brachte es sogar fertig, freundlich zu grinsen.
    »Nehmen Sie Gin?« fragte er.
    »Warum nicht?«
    »Pur oder mit Wasser?« wollte er wissen.
    »Wie Sie wollen«, sagte ich.
    »Ich stehe auf Überraschungen, wissen Sie.«
    Ich riß den Vorhang zur Seite. Dahinter stand James Atchkinson. Er war nicht allein. In seiner Begleitung befand sich eine großkalibrige Pistole. Er hielt sie in seiner rechten Hand und zielte damit auf meine Herzgegend.
    »Hallo, alter Freund«, sagte ich und musterte bekümmert den blutverkrusteten Schorf an seiner Lippe. »Wie ich sehe, haben Sie sich noch nicht völlig von Bert Steeples Attacke erholen können.«
    Er starrte mir in die Augen. Sein Atem kam flach und ziemlich rasch, sonst zeigte er jedoch keine Erregung. Er hielt die Pistole ganz ruhig. Ich stellte fest, daß sein Finger am Abzug lag — dicht am Druckpunkt.
    Gerade als ich den Mund aufmachen wollte, klingelte irgendwo hinter Atchkinson ein Telefon. Der Apparat befand sich offenbar in dem Korridor, der zu den Toiletten führte.
    Bei mir fiel der Groschen. »Deshalb also sind Sie so früh aus den Federn gekrochen«, sagte ich. »Sie wollten einen wichtigen Anruf erledigen. Ein Ferngespräch, nehme ich an. Sie meldeten es an und erwarteten den Rückruf.«
    »Ich kann zu Hause telefonieren«, meinte er.
    »Sicher. Aber dort trauen Sie dem Frieden nicht. Sie fürchten, wir könnten Ihr Telefon angezapft haben. Sie irren sich, Atchkinson. Nichts dergleichen ist geschehen.«
    Der Apparat hinter der Tür klingelte weiter.
    »Soll ich — soll ich abnehmen?« fragte der Wirt von der Theke her. Seine Stimme klang

Weitere Kostenlose Bücher